Читать книгу Drei Musketiere - Eine verlorene Jugend im Krieg, Sammelband 1 - Frank Hille - Страница 24
ОглавлениеRita Wohlfahrt
Rita Wohlfahrt bekam was sie wollte, ihre Eltern wiesen ihr keinen Wunsch ab, sie war das einzige Kind. Ihr Vater verdiente als Gymnasiallehrer gut, ihre Mutter arbeitete als Buchhalterin in der Blechfabrik der Stadt. Minna, die Haushalthilfe, wie sie alle riefen, führte ihnen den Haushalt, kochte Essen, versorgte die Wäsche und putzte die Wohnung. Von ihren Eltern hatte Rita gute Gene mitbekommen, die Schule stellte sie vor keine Probleme, im Abitur gehörte sie zu den besten der Klasse. Ihr Vater drängte sie die Lehrerlaufbahn einzuschlagen, sie dagegen wollte sich nicht mit pubertierenden Jungen und Mädchen herumschlagen, eher spürte sie den Wunsch anderen, Schwächeren, zu helfen. Ein Medizinstudium blieb fast ausschließlich Männern vorbehalten, selbst wenn sie aufgenommen werden würde wollte sie keinem Spießrutenlaufen ausgesetzt sein, sie war sich ihrer Wirkung auf Männer durchaus bewusst. Schließlich entschied sie sich für die Schwesternfachschule, der Beruf war anerkannt und sie konnte ihre Eltern überzeugen dem zuzustimmen.
In der Stadt fühlte sie sich schnell heimisch, mit ihren Freundinnen ging sie nach der Ausbildung gern in die kleinen gemütlichen Kaffees. Wissbegierig lernte sie viel und der Dienst an den Patienten machte ihr Spaß, die dankbaren Worte belohnten sie für ihre Mühe. Der Stationsarzt wurde auf sie aufmerksam und versuchte mit ihr ins Gespräch zu kommen, sie fand ihn nicht unattraktiv und seine souveräne Art gefiel ihr. Sie war keine Jungfrau mehr, aber der erste Mann den sie hatte war gierig und rücksichtslos über sie hergefallen, seitdem war ihr Interesse an Männern gering. In den gemeinsamen Diensten mit dem Arzt meinte sie einen Mann zu erkennen, der überlegt agierte und ein guter Fachmann war. Er war zirka 40 Jahre alt und mit seinen langsam ergrauenden Schläfen hatte er für sie etwas Väterliches. Wie zufällig war er im Nachtdienst wenn sie auch in der Klinik war und im engen Bereitschaftszimmer blieben scheinbar unabsichtliche Körperkontakte nicht aus, wenn sie etwa Medikamente aus dem Schrank holen musste. Eines Nachts versuchte er sie zu küssen, sie ließ es zu. Tage später schlief er in einer Kammer mit ihr, sie kniete auf dem Boden und er war behutsam und zärtlich, erstmalig spürte sie Lust mit einem Mann zusammen zu sein. Mit seiner Erfahrung ließ er sich Zeit und sie kam zum Orgasmus. Verliebt himmelte sie ihn an, dass er eine Frau hatte wusste sie und verschwendete keinen Gedanken darauf, dass sie möglicherweise eine Ehe gefährdete, in der die Liebe vielleicht nicht mehr taufrisch war, sie holte sich bedenkenlos ihren Anteil am Glück. Als ihre Ausbildung beendet war hatte die Affäre knapp anderthalb Jahre gedauert, sie ging in ihre Heimatstadt zurück und wurde im dortigen Krankenhaus angestellt.