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Polen, September 1939

Der Feldzug gegen Polen schien ein Spaziergang zu werden, die Luftwaffe zerschlug die polnischen Flugzeuge am Boden, diejenigen, die noch in die Kämpfe eingriffen, waren hoffnungslos veraltet und hatten nur minimale Chancen gegen die modernen Messerschmidt Me 109. Am Boden drangen die deutschen Truppen zügig vor, moderne Führungstechnik erlaubte schnelles Reagieren auf Lageänderungen. Beyers Kompanie gehörte zur 10. Armee der Heeresgruppe Süd und sollte den Hauptstoß auf Warschau durchführen, dazu verfügte sie über die meisten motorisierten Verbände. Mit Neid sah Beyer Panzer III und einige Panzer IV auf den Landstraßen vorrücken, sein Panzer II glich im Vergleich zu diesen Fahrzeugen einer Ameise. Auch in Bezug auf den Panzerschutz gab er sich keinen Illusionen hin, eine PAK würde die Panzerung mühelos durchschlagen können. Aus diesem Grunde waren die Panzer I und II vor allem dazu gedacht, gewaltsame Aufklärungen vor den heranrückenden Truppen durchzuführen, selbstverständlich sollten sie aber auch nach ihren Möglichkeiten mit in die Kämpfe eingreifen.

Als sie sich bergaufwärts einer gedeckten polnischen PAK Stellung näherten, die auf einer Hügelkuppe lag und die Polen Feuerdisziplin wahrten, und erst, als die deutschen Panzer auf weniger als 200 Meter herangekommen waren, das Feuer eröffneten, standen binnen zwei Minuten drei Panzer I in Flammen, ein weiterer explodierte mit einer Feuersäule. Aus den Fahrzeugen booteten drei Mann mit brennenden Uniformen aus, einer konnte die Flammen ersticken, die beiden anderen trugen schwerste Brandverletzungen davon, ihre Schreie waren unmenschlich. Die Panzer III rollten vor und vernichteten die Geschütze, die Kompanie machte Halt. Beyer nahm seinen ganzen Mut zusammen und ging zu den verwundeten Männern die von Sanitätern versorgt wurden, schließlich kannte er sie seit langem. Einem hatte das Feuer die Augen zerstört, sein Gesicht war einen einzige schwarze, verbrannte Fläche. Den anderen hatte die Hitze das Fleisch bis auf die Armknochen versengt, Beyer hielt sich die Ohren zu, weil er die Laute die sie ausstießen, nicht mehr ertrug. Erst als der Sankra mit den Verwundeten den Ort verlassen hatte wurde es stiller, lediglich das Knistern des Feuers in den abgeschossenen Panzern war zu hören.

Mit zitternden Fingern zündete er sich eine Zigarette an, der erste Kampf war so abgelaufen, dass sein Panzer gar nicht eingegriffen hatte, die schwereren Panzer hatten das Gefecht entschieden. Warum hatte hier keine Infanterie vorgefühlt, warum waren die schweren Panzer nicht Spitze gefahren fragte er sich.

Inzwischen tauchten am Fuß der Erhebung Infanteristen auf, staubbedeckt und erschöpft quälten sie sich die kleine Anhöhe empor, immer wieder Blicke auf die brennenden Panzer richtend. Als sie auf Beyers Höhe waren ließ deren Kompanieführer Halt machen und befahl: „In Schützenkette vorwärts“. Die Männer schwärmten geübt aus und näherten sich vorsichtig der PAK Stellung, immer noch auf eine Überraschung gefasst. Beyer wusste, dass von der Stellung keine Gefahr mehr ausging, die Panzer III hatten die Geschütze mit ihren Kampfwagenkanonen zerstört und die Fahrzeuge dann über die Deckungen der Bedienmannschaften gelenkt, wer von den Polen noch lebte wurde von den Ketten zerquetscht, begraben oder hatte noch fliehen können. Niemand würde die vorrückenden Deutschen gefährden.

Beyer sah, wie sich die beiden Kompanieführer erregt unterhielten, ihre Gesten waren aggressiv, er ahnte worum es ging. Sein Kompanieführer würde dem anderen Vorhalte machen, warum er allein ohne seine Unterstützung angreifen musste, der andere würde sich damit verteidigen, dass er den Befehl viel zu spät erhalten hatte und die Panzer hätten warten sollen. 5 Männer waren gefallen, ob die drei Verwundeten durchkamen war fraglich. Beyer ahnte nicht, dass er sich später kaum noch daran erinnern könnte, mit so wenigen Verlusten den Gegner zu schlagen, das stand ihm erst noch bevor.

Drei Musketiere - Eine verlorene Jugend im Krieg, Sammelband 1

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