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MAGDEBURG ROTHEHORN

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Ähnliches erlebten wir z. B. auch in Magdeburg – Rotehorn. Einer dieser bombastischen Kultursäle aus der Stalinära eines – ich glaube – Schwermaschinenbaukombinats.

Als wir an besagtem Tag dort eintrudelten, gewahrten wir eine nervöse, überaus hektische Betriebsamkeit. Eine enorme Anzahl von Ordnungskräften war allen Ernstes damit beschäftigt, die für diese Art von Kultureinrichtungen typischen großen Fenster von innen mit Brettern zu vernageln! Etwa ein Jahr zuvor nämlich hatten wir schon mal die Ehre in dieser schnuckeligen Kultureinrichtung aufzuspielen. Damals kam es aufgrund schlecht organisiertem und somit schleppendem Einlass zu tumultartigen Vorfällen, die darin gipfelten, dass sich einige der Ungeduldigsten selbst Einlass verschafften, indem sie durch eingeschlagene Fenster einstiegen.

Diesmal sollte aber alles besser werden! Jawoll!! Na ich dachte, warteste mal ab, ob sich was an der Reingehprozedur verbessert hat. Der Saal fasste so um die 1500 – 2000 Leute und nach den Informationen des Veranstalters sollten heute garantiert so viele Fans eintrudeln, dass das gesamte Haus wieder mal aus allen Nähten platzen wird. Ich sagte noch zu dem Heini: „…und macht nich’ wieder den Fehler und fangt mit Euerm Einlass erst `ne halbe Stunde vor Veranstaltungsbeginn an“ „Nee, nee, alles klar, diesmal wird alles besser. Jawoll!!“Ich war gespannt! Nach Aufbau und Soundcheck fingen die dann tatsächlich schon mit den Einlass an, was hoffen ließ, dass alles einigermaßen friedlich ablaufen könnte.

Ja denkste!! Schnell stellte sich heraus, dass wieder mal mehr Leute Einlass begehrten, als die Veranstalter Willens waren tatsächlich rein zu lassen. Es handelte sich hierbei etwa um eine Zahl von vielleicht noch zwei - bis dreihundert Fans. Hinzu kam, dass der Veranstalter aus Schiss den Saal mit 1500 Leuten sowieso leicht unterfüllt hatte. Jedenfalls fingen die Herrschaften, die noch draußen in der Kälte standen langsam an mächtig sauer zu werden. Irgendwann kam dann Speiche zu mir und meinte nur, dass an der Tür so langsam tierisch die Post abgeht und: „Gala, geh doch um Himmelswillen mal nach vorne und versuch da irgendwas zu klären.“

Eigentlich hatte ich überhaupt keinen Bock auf diese ganze Scheiße. Immer wenn`s irgendwo brenzlich wurde, musste ich den Moderator spielen und gerade heute bestand die erhöhte Gefahr, dass ich bei dieser Knalltüte von Veranstalter sehr schnell die Fassung verliere und sehr wahrscheinlich einen vollkommen überzogenen Brüllanfall absondere.

Ich also wühle mich durch die erwartungsfrohen Massen und kam nach einer gefühlten Ewigkeit endlich am Platz des Geschehens an. Keine Minute zu spät!! Die verblödeten, völlig überforderten Ordner mit dem hysterischen Veranstalter an der Spitze waren gerade dabei, die Tür von all dem „Gesindel“ mittels eines druckvollen Strahls aus einem fetten C- Schlauch zu befreien.

Der Schweinepriester macht also so’ne theatralische Handbewegung und kreischt, als ginge es darum die Oktoberrevolution noch mal auszurufen: „WASSER MARSCH!“ In dem Augenblick dachte ich wieder mal, in einem schlecht synchronisierten Russenepos zu stecken. In mir brodelte es und ich bekam wieder dieses „DISS MUSSTE MACHEN, GALA“ – Feeling. Ich stellte mich also vor die olle Spritze und garantierte dem Vollidioten, dass, falls hier auch nur ein TROPFEN Wasser marschiert, die Roadies sofort von mir Order erhalten abzubauen, um dann eins – zwei – fix die Kurve zu kratzen. Abgesehen von der Frechheit Leute mit `nem Wasserstrahl wegspritzen zu wollen sei noch erwähnt, dass es sich hier um den November handelte, und zwar einen arschkalten!

Nachdem ich also dieser Nervensäge von Veranstalter – für meine Verhältnisse erstaunlich ruhig - klar machen konnte, dass er erstens einige saftige Anzeigen wegen Körperverletzung an der Backe haben wird, falls er das mit dem Wasser so durchzieht, er zweitens ganz allein für den unabwendbaren Abriss des Kulturhauses verantwortlich zeichnen darf. DAS hat er dann wohl irgendwie eingesehen. Die paar Männeken wurden auf mein Anraten eingelassen und ein ausgesprochen aufregender aber friedlicher, wunderbarer Abend nahm seinen Lauf. Trotz des glimpflichen Ausgangs dieser Geschichte wurden wir in diesem Haus nie wieder gebucht - wie ungerecht!!

Speiche, Basti, Mario Janik

Das Leben ist ´ne Session

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