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Günther Weber, SS-Kompanie, Polen, September 1939

Wenn der Plan aufging würden sie die Brücke für den Flussübergang nehmen können, wenn nicht hieß es in die Schlauchboote einsteigen und auf diesem Wege überzusetzen. Der Gedanke daran behagte ihm nicht, deckungslos wären sie den Feuer des Feindes ausgesetzt. In der Frühstunde zogen leichte Nebel über den Fluss und er ging davon aus, dass die Polen zwar nicht ahnungslos waren, aber ihre Stellungen nicht gut im Blick hatten. Die MG-Nester auf der polnischen Seite waren am Hinterhang des Brückenaufgangs postiert, Sandsäcke vor ihnen aufgetürmt und die Schützen konnten die Fahrbahn mit ihrem Feuer gut bestreichen. Die Aufklärung hatte ergeben, dass dies die einzige Verteidigung in Grenznähe in ihrem Abschnitt wäre, die nächste Stellung sollte erst drei Kilometer weiter landeinwärts liegen. Deutsche Aufklärungsflugzeuge waren in den Wochen zuvor immer wieder nach Polen eingeflogen und hatten Bilder geschossen, so ergab sich ein ungefähres Bild von der Aufstellung des Gegners.

Als die ersten deutschen Bomber über sie hinweg zogen um ihre Last auf weiter hinten gelegene Stellungen abzuwerfen schob sich ein Panzer II aus der Deckung und rollte schnell auf die Brücke zu, ein zweiter folgte. Das erste Fahrzeug war fünf Meter auf der Brücke vorangekommen als die polnischen MG zu feuern begannen, der leichte Panzer würde den Beschuss aushalten. Unbeschadet rollte er vorwärts und die MG Geschosse rissen Splitter vor dem Fahrzeug aus der Fahrbahn, wenn die Kugeln den Panzer trafen hörte es sich an als würden riesige Erbsen rasend schnell in eine Blechwanne geworfen. Die Maschine gewann weitere Meter, der Abschussknall eines Geschützes kam überraschend und der Panzer wurde mit zerschossener rechter Kette gegen die Brückenseite gedrückt. Die polnische PAK war unsichtbar geblieben und auch jetzt nicht zu erkennen. Der Turm des deutschen Panzers drehte sich nach rechts und der Kommandant feuerte hilflos in die vermutete Richtung des Geschützes. Er konnte drei Schüsse aus der 2 cm Kanone abgeben, da traf eine weitere Granate die Wanne und durchschlug sie, Rauch quoll aus dem Fahrzeug. Der Panzerkommandant war gerade bis zu den Hüften aus dem Turm herausgekommen als ihn eine MG Garbe traf, er klappte zusammen und hing halb nach vorn aus dem Turm heraus. Weber wusste, dass noch zwei weitere Männer im Panzer waren, die Fahrerluke öffnete sich und als der Mann sich herausziehen wollte trennten ihm die Geschosse des Maschinengewehrs wie eine Knochensäge den linken Arm ab, sein Oberkörper fiel auf das Bugblech und die Blutfontäne die aus dem Stumpf schoss, tränkte den Brückenbelag. Der Funker war wahrscheinlich durch die Granate getötet oder verwundet worden.

Inzwischen war der zweite Panzer II weiter auf der Brücke vorgerollt und versuchte an dem anderen vorbeizukommen, sein Bug schob ihn ein Stück zur Seite aber die Breite der Brücke reichte nicht aus um an ihm vorbei zu kommen. Gerade als er wieder zurücksetzen wollte schlug eine Granate in seinem Motorraum ein und das Fahrzeug stand sofort in Flammen. Den drei Männern blieb keine Wahl, die Luken gingen hoch und der Fahrer wurde sofort von einem MG getroffen, das zweite nahm den Kommandanten unter Beschuss. Auf knapp 50 Meter war es ein Scheibenschießen, der Mann stand schon auf der Panzerwanne, und als ihn die Garbe in die Brust traf fiel er wie in Zeitlupe in sich zusammen, so als könnte er es nicht fassen, schon am ersten Kriegstag zu sterben. Er blieb auf der Frontplatte liegen. Der Funker kam auf der gedeckten Seite aus dem Panzer heraus und lief wie ein Hase Haken schlagend auf der Brücke zurück. Die MG ratterten unaufhörlich und die Einschläge auf dem Asphalt der Brücke griffen immer mehr nach ihm, noch 10 Meter trennten ihn von der Deckung, da wurde er an den Beinen getroffen und schlug hin. Er kam mühsam auf die Arme und zog sich langsam vorwärts, Weber konnte genau erkennen, wie weitere Kugeln seinen Oberkörper durchschlugen und der Mann blieb bewegungslos liegen. Eine schnell größer werdende Blutlache bildete sich um ihn. Das polnische MG feuerte indes weiter auf den toten Panzermann, dessen Körper von den Einschlägen geschüttelt wurde. Plötzlich wurde es ruhig, nur die Panzer brannten mit rußigen Wolken und das Flammengeräusch drang leise zu den Deutschen. Alles hatte keine zwei Minuten gedauert.

Webers Zug lag in Richtung der Stelle, von der aus die PAK gefeuert hatte. Die Männer sprangen auf, rutschten die Böschung hinab und schoben die Schlauchboote ins Wasser, die MG feuerten wieder und zwei Soldaten wurden getroffen, ihr Schlauchboot ging unter, die anderen Männer versuchten das andere Ufer schwimmend zu erreichen. Der Fluss war nicht breit, die Böschung aber recht steil, so dass sie schon in der Mitte des Flusses im toten Winkel der MG wären. Noch ein Soldat wurde getroffen und begann langsam abzutreiben, sein Kopf hing im Wasser. Webers Boot war intakt und die Männer ruderten wie besessen, jede Sekunde brachte sie näher an das Ufer und ihre Schnelligkeit würde darüber entscheiden, ob sie vorerst am Leben blieben. Die Polen streuten die Wasserfläche mit den MG fächerförmig ab und aus den Augenwinkeln sah Weber, dass weitere Männer getroffen untergingen. Atemlos erreichten sie das Ufer und gleichzeitig mit ihnen legte ein zweites Boot an. Der Zugführer stieß seinen Arm schnell hintereinander in die Höhe, Sammeln. Im Schutz der Böschung blieb ihnen eine Atempause, aus den deutschen Stellungen klackerten die Karabiner 98 und eine 3,7 mm PAK nahm die polnischen MG Stellungen unter Beschuss. Einer der am Ufer liegenden Soldaten trug ein Funkgerät auf dem Rücken und der Zugführer brüllte im Kampflärm unverständliche Worte in die Sprechmuschel. Weber wog ihre Chancen ab, sobald sie nach oben kletterten und die schützende Böschung verließen würden die Polen sie wie Schießbudenfiguren abschießen können. Im Moment waren sie gefangen. Die Polen hatten das Feuer eingestellt.


Drei Musketiere - Eine verlorene Jugend im Krieg, Sammelband 1

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