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Günther Weber, SS-Kompanie, Polen, September 1939

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Ihr erstes Nachtlager war gut 10 Kilometer von der Brücke entfernt, an der sie den Kampf aufgenommen hatten. Weber fühlte sich zerschlagen und verstört baute er mit fahrigen Bewegungen das Zelt auf, das ihm und Mauermann Unterschlupf bieten sollte. Der Zugführer ließ sie neben den anderen antreten, der Kompaniechef erschien und baute sich vor ihnen auf.

„Männer, ihr habt das erste Mal im Feuer gestanden und euch gut geschlagen. Heute haben wir treue Kameraden verloren, fünf Männer sind gefallen, die Panzerleute haben sechs Tote. Aber wir haben unseren Auftrag erfüllt. Auf die Feuertaufe gibt es einen Schluck Schnaps nach dem Essen, der Spieß teilt ihn aus. Ruht euch jetzt aus.“

In ihren Trinkbechern schwabberte der Schnaps, Weber und Mauermann unterhielten sich leise im Zelt. Noch saß ihnen die Anspannung in den Knochen, die körperliche Erschöpfung stand aber nicht im Vordergrund, vielmehr hatten sie an diesem Tag gelernt, dass auch ihr Leben von einem Moment zum anderen enden könnte. Weber stellte sich die Frage ob die gefallenen Männer überhaupt noch die Möglichkeiten hatten zu begreifen was geschah, oder ob sie augenblicklich tot gewesen waren. Er stellte es sich schrecklich vor, verletzt, unter furchtbaren Schmerzen und hilflos warten zu müssen, ob Hilfe kam und ob sie überhaupt noch sinnvoll war. Das Geschehen auf der Brücke ging ihm nicht aus dem Kopf, wie sollte es sein, wenn sich ihnen stärkere Kräfte gegenüberstellen würden und die Massierung der schweren Waffen ein ganz anderes Ausmaß hätte. Hatte der einzelne überhaupt eine Chance so ein Inferno zu überstehen?

„Weißt du“ sagte er zu Mauermann, „die Aufklärung hätte doch die PAK erkennen müssen und dann wäre es für die Stuka ein Leichtes gewesen, sie auszuschalten. So haben wir Panzer und Männer verloren, das war nicht notwendig.“

Mauermann sah ihn ausdruckslos an.

„Wo gehobelt wird fallen Späne. Denkst du etwa es ist möglich, jede einzelne Stellung an der Front aufzuklären? Hast du eine Ahnung, wie viele Truppen sich gegenüberstehen? Na bitte, das ist nicht deine Aufgabe. Du hast den Auftrag Befehle auszuführen, basta. Zerbrich dir mal nicht den Kopf der Heeresführung, dazu ist deiner viel zu klein. Außerdem waren wir das erste Mal im Gefecht und mit jedem weiteren Einsatz werden wir einen anderen Blick für die Situation haben, vorausgesetzt wir leben solange. Der Führer hat Größeres vor als nur Polen zu bekommen, das ist erst der Anfang und ich bin stolz mit dabei zu sein, wenn das Deutsche Reich wieder die Rolle einnehmen wird, die ihm gebührt.“

Weber ließ diese Worte nachklingen, er empfand ähnlich wie Mauermann und seine Verpflichtung zur Waffen SS war keiner bloßen Laune entsprungen sondern davon geprägt, seinem Vaterland zu dienen, dazu kam noch die Aussicht, in einer Elitetruppe zu kämpfen. Der erste Einsatz war ernüchternd gewesen doch er wusste, dass sie mit wachsender Erfahrung besser zurechtkommen würden. Und er teilte die Sicht von Mauermann, Deutschland würde Europa wieder dominieren, England war zu bezwingen und Frankreich rasselte an der Westgrenze mit dem Säbel ohne aber Taten folgen zu lassen. Der Schnaps beflügelte seine Gedanken und mit der Vorstellung, dass er als winziger Zahn in einem gewaltigen Rad mit Geschichte schreiben könnte schlief er ein.

Drei Musketiere - Eine verlorene Jugend im Krieg, Sammelband 1

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