Читать книгу Drei Musketiere - Eine verlorene Jugend im Krieg, Sammelband 1 - Frank Hille - Страница 11
ОглавлениеFamilie Beyer
Ingrid Beyer war eine harte Frau geworden, allein mit fünf Kindern musste sie täglich Erfindungsgeist entwickeln, um sie über die Runden zu bringen. Drei gingen bereits arbeiten und mussten Koste Geld zahlen, einer war noch in der Lehre und Fred sollte es als Einziger der Familie einmal besser haben, nächstes Jahr würde er das Abitur ablegen. Ihr Mann war vor vier Jahren gestorben, sie war nicht böse darüber, denn als stadtbekannter Säufer hatte er ihr nur Ärger eingebracht. Wie hatte sie die Nächte verflucht, wenn er lallend in die Wohnung torkelte und mit ihr dann noch ins Bett steigen wollte, obwohl er dazu gar nicht mehr in der Lage war. Die älteren Söhne mussten den Sturz betrunkenen Mann dann in der Küche auf die Ofenbank legen, wenn sie früh aufstand fand sie ihn manchmal in seinem Erbrochenen, widerwillig säuberte sie den Boden, ihn rührte sie nicht an. Eines Morgens lag er seltsam verdreht da, seine Augen starrten leer an die Küchendecke. Kein Gefühl regte sich in ihr, als sie den Arzt holte, der emotionslos den Totenschein ausfüllte. Ihr Mann hatte nur von Gelegenheitsarbeiten gelebt, die meiste Zeit war er zu betrunken gewesen, um irgendetwas tun zu können.
Der Sarg, in dem man ihn zu Grabe trug, war das billigste Modell, nur wenige gaben ihm Geleit.
Fred Beyer bedauerte den Tod seines Vaters kaum. Er hatte von ihm nie Liebe erfahren, eher abwertende Sprüche über seine Körpergröße. Auch dass er im Gegensatz zu seinen Geschwistern einen wachen Verstand hatte war für den Mann uninteressant gewesen und das hatte den Jungen zusätzlich angetrieben, in der Schule gute Noten zu erzielen. Sein Traum war, eines Tages als Ingenieur arbeiten zu können und er nahm sich fest vor, dieses Ziel zu erreichen und ein Studium zu absolvieren. Dass die aufkommenden Spannungen in den dreißiger Jahren das verhindern würden ahnte er damals nicht.