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JAZZKELLER TREPTOW

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In Treptow, in der Puschkinallee gab’s den damals schon legendären „Jazzkeller“.

Hier spielten – obwohl es sich um keinen riesen Schuppen handelte – DIE Geheimtipps der Szene. In diesem Laden hörte ich 1974 zum ersten Mal die Hansi-Biebl-Bluesband: Olaf Wegner an den Drums, Paule Kaszubowski zupfte äußerst lässig den Bass, an der einen Gitarre Eberhard Klunker und an der anderen der Boss himself - Hansi Biebl! Nie zuvor hat mich Livemusik so umgehauen, und wer weiß, vielleicht hat mich Biebl, der alte Drecksack, sogar beeinflusst bei vielem, was ich ab dann so tat.

Damals hätte ich mir natürlich nicht träumen lassen, dass wir einige Jährchen später sogar so was wie befreundet sein sollten – falls dies in diesem Geschäft überhaupt wirklich möglich ist! Schade nur, dass während des kometenhaften Aufstiegs dieser ungeheuerlichen Band zwei der Musiker ( Wegner und Klunker) sich in den Westen abgesetzt haben – was hätte noch alles aus dieser Combo werden können! Ich kann mich noch ziemlich gut erinnern, wie Biebl unter diesem ganzen Scheiß gelitten hat. Jahre später sollte es mir nicht anders gehen!Na auf alle Fälle war ich natürlich so oft es ging in diesem „Jazzkeller“ in Treptow.

Eines Abends spielte VAI HU – ebenfalls eine Berliner Bluesband um Stefan Diestelmann als Galionsfigur und Frontmann. Ich wusste, dass die Jungs gut sind und wollte einfach nicht akzeptieren, dass die Veranstaltung total ausverkauft war und somit ab – so – lut kein Reinkommen mehr möglich war – jedenfalls nicht legal! Ich war den Tag mal wieder mit meinem Freund Peter Barsch unterwegs und wir beide ließen uns prinzipiell äußerst ungern von unseren Vorhaben abbringen. Peter, der heute in Kalifornien lebt, lernte ich damals in einer freien Theatergruppe, bei der ich mit Leidenschaft wichtigtuerische Grimassen zog, kennen. Mit keinem Kerl hing ich zu der Zeit mehr herum als mit ihm, leider hatten wir den gleichen Geschmack, was Frauen anbelangt, was das um die Häuser ziehen immer ein wenig verkomplizierte. (Erst vor kurzem gestand er mir sogar, meine damalige Freundin Line gefickt zu haben – watt et nich allet gibt!)

Wir also erstmal um den Laden rumgeschlichen - schließlich musste das Terrain sondiert werden. Kellerfenster noch und nöcher, leider alle vergittert. Eines dieser Gitter jedoch erwies sich als nicht mehr sooo felsenfest im Mauerwerk verankert, was uns auf die folgerichtige Idee brachte wie die Galeerensklaven an diesem Mistding zu rütteln. Das schmiedeeiserne Kleinod mimte nach kürzester Zeit den Klügeren und gab nach, wodurch uns der Weg ins Innere nicht mehr versperrt blieb. Kaum drinnen ließ ich mich auf Grund meines bereits erwähnten, bei Sessions redlich erworbenen Selbstbewusstseins und diverser im Vorfeld genaschter Alkoholderivate nicht lange bitten und trötete ungefragt Harp spielend in irgendein gerade vakantes Mikrofon - Diestelmanns säuerlichen Gesichtsausdruck stoisch ignorierend!

Später erst verstand ich Stefans Säuernis nur zu gut – wie oft sind irgendwelche Möchtegernmuntispieler hybrisbehaftet von sich selbst überzeugt bei MONOKEL auf die Bühne gesprungen und haben mit ihrer Jämmerlichkeit die gute Stimmung gefährdet.

Ich muss aber ziemlich gut gewesen sein. Lello – zu der Zeit Drummer bei Engerling – quatschte mich sofort an und gab mir mit der Bitte zu überlegen, ob ich nicht vielleicht bei Engerling mitmachen wolle seine Telefonnummer. Whow! Icke bei Engerling – ich dachte ich träume! Immerhin war das zu der Zeit schon `ne Band von Rang und gutem Namen. Dann, paar Minuten später, stand ein langhaariger Spargel vor mir, der sich - wie originell - als Speiche vorstellte um mit einem höchst interessanten Vortrag zu punkten: „Ja, wir ham vor kurzem `ne Band jegründet, und so wat wie dich könnten wa grade noch jebrauchen.“

Der kleine Speiche


„Der Alte“

Okay, denk’ ich, gibste dem Onkel deine Adresse, (Telefonbesitzer war’n damals eher `ne seltene Spezies, zu der ich nicht gehörte) mal sehen, was passiert.

Prompt - nächsten oder übernächsten Tag - steht doch tatsächlich Peter Schneider - damaliger Bandleader (oder wie es schrulliger weise offiziell hieß - der KAPELLENLEITER) von Monokel vor meiner Wohnungstür in Johannisthal. Na, wir beschnupperten uns erstmal mittels Gitarren und Gesang und Harp, auf meinem alten Harmonium wurden paar Akkorde gedrückt, und nach einigem musizimbeln und quatschen stellten wir fest, dass wir musikalisch auf einer Welle schwimmen und uns obendrein noch sympathisch waren, und die erste Probe wurde für nächste Woche in Pankow in der Grabbeallee anberaumt.

Klar dass ich zusagte, zumal ich mir dachte, in so’ner neu gegründeten Band mitzumachen wird mir mehr Möglichkeiten geben meine eigenen Ideen zu verwirklichen, als wenn ich mich in eine bestehende Kapelle einreihe. Hinzu kam eben erschwerend, dass Engerling in Body ja auch schon einen exzellenten Sänger hatte, und ich `ne Gänsehaut nach innen bekam bei dem Gedanken eventuell immer nur die zweite Geige spielen zu dürfen – also: bye - bye Engerling, hallo MONOKEL! Okay, Speiche, der „Alte“, also am Bass, Basti Baur und Pet Schneider an den Gitarren und Micha Werner am Schlagzeug.

Das Leben ist ´ne Session

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