Читать книгу Drei Musketiere - Eine verlorene Jugend im Krieg, Sammelband 1 - Frank Hille - Страница 30

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Ostsee, September 1939

Die Diesel duckten sich unter die Decke, im Raum herrschte starke Wärme und das Geräusch der laufenden Motoren war für ihn anfangs unerträglich. Rau stand neben Martin Haberkorn und brüllte in dessen Ohr:

„Hier am Fahrstand kannst du die Maschine umsteuern, über uns ist das Abluftventil, dort sind die Temperaturanzeigen für die einzelnen Zylinder. Das andere zeige ich dir nach und nach, jetzt werden wir erst einmal die Kipphebel ölen.“

Mit einem kleinen Kännchen in der Hand ging er an den zuckenden Hebeln entlang, die Zufriedenheit mit der gleichmäßig arbeitenden Maschine war ihm anzusehen. Wenn er einen Indikatorhahn öffnete und ein Feuerstrahl herausschoss nickte er bloß, Haberkorn ahnte, dass jetzt für ihn jetzt eine extra Vorstellung ablief, natürlich wusste er genau, was Rau tat. Der Heizer am Backborddiesel schaute ihn scheinbar uninteressiert an, er war gespannt wie sich der Neue machte. Die Diesel waren nicht auf Welle gekuppelt, der Probelauf sollte zeigen, ob sie einwandfrei funktionierten. Sie liefen jetzt bereits vier Stunden und Rau presste ab und an ein Hörrohr an die Zylinder, sein Blick war dann wie nach innen gerichtet. Er ging die Maschine entlang und plötzlich nahm sein Gesicht einen gespannten Ausdruck an. Zielstrebig ging er zum dritten Zylinder und hörte konzentriert auf die Geräusche in der Maschine. Ungefähr eine Minute blieb er durch das Hörrohr mit dem Diesel verbunden und sein Mund verzog sich leicht. Haberkorn konnte genau erkennen, dass ihn etwas störte, Rau winkte ihn wortlos heran, drückte ihm das Hörrohr in die Hand und bedeutete ihm, es an der Stelle zu benutzen auf die er zeigte. Martin Haberkorn konzentrierte sich auf die Arbeitsgeräusche des Aggregats, neben einem gleichbleibenden Knallen und Rauschen konnte er nichts hören, Rau zugewandt schüttelte er den Kopf, der brüllte ihm zu „hör mal eine Weile genau hin“.

Mit geschlossenen Augen versuchte Haberkorn sich ganz von der Außenwelt abzukoppeln und nach einer Minute vernahm er neben dem Rauschen ein leichtes Schleifen, kaum wahrnehmbar neben den Explosionsgeräuschen im Zylinder. Er bewegte den Kopf, Rau ging zum Lärmschott und winkte ihn zu sich. Als er die Tür zugewuchtet hatte schaute er Haberkorn wortlos an.

„Da drin schleift etwas“ sagte Martin Haberkorn „ich vermute, dass ein Kolbenring nicht richtig sitzt.“

„Nicht schlecht“ griente Rau „hätte ich dir gar nicht zugetraut. Die Sache ist nicht schlimm, aber irgendwann bekommt die Zylinderwand Riefen und wir wollen doch mit deutscher Wertarbeit auf Reise gehen, oder?“

Nun musste auch Haberkorn grinsen, ahnte aber zugleich, dass jetzt Knochenarbeit auf ihn zukäme.

Rau reichte ihm einen riesigen Schraubenschlüssel nachdem er den Diesel gestoppt hatte. Mit ganzer Kraft musste Haberkorn die Muttern lösen und nach wenigen Minuten schmerzten ihm die Arme, endlich konnten sie den Zylinderkopf mit Hilfe eines Flaschenzuges abnehmen. Haberkorn folgte den Anweisungen von Rau und als sie den Kolben gezogen hatten und er auf zwei Balken lag war er von dessen Abmessungen beeindruckt. Sie entfernten den Kolbenring, setzten einen neuen ein und mit großer Vorsicht bauten sie das Teil wieder in den Motor ein. Rau vergewisserte sich noch ob der Zylinderkopf richtig saß, dann ließ er die Maschine an und dumpfes Rumpeln füllte den Raum wieder bis in den letzten Winkel. Sie nickten sich zufrieden zu und nach weiteren zwei Stunden Probelauf schaltete Rau den Motor ab.

Umständlich wischte er sich die Hände an einem Stück Putzwolle ab und trug die Ereignisse gründlich in eine Liste ein. Haberkorn schaute ihm über die Schulter und staunte über Raus akkurate Handschrift, das wollte gar nicht zu der schweren und dreckigen Arbeit im Maschinenraum passen. Als Rau die Eintragungen beendet hatte gingen die beiden durch das Boot Richtung Zentrale. Haberkorn bewegte sich vorsichtig durch das Boot während Rau wie schlafwandlerisch durch die Räume lief und elegant durch die Schotten stieg. Über die Leiter des Niedergangs im Turm verließen sie das Boot und Haberkorn atmete die frische Luft gierig ein. In der Baracke säuberten sie sich gründlich und kamen gerade zum Antreten zum Abendessen zurecht.

Drei Musketiere - Eine verlorene Jugend im Krieg, Sammelband 1

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