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MICHAS EINSTIEG, PLAUEN

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Unbedingt muss selbstverständlich der Einstieg Micha Linkes Erwähnung finden.

Monokel-Logo, Micha

Immer wenn wir in Hohenneuendorf bei Berlin gespielt haben, kam Micha, der dort wohnte, um dann mit uns prima zu jammen. Linke spielte damals schon einen derart flotten Darm, dass uns das eine oder andere Mal das Maul offen stand. Auf Grund einer Verletzung in frühester Jugend kann Micha den Ringfinger seiner linken Hand nicht bewegen – der Halunke spielt also genau genommen links nur mit drei Griffeln – bis eben auf die Tatsache, dass er den steifen Finger als Aufbewahrungsort seines Bottlenecks benutzt. Meine Fresse, wie der Bengel Slidegitarre spielt – ich glaube nicht zu übertreiben, wenn ich behaupte, in Micha einen der besten Slidegitarristen überhaupt kennen gelernt zu haben. Ich hab’ in meinem Leben wirklich Super Gitarreros kennen gelernt – gerade hier in Spanien laufen Jung’s rum, da fällt mir `n Ei aus der Hose – aber mit dem Bottleneck geht keiner um wie Linke.

Michas allererste Mugge mit MONOKEL war auch so ein legendäres Ereignis, das uns einen festen Platz im DDR – Undergroundolymp sicherte.Festhalle Plauen! Der Laden fasste um die 2000 Leute. Als wir mit unserem Kleinbus Marke „Barkas“ nebst Hänger selbstverständlich Stunden vor Konzertbeginn eintrafen, lungerten bereits schon so um die 1000 Herrschaften vor und um den Saal herum! Au weia, uns schwante Böses.

Als dann nach Aufbau, Soundcheck und Ordnungsgruppeneinweisung der Einlass begann, dauerte es nicht lange, und der völlig überforderte Veranstalter stand mit bösen hektischen Flecken im Gesicht vor mir in der Garderobe und bat mich in sein Büro. Dort saßen also der Polizeichef von Plauen, dann ein geschmacklos gekleideter Herr, der schwer nach Sicherheitsapparat roch und eben der verängstigte Veranstalter.

“Wir werden“ sagt der doch allen Ernstes „die Veranstaltung abbrechen, gehen sie bitte auf die Bühne und machen sie eine entsprechende Ansage“ Ich dachte ich wäre in einem schlechten Räuber und Gendarm – Film!! Ich machte also den Deppen erstmal klar, dass mittlerweile bereits ca. 2000 Leute IM Saal wären und wahrscheinlich ähnlich viele vor dem Haus auf Einlass warteten. Die waren schon überaus sauer und bei dem Tohuwabohu da draußen knickten auch schon einige kleine Laternen wie langstielige Tulpen um. Von den sorgsam angelegten Blumenrabatten gar nicht zu reden! „Okay, wenn hier also niemand will, dass der Laden von INNEN UND AUSSEN auseinander gerissen wird sollte die Veranstaltung stattfinden, dreist wenn der Saal alle Schnullernormen brechend überfüllt sein sollte!“

Irgendwie haben die drei Muskeltiere dann nach viel, viel Gelaber doch begriffen, dass Gala Recht hat und fügten sich ins Unvermeidliche! Direkt gegenüber der Bühne auf der anderen Seite des Saales befand sich der Einlass, bestehend aus zwei riesigen Flügeltüren. Als wir also endlich anfangen durften, öffneten sich diese Türen und in den mit 2300 Leuten leicht überfüllten Saal ergossen sich noch mal so um die 500 – 800 Kuttenträger. Abgesehen von der un-be-schreib-lich-en, fast extatischen Stimmung, die sich dadurch verbreitete, war dies von der Bühne aus ein Anblick, den wir glaube ich alle nie mehr vergessen werden. Micha jedenfalls drehte sich während des Spielens zu mir um und meinte nur, dass er so was wie seekrank wäre bei dem Anblick all der wogenden in die Luft gestreckten Arme. Die gesamte Veranstaltung ging an uns vorüber wie im Rausch und möglicherweise war den meisten Leuten da unten im Saal völlig egal wie wir klangen und wie wir spielten – wichtig war nur, DASS wir spielten. Und das taten wir, als ginge es um das Ende unseres Lebens. Wir ahnten ja nicht, dass dies - ganz im Gegenteil - der eigentliche Beginn war.

Nebenbei bemerkt kann ich mich noch sehr gut und mit Grausen daran erinnern, wie entsetzlich dieser ehrwürdige Saal nach diesem Happening aussah: ein Gemisch aus Gerstensaft, Glasscherben, Milliarden Kippen, Bier-, Wein- und Schnapsflaschen, zerrissenen Kleidungsstücken und kleinen Blutlachen – genauso roch die Bude auch.Ja, ja, diss war Michas erster Gig bei MONOKEL! Logisch, dass wir in Plauen lange, lange Zeit Auftrittsverbot hatten – und wer kann`s – mal ganz ehrlich - den Veranstaltern verdenken!

Biermann hat mir mal – allerdings damals noch auf sich gemünzt - gesagt „solange sie dich verbieten geht’s dir als Künstler gut – nur wenn sie dir in den Arsch kriechen musst du dich ängstigen!“ Wie wahr dieser Spruch ist, sollte ich noch genügend – aus beiden Richtungen beleuchtet – zu spüren bekommen, na mal seh’n!


Gala, Mario Janik, Basti, Speiche, Micha „Lefty“ Linke

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