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DAS MONSTER VOM SCHILKINSEE

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Ich bin das Monster vom Schilkinsee

Ich tu Euern Lebern ganz bestimmt nicht weh

Ich habe die Schwachen ganz besonders gern

Bei manchem andern brauch’ ich drei oder vier Stern’

Doch dann bin ich gut

Dann bin ich gut

Und nimmst Du mehr als drei, vier, fünf Schluck von mir

Bleib ich noch `n Weilchen bei Dir

Und bist Du mal einsam – einerlei

Mit mir im Schädel gehen Deine Sorgen vorbei

Elefanten und Mäuse kommen Dich dann besuchen

Hahahahahahahahahahahaha

Komm doch, komm doch, Du musst mich versuchen

Weil dann fühlst Du Dich gut

Dann fühlst Du Dich gut

Und nimmst Du mehr als drei, vier, fünf Schluck von mir

Bleib ich noch `n Weilchen bei Dir

Und eines Tages verlierst Du Dein Ziel

In Deiner Hose passiert auch nich’ mehr viel

Deine Hände zittern – am Morgen ist Deine Murmel schwer

Du lallst nur noch „mein Freund vom Schilkinsee muss her!“

Dann fühlst Du Dich gut

Ja dann fühlst Du Dich gut

Ich bin das Monster Vom Schilkinsee

Ich tu euern Lebern nur so’n ganz klein wenig weh

Ich habe die Schwachen ganz besonders gern

Bei manch einem andern brauch’ ich drei oder fünf Stern

Dann bin ich gut

Dann bin ich delikat

Und nimmst Du mehr als drei, vier, zehn Schluck von mir

Bleib ich noch lange bei Dir

Auf alle Fälle hatte unser Michi scheinbar noch nicht genug gefeiert. Mit lediglich einem Slip aufs spärlichste bekleidet machte sich der unternehmungslustige Knabe mit dem Fahrstuhl auf den Weg in die Hotelhalle um dort ganz speziell der Rezeption seine Aufwartung zu machen. Eben da angekommen wollte Micha un – be – dingt das dicke Gästebuch einsehen, da er noch einige trinkfeste Gäste in diesem großen Haus vermutete. Großes Glück, dass zu dieser Zeit (ca. 4.00 Uhr früh) kein Schwein mehr die Lobby bevölkerte und noch größeres Glück, dass es sich bei der anwesende Nachtschwester um eine Künstlersympathisantin mit hervorragendem Humor handelte.

Nebenbei bemerkt, möchte ich an dieser Stelle mal eben meinen größten Respekt gegenüber Micha zum Ausdruck bringen: der Bursche hat gut und gerne das doppelte dessen, was ein erwachsener Mann so an Alkohol wegzerren kann niedergemacht – verbunden mit den leider üblichen Ausfallerscheinungen wie z.B. Verlust jeglicher Sprachmotorik vor Sonnenuntergang, schwere Einschränkung des Gleichgewichtsystems sowie unerwartetem Besuch einiger Elefanten und Mäuse, und zwar offenen Auges.

Zum Beispiel ist Micha irgendwann mal voll wie `ne Kuh von der Bühne gestürzt und hat dann – kein Witz – noch während er fiel das angefangene Riff zu Ende gespielt, bevor er zum Glück von begeisterten Fans aufgefangen wurde. Egal, der Mann war schwerstens gefährdet, aber mit der Geburt seines Sohnes vor nunmehr über zwanzig Jahren hörte Lefty schlagartig auf zu saufen. Ich meine, der trinkt seit dem nichmal mehr ein Bier zum Abendbrot oder nascht `ne Weinbrandbohne – nüscht, jarnüscht, nada, never again! Vor dieser großen Willensstärke kann man nur den Hut ziehen. Dies nur so nebenbei, nun wieder zurück nach Magdeburg.

Am nächsten Tag erfuhren wir gegen Nachmittag, dass der Studentenclub der technischen Hochschule „Otto v. Guericke“ einen Wasserrohrbruch größeren Ausmaßes zu beklagen hätte und wir dort somit heute Abend unmöglich auftreten könnten – 70% der Gage würden aber schon für uns bereit liegen. Klasse – freier Tag bei guter Bezahlung in `nem prima Hotel – wir waren nicht sauer. Speiche und ich setzten uns nach einem seeehr ausgedehnten Frühstück in die Lobby und begannen zu trinken. Nüscht schlimmes – nur Bier! Es vergingen einige sehr gemütliche Stunden (hab’ ich eigentlich schon erwähnt, dass man mit Speiche geradezu wochenlang sitzen und quatschen kann?) – Also nach einigen Stündchen bekamen wir Knast, schlenderten ins Restaurant und speisten uns mit ostentativ abgespreizten kleinen Fingern durch die Karte. Jetzt musste der Magen mit einigen Kräuterlikören aufgeräumt werden! Ach komm, bei dem fetten Essen muss es mindestens noch einer sein… In der zurückgekehrten Hallenbar ging’s dann weiter mit Kräuter…!

So gegen 17 Uhr soll ich mich dann auf allen Vieren durch ein Spalier erstaunter, teils angewiderter Touristen und Geschäftsreisenden in Richtung Fahrstühle begeben haben. Aber wie so oft dachte ich mir: lieber einen sitzen haben und nicht stehen können, als einen stehen haben und nicht sitzen können.

Pünktlich um 10 Uhr am nächsten Morgen wachte ich mit den Geschmack eines verfaulenden Hamsters im Mund wieder auf. Ich war also noch am Leben! Da wir ja noch eine Nacht in diesem Hotel bleiben wollten, an diesem Tage aber wieder die günstigeren „Normalzimmer“ zu haben waren, zogen wir also innerhalb des Hauses um. Aus irgendeinem, für uns nicht nachvollziehbarem Grund mussten wir aber auch noch mal diese verschissenen Anmeldezettel ausfüllen. Micha hatte selbstverständlich immer noch keinen Ausweis dabei, was uns an der Rezeption wieder zur Höchstform auflaufen ließ: „ warte mal, gib mal noch mal den Zettel her – ach nee, mein Ausweis – äh die Nummer iss nich richtig, ach so HIER soll die Adresse also hin – kann ich noch mal vergleichen – wo sind wir denn hier eigentlich – sagen se mal, haben sie auch Zimmerservice...?“ Was einmal klappt…!

Wir also die neuen Zimmer bezogen, um dann schnurstracks zum neuen Veranstaltungsort, wie gesagt irgendwo in der Nähe von Magdeburg – genau weiß ich heute nich’ mehr wo das war, zu fahren. Danach kamen wir völlig geschafft mitten in der Nacht – na klar – wieder im Hotel an und verkrümelten uns alle auffallend schnell nach einem obligatorischen Absacker in unsere Kojen. Irgendwie hat Kalle es geschafft, dass wir fast alle unsere Einzelzimmer hatten, was nach den letzten Tagen für das Bandklima einfach günstig war. Am nächsten Morgen wollten wir uns ziemlich zeitig beim Frühstück treffen, weil wir zu einem riesen Openair nach Gera mussten und dort aus organisatorischen Gründen schon gegen Mittag einschweben sollten.

Am Frühstückstisch trudelten wie immer als erstes Gala - sehr schnell gefolgt von Kalle und Mario Janik ein. Basti und Speiche lagen – zwar mit verschlafenen kleinen Äuglein immer noch gut in der Zeit. Aber wo blieb Linke, der Hund? Nach geraumer Zeit wurde es mir zu bunt – ich fuhr nach oben, um an Michas Tür Sturm zu klopfen. Da rührte sich nix, aber auch garnix. Ich also wieder runter. In der Zwischenzeit ist Kalle an der Rezeption vorstellig geworden: „Wie, der Herr Linke? Na der iss doch heute Nacht von der Volkspolizei abgeholt worden!“ WAAAS? „Ja verdammte Scheiße, wann wollten sie uns denn diese kleine unbedeutende Nachricht übermitteln – und vor allem WARUM ist der Goldjunge arretiert worden?“

Nach einigem hin und her stellte sich heraus, dass in der Nacht routinemäßig von den Bullen die Meldezettel kontrolliert wurden. Tatsächlich sind dann so ’nem übereifrigen Pisseschnüffler die unterschiedlichen Ausweisnummern von Herrn Linke aufgefallen – diss musste natürlich sofort überprüft werden – roch der Kollege doch mit seinen langen Loden schwer nach Staatsfeind, Konterrevolutionär und Hustensaftschmuggler.

Nach einigen Telefonaten mit den „zuständigen Stellen“ kam dann der völlig übermüdete Micha im Hotel an. Auf der Fahrt nach Gera erzählte er uns erstmal was geschah: Nachts, so gegen 5 Uhr früh hämmert irgend so’n Arsch an die Zimmertür. Klar, dass Micha glaubt, dass es höchstwahrscheinlich der durstige Sebastian ist. Micha reißt also splitterfasernackt mit richtig Wut im Bauch die Tür auf, in dem er brüllt: „Du verdammte Mistsau, verpiss dich von meiner Tür!“ DAS fanden die strengen Ordnungshüter der Deutschen Demokratischen Republik ü – ber – haupt nicht witzig! Bei diesen humorlosen Wichsern war es schon fast ein Wunder, dass sie Micha noch die Möglichkeit gaben seine Blöße zu bedecken, bevor sie ihn zum Zwecke der Feststellung der Personalien mit ins Revier nahmen.

Nach dem Motto: Wer den Schaden hat braucht für den Spott nicht zu sorgen haben wir uns noch lange über diesen Vorfall amüsiert. Anders als mit Humor – wenn auch sehr oft schwarzem – war die Omnipräsenz der Bullen und anderer

Ordnungshüter manchmal kaum noch zu ertragen.

Das Leben ist ´ne Session

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