Читать книгу Drei Musketiere - Eine verlorene Jugend im Krieg, Sammelband 1 - Frank Hille - Страница 27

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Eckernförde, September 1939

Die Männer in seiner Stube waren umgänglich, aber natürlich zeigten sie ihm, dass er der Spund war, schließlich gehörten sie zur Crew 37, er zu 39 und so blieb es nicht aus, dass er Aufgaben bekam, die eigentlich ihre gewesen wären. Haberkorn hob dies wenig an, mit der nächsten Crew würde er dann genau so verfahren, so war es eben. Also bohnerte er den Gang und wischte die Stube, anfangs ließen sie ihn noch ihre Stiefel putzen, aber als er eines Tages erklärte dass sie das ab sofort wieder selber tun könnten gab es den ersten ernsthaften Streit.

Frenzen schaute ihn erstaunt an: „Das meinst du doch nicht ernst, oder?“

„Doch“ entgegnete Haberkorn ruhig.

Frenzen kam in eindeutiger Absicht auf ihn zu, er war kräftig, aber nicht durchtrainiert. Seinem Boxhieb wich Haberkorn mühelos aus, er packte den anderen an den Oberarmen, eine Weile versuchten sie sich gegenseitig in die Knie zu zwingen, mit einer kurzen Bewegung gelang es Haberkorn, ihn in den Schwitzkasten zu nehmen. Frenzen lief rot an, dann röchelte er „hör auf, genug“. Danach waren die Fronten geklärt, die Aufgaben wurden wieder an alle verteilt.

Haberkorn war klar, dass sie aufeinander angewiesen sein würden, ein U-Boot war eine komplizierte Maschine in der viele Aggregate ineinandergriffen und die Männer an den Stationen mussten sich auf die Handlungen des anderen verlassen können. Eine Störung in diesem System konnte dafür sorgen, dass das Boot seinen Auftrag nicht erfüllte oder absoff.

Auf dem Weg zum Ausrüstungskai kamen sie an den Hellingen vorbei, 7 Boote waren gleichzeitig im Bau, Maschinenhämmer trieben Nieten in die Bleche, Schweißbrenner zischten und Männer in und vor den Booten gingen ihren Aufgaben nach. Alles sah chaotisch aus, Berge von verschiedenen Teilen türmten sich scheinbar wie zufällig hingeworfen auf, die Männer eilten durcheinander aber er spürte, dass Erfahrung diesen Ablauf bestimmte. Mit einem kurzen Blick in ein noch an der Seite offenes Boot sah er ein Gewirr von Maschinen, Rohren und auf dem Boden liegenden Kabeln, ein Mann machte sich daran, die Kabel in Schienen zu pressen. Haberkorn war sich bewusst, dass auch die Arbeit dieses einzelnen Mannes dazu beitragen würde, wie gut das Boot funktionierte. In der Theorie waren ihnen verschiedene Risse, Lagepläne und Anordnung der Maschinen und Aggregate erklärt worden, er fand es nur verwirrend und war nicht sicher, ob er in diesem Labyrinth schnell zurecht kommen würde. Heute sollte er zu ersten Mal in ein Boot einsteigen und sich ein Bild von seiner zukünftigen, zeitweiligen Heimat verschaffen.

Das Boot lag vertäut am Kai, noch schlängelten sich Kabel in seinen Bauch und das Deck war an einigen Stellen aufgerissen, die Arbeiter hatten die Flurplatten im Inneren achtlos zur Seite geschoben. Vor dem Turm standen ungefähr fünf Männer, einer überragte sie deutlich. Als sie die Stelling überquert hatten stellten sich die Männer in Zweierreihe auf dem Deck auf. Aus der Gruppe der Offiziere löste sich ein untersetzter Mann, unter seiner nachlässig geschlossenen Uniformbluse war ein Pullover sichtbar, der eine undefinierbare Farbe aufwies. Die Männer musternd schritt er die Reihe ab, er war vielleicht Ende Zwanzig. Unter seiner etwas schief sitzenden weißen Kommandantenmütze war rotblondes Haar zu erkennen, das Gesicht wurde von einer Raubvogelnase dominiert, seine dunklen Augen blickten wach und durchdringend. Eine Weile sah er sie wortlos an, dann erhob sich eine Bassstimme, die so gar nicht zu seinem eher schmächtigen Körper passen wollte.

„Guten Morgen Männer“.

„Guten Morgen Herr Kaleun“.

„Heute ist für einige der erste Tag, an dem ihr in dieses Boot einsteigt. Die anderen kennen das schon, bloß von kleineren Kähnen. Es sollte allen eine Ehre sein, das erste VII C zu übernehmen. Noch sind die Arbeiten nicht abgeschlossen, stört uns nicht, könnt ihr die Leute an Bord gleich dieses oder jenes fragen. Die alten Hasen helfen den Neuen, verstanden? Damit eins klar ist: ihr könnt euch von mir aus die Augen blau schlagen, wenn der Dienst aber darunter leidet wird es ungemütlich. Ich erwarte, dass jeder Mann sein Bestes gibt. Seit gestern geht es gegen Polen, möglich, dass wir es bald mit den Engländern zu tun bekommen. Also gebt euch Mühe dass ihr das Boot schnell beherrscht. Wir haben 6 Wochen Zeit für die Baubelehrung und das Einfahren. Noch Fragen?“

Es blieb still.

Drei Musketiere - Eine verlorene Jugend im Krieg, Sammelband 1

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