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Elbreise

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Die beiden Boote trieben langsam den Fluss hinunter, die jungen Männer mussten nicht viel tun da die Strömung sie gut mitnahm, lediglich einige Paddelschläge waren notwendig um sie auf Kurs zu halten, in aller Ruhe konnten sie die herrliche Landschaft genießen. Beiderseits auf den Wiesen grasten Kühe, Schmetterlinge tanzten über den Feldern und ab und an hörten sie das Geräusch eines startenden Schwanes, der sich mühevoll aber doch majestätisch in den Himmel erhob. Beyer fröstelte, wie immer begannen sie ihre Tagestour früh am Morgen, sie wollten ein ganzes Stück elbabwärts kommen. Die beiden ersten Tage waren schnell vergangen. Bei Dresden stiegen sie in die Kanus, Proviant kam an Bord und von ihren Eltern hatten alle genug Geld erhalten, um die Vorräte wieder auffüllen zu können. Schnell hatten sie sich aufeinander eingespielt, Haberkorn fuhr vorweg, Beyer und Weber folgten ihm. Nach zwei Stunden gingen sie das erste Mal an Land, die Boote waren mit Stricken gesichert und sie rauchten eine Zigarette, Beyer und Haberkorn sozusagen heimlich, nur Webers Eltern wussten davon. Haberkorn holte eine Flasche Apfelsaft aus seinem Boot, Weber sah ihn an und fragte:

„Gibt es jetzt die ganze Reise nur Apfelsaft?“

„Reg dich ab“ erwiderte Haberkorn „mein Opa hat mir heimlich zwei Flaschen Korn zugesteckt“, Beyer unterbrach ihn „meine Mutter hat mir auch eine mitgegeben“, „also“ fuhr Haberkorn fort „wir sind vorerst versorgt. Und wenn wir unser Lager aufschlagen sollten wir das in der Nähe eines Dorfes tun, da gibt es mit Sicherheit eine Gastwirtschaft und auch ein Bierchen für uns.“

Sie grinsten sich an, die drohenden Schatten eines nahenden Krieges nahmen sie jetzt nicht wahr, sie genossen ihre Freiheit nach dem Abitur. Der Fluss wiegte die Boote leicht und am Nachmittag erreichten sie einen größeren Ort. Sie zogen die Boote an Land, geschickt und schnell bauten sie die Zelte auf, das hatten sie in der Hitlerjugend oft geübt und auch das Übernachten unter freiem Himmel hatte stets dazu gehört. Der Tag war nicht anstrengend gewesen, der Fluss hatte ihnen die Arbeit angenommen und sie beschlossen in den Ort zu laufen um zu essen und zu trinken. Ihre Wertsachen verstauten sie in den Rucksäcken und nach zwei Kilometern erreichten sie den Ort, die Schänke war nicht zu verfehlen. Die Luft der Gaststube war mit Tabakqualm und Bierdunst gesättigt, alle Tische bis auf einen waren besetzt, die Gäste spielten Karten oder unterhielten sich. Eine junge Kellnerin trat an ihren Tisch und fragte nach den Wünschen.

„Für jeden ein Bier. Was können wir essen?“

Sie blickte sie spöttisch an.

„Bier, vertragt ihr das denn überhaupt?“

„Sicher“ gab Weber selbstbewusst zurück „es wäre nicht das erste, das wir zischen.“

Sie bestellten alle Bauernfrühstück, das billigste Gericht, bald standen die Biere auf dem Tisch und sie tranken mit langen Zügen. Als sie das zweite Bier hatten kam das Essen und als das Mädchen zum Tresen zurückging schaute Weber ihr interessiert hinterher.

„Die hat ganz schön Holz vor der Hütte, die Dinger würde ich mir gern mal ansehen.“

„Spinnst du“ fuhr ihn Haberkorn an „mach keinen Mist, ich will hier nicht mit blauen Augen rausgehen.

„Hab‘ dich nicht so, die Kleine ist doch hübsch, vielleicht hat sie auch Lust“ sagte Weber nach dem dritten Bier mit schon schwerer Zunge.

Beyer ging zum Tresen, bezahlte die Rechnung, dann hängten sie Weber zwischen sich und stolperten zu ihrem Lagerplatz. Unterwegs mussten die beiden sich anhören, dass sie ja noch nie mit einer Frau zusammen gewesen wären, er schon, und was das für einen Spaß mache. Er packte sie an einer Stelle die weh tat, Erfahrung mit Frauen hatten sie wirklich nicht, da war er ihnen voraus.

Drei Musketiere - Eine verlorene Jugend im Krieg, Sammelband 1

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