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SAALFELD

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Eines Tages sollten wir im thüringischen Saalfeld spielen. Wir waren schon einige Tage auf Tour und konnten somit das sowieso viel zu spät abgeschickte Telegramm mit dem Inhalt einer Veranstaltungsabsage nicht bekommen. Die Bullen in Saalfeld hatten einfach soviel Schiss vor MONOKEL gehabt, dass sie lieber bereit waren, den Rat der Stadt 70% der Vertragsstrafe für ein nicht fristgemäß gekündigtes Konzert bezahlen zu lassen, als die Geschichte vertragsgerecht durchzuziehen.

Der Veranstalter, Reiner Scholtes, lachte sich jedenfalls selbst ins Fäustchen, als klar war, dass wir über diesen Vertragspunkt überhaupt nicht zu verhandeln bereit waren und kategorisch auf die Bezahlung der Vertragstrafe bestanden. Hier hatten wir es wieder mal mit einem Veranstalter zu tun, der nun wirklich kein großer Freund der offiziellen DDR - Kulturpolitik war. Da wir in Saalfeld übernachteten hat olle Scholtes sich sofort persönlich um die Knete gekümmert, so dass er uns doch tatsächlich am nächsten Morgen lachend den Batzen auf den Frühstückstisch knallte. Ich glaube für den war das `ne riesen Genugtuung den alten Säcken da im Rat der Stadt die Piepen aus’m Kreuz geleiert zu haben. Das gab’s auch!

Das alles wäre ja eigentlich nur eine Geschichte von vielen, wenn da nicht Claudia gewesen wäre. Da es an diesem Tage anfing zu regnen und wir ja nun einen freien Abend hatten, setzten sich unser damaliger Drummer Mario Janik, Speiche und ich in so’ne gemütliche, alte Kneipe mit Butzenscheiben und gescheuerten Holztischen. Es roch nach Bier, Braten und geräuchertem Schinken, nach Wein und ein wenig auch nach Bienenwachs und Holzschutzmittel.

„Klosterstube“ hieß die Kaschemme. Wir tranken halbe Liter Bier, futterten erst Schinkenbrote, dann nur noch Schinken und droschen einen gepflegten Skat. Draußen regnete es mittlerweile wie aus Kübeln, ein großer, grüner Kachelofen spendete sonnige Wärme, und unser Wohlbefinden war kaum noch steigerbar. Da ging die Tür auf! Penja - wie sich herausstellte die Tochter des Veranstalters - und ihre Freundin Claudia betraten die Gaststube. Claudia hatte langes, schwarzes Haar und ein ungemein interessantes Gesicht, indem zwei große, dunkle Augen ruhten, in die ich schon im Moment des ersten Blickkontakts zu versinken drohte. Ihre Parkajacke war unterhalb der Brüste so gut wie vom Wasser unberührt, weil die Dinger einem Balkon gleich alles abwärts von ihnen trocken hielten – und was ich davon hielt, und halte, muss ja nicht noch mal erwähnt werden!

Eigentlich wollten die beiden Mädels nur einige Getränke für `ne Party „außer Haus“ kaufen. Ich wurde hektisch. Wenn die jetzt hier wieder raus geht – dachte ich – wer weiß, vielleicht seh’ ich diese Zauberbraut nie wieder.Da Line mich bereits vor Monaten nicht ganz ohne mein saudummes Hinzutun verlassen hat (sie kam mit meinem „unsteten“ Lebenswandel und meiner Cholerik nicht klar) und ich den üblen Trennungsschmerz von meiner Tochter Sarah einigermaßen überwunden hatte, glaubte ich in diesem Augenblick der Frau meines Lebens gegenüberzustehen. Ich nahm allen Mut zusammen und sprach sie an…

Jahre später haben wir geheiratet und sie wurde die Mutter der zwei tollsten Kinder, die man sich nur vorstellen kann. Leider war ich immer noch ein blöder Lumpenhund – ungerecht, selbstherrlich, sexuell untreu, aufbrausend und desinteressiert. Musik war die einzige Lawine, der ich die Brust bieten konnte. Das WAHRE Leben überforderte mich maßlos! Schade! Ich entschuldige mich an dieser Stelle bei allen, die darunter zu leiden hatten, zu leiden haben oder noch leiden werden – ich bin ein Arschloch!!

Was Freunde und Freundschaften allerdings anbelangt, bin ich treu wie Gold – sagt man mir nach. Ein Freund muss nur Probleme haben – schon bin ich da. Geht’s ihm gut – auch schön – Zigarre paffen, Whiskey schlürfen, blödes Zeug quatschen und trallala! Aber Probleme lösen – diss macht Laune! Und somit wieder zurück zur Band…Probleme lösen wurde zu so was wie `ner „Lieblingsbeschäftigung“ von mir und zwar aus eher sportlichen Erwägungen im Sinne von „gewinnen wollen“. Kaum ein Problem, dem ich nicht auf die eine oder andere Art mehr oder weniger erfolgreich die Stirn geboten habe, außer – ja außer den internen, hausgemachten Problemen wie fehlende Disziplin, quälende Lethargie und unbeschreibbare Indolenz, die der Band beinahe das Genick brachen – aber dazu etwas später.

Das Leben ist ´ne Session

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