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Kapitel 18: Fragen, Antworten und wieder Fragen

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Frage: »In welchem Verhältnis stehen Sie zur katholischen Kirche?«

Antwort: »Eigentlich in gar keinem.«

Frage: »Glauben Sie an Gott?«

Antwort: »Das eigentlich nicht. An einen Schöpfergott vielleicht, aber nicht im Sinne der Kirche.«

Mein Zugeständnis an den Zeitgeist – ich bin ein schwacher Mensch.

Frage: »Auf Vorhalt, immer wieder in der katholischen Kirche St. Marien gesehen worden zu sein – geben Sie häufige Kirchenbesuche zu?«

Daß sie dort ihre Spitzel haben, davon war ja eigentlich auszugehen gewesen.

Antwort: »Meine Frau Elfriede Elisabeth, geborene Koehler, Schweizer Staatsbürgerin, ist praktizierende Katholikin. Ich begleite sie regelmäßig zur Messe.«

Frage: »Sind Sie und Ihre Frau kirchlich getraut?«

Antwort: »Ja, das sind wir.«

Frage: »Warum haben Sie sich kirchlich trauen lassen, wenn Sie doch vorgeben, nicht an Gott im Sinne der katholischen Kirche zu glauben?«

Antwort: »Weil für meine Frau die Ehe nur nach einer kirchlichen Trauung als geschlossen gilt.«

Frage: »Auf Vorhalt, beim Empfang der Kommunion gesehen worden zu sein – erklären Sie diesen Widerspruch.«

Diese Vorhalte, die mag er besonders gern, sollen sie mir doch demonstrieren, sie wüßten alles.

Antwort: »Ich nehme die Kommunion nur meiner Frau zuliebe in Empfang.«

Frage: »Sind Sie getauft?«

Antwort: »Natürlich.«

Frage: »Sind Sie offiziell aus der Kirche ausgetreten?«

Völlig überflüssige Frage, denn seit dem Konkordat zahle ich doch die Kirchensteuer über das Finanzamt.

Antwort: »Nein, ich bin nicht aus der Kirche ausgetreten.«

Frage: »Wegen Ihrer Frau.«

Antwort: »Ja, wegen meiner Frau.«

Frage: »Wo haben Sie die beiden Herren, Herrn Karl Müller und Herrn Wilfried Schmidt kennengelernt?«

Antwort: »In der Kirche St. Marien, nach einer Messe.«

Frage: »Wie ergab sich der Kontakt zu beiden? Sind Sie einander vorgestellt worden?«

Antwort: »Der Kontakt ergab sich zufällig und aufgrund der schwäbischen Mundart der beiden Herren. Auch ich komme aus Schwaben. Wie sich herausstellte, waren die beiden Herren neu in Berlin und auf der Suche nach einer Unterkunft für die Zeit ihres Studiums der Theologie.«

Frage: »Wer von Ihnen hat den Herren Müller und Schmidt ein Untermietsverhältnis in Ihrem Hause angeboten, waren Sie das oder war das Ihre Frau?«

Antwort: »Daran kann ich mich nicht genau erinnern, aber wahrscheinlich war ich das. Ich führe die Haushaltskasse, und wir brauchten dringend Einkünfte, wie sie aus einem solchen Untermietsverhältnis zu erzielen sind.«

Frage: »Sie haben also keine sonstigen Einkünfte?«

Antwort: »Nicht ganz, denn ab und an verkaufe ich schon noch etwas, und ich bekomme doch auch von meinem Bruder, der in Berlin ein Lokal besitzt, regelmäßig eine kleine Unterstützung.«

Frage: »In welcher Höhe?«

Antwort: »Monatlich 75 Mark.«

Frage: »Was natürlich zum Leben nicht ausreichen dürfte.«

Antwort: »Mir aber doch sehr beim Kauf der nötigen Malmaterialien hilft.« Groß zu interessieren aber schien ihn das mit meinem Bruder nicht – an so einer brüderlichen Unterstützung dürfte ja schließlich auch nichts Unnationalsozialistisches dran sein. Er sagte nur, daß sich diese meine Angaben ja sicher überprüfen ließen, und mir blieb nur, eifrig zu nicken. Was ihn natürlich viel mehr und allein nur interessierte, das waren diese beiden vermaledeiten Untermieter, das katholische Pack. Das mit Schwanz dran.

Frage: »In welchem zeitlichen Abstand sind die Herren Müller und Schmidt bei Ihnen im Hause als Untermieter eingezogen?«

Antwort: »Das ist mir nicht genau erinnerlich, ich nehme aber an, ungefähr eine Woche später.«

Frage: »Hatten Sie zwischenzeitlich noch Kontakt mit den beiden Herren?«

Antwort: »Ja, telephonisch, um mit Ihnen die Einzelheiten zu besprechen.«

Frage: »Hatte Ihre Frau vor dem Einzug bei Ihnen Kontakt zu den beiden Herren?«

Antwort: »Das ist mir nicht bekannt.«

Frage: »Seit wann hatte Ihre Frau dann ein intimes Verhältnis mit Herrn Müller und Herrn Schmidt?«

Antwort: »Auch das ist mir nicht genau bekannt.«

Frage: »Wollen Sie damit sagen, daß Sie dies nicht bemerkt haben?«

Antwort: »Meine Frau hat mich davon nicht in Kenntnis gesetzt, und auch die Herren Müller und Schmidt haben nie mit mir darüber gesprochen.«

Frage: »Sie leben in einem kleinen Haus – wie wollen Sie erklären, daß Sie davon nichts mitbekommen haben wollen, daß Ihre Frau mit den beiden Herren intim verkehrte?«

Antwort: »Ich kann mir dies nur so erklären, daß ich vollkommen die Augen vor dieser Möglichkeit verschlossen habe, daß ich nicht sehen wollte, was ich hätte sehen können. Ich arbeite sehr viel und halte mich die meiste Zeit am Tag über in meinem Atelier im hinteren Teil unseres Grundstückes auf.«

Frage: »Hat Ihre Frau ihre intimen Kontakte mit den Herren Müller und Schmidt auf die Zeit am Tage beschränkt?«

Antwort: »Das weiß ich nicht. Ich arbeite oft auch bis spät in die Nacht hinein.«

Frage: »Haben Sie ein gemeinsames, eheliches Schlafzimmer mit Ihrer Frau?«

Antwort: »Nein. Ich schnarche.«

Eine maßlose Übertreibung.

Frage: »Gibt es eine Verbindung zwischen dem Schlafzimmer Ihrer Frau und den an die Herren Müller und Schmidt vermieteten Räumen?«

Antwort: »Nicht direkt, aber das von uns bewohnte Haus ist klein.«

Frage: »Auf Vorhalt, Ihre Frau sei mit den beiden Untermietern zusammen im Bad gesehen worden – nehmen Sie dazu Stellung?«

Antwort: »Ich kann dies nicht bestätigen. Kann dies aber auch nicht ausschließen. Meine Frau verschließt aufgrund einer frühkindlichen Phobie gegenüber verschlossenen Räumen das Badezimmer nicht. Es könnte auf diese Weise zu Zufallsbegegnungen zwischen meiner Frau und den beiden Herren im Bad gekommen sein.«

Frage: »Ihre Frau ist dabei beobachtet worden, wie sie in unbekleidetem Zustand im Haus herumgelaufen ist, während die Herren Müller und Schmidt anwesend waren.«

Hier hatte er seinen Vorhalt vergessen.

Antwort: »Ich bin Maler, und meine Frau stellt sich mir dankenswerterweise des öfteren als Aktmodell zur Verfügung.«

Frage: »Ihre Frau ist aber nicht in Ihrem Atelier in unbekleidetem Zustand beobachtet worden, sondern im vorderen, von der Straße einsehbaren Teil Ihres Hauses.«

Schweine, Spanner, Voyeuristen.

Antwort: »Meine Frau ist FKK-Anhängerin.«

Eine glatte Lüge.

Speedy – Skizzen

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