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PROBERAUM

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Proberäume waren damals wie auch heute so wichtig wie knapp. Ulf Voigt hatte da von einem leer stehenden ehemaligen Fleischerladen in der Marienburger Strasse im Prenz’l berg gehört. Wenn man aber auch nur den Hauch von `ner Chance auf Dauerhaftigkeit eines Mietvertrages haben wollte, musste das ganze von der KWV (Kommunale Wohnungsverwaltung) Abtlg. Gewerberaumlenkung offiziell abgesegnet werden. Dazu benötigten wir von irgend `ner offiziellen Stelle ein Schreiben, aus dem hervorging, dass wir… bla, bla, bla!

Ich also hin zu Wolfgang Friedrich, der ja immer noch der für uns „zuständige“ Kulturfuzzy beim Rat der Stadt war. Das ganze frei nach dem Motto: NU ZEIG MA WIE DE MICH UNTERSTÜTZT BEI DER GANZEN KAPELLENLEITERKACKE!

Ich mach’s kurz – ich weiß nicht, wie oft ich zwischen Berliner Haus für Kulturarbeit und Gewerberaumlenkung hin und her gefahren bin, wie lange ich insgesamt in Amtsfluren Zeit verplempert habe und wie viele Fusseln ich mir an die Fresse geredet habe – der Proberaum war irgendwann endlich unser!! Proberaum ist hier allerdings charmant übertrieben, wir mussten erstmal `ne Menge Arbeit in die Hütte stecken, aber zu Fleiß und Ausdauer gesellte sich auch noch `ne ordentliche Portion Glück: direkt über dem Proberaum wohnte `ne Familie Taubstummer! Nee ehrlich, die gesamte Familie konnte nicht sprechen und hören.

Da mein Onkel Jürgen damals schon Elektromeister war und die Installation und Abnahme der Elektroanlage übernahm, verging die Zeit wie im Fluge. Nachdem wir das ganze also ordnungsgemäß ausgebaut hatten – mit Materialien, deren abenteuerliche Beschaffung uns bei Entdeckung einige Zeit schwersten Karzer eingebracht hätte - machten wir erstmal `ne Mietervollversammlung mit lecker Schnaps und dem Versprechen niemals länger als 20 Uhr zu proben.

Ich schwöre, es fiel nie `n Ton nach 19 Uhr! So war es immer. Im Osten brauchtest du `n dickes Fell und Geduld – dabei halte ICH Geduld nichtgrade für `ne Tugend - aber mit `ner ordentlichen Portion Frechheit und `nem Stiernacken war selbst in der verkrusteten, von vorsichtigen, mit vorauseilendem Gehorsam verseuchten Schwanzlutschern übersäten DDR so einiges möglich.

Das Leben ist ´ne Session

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