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Das Projekt: Betten beziehen

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Ein ganz besonderes Erlebnis ist das eigenhändige Beziehen der Betten. Und während es in der oberen Etage keinerlei unterstützender Maßnahmen bedurfte, hätte man in der unteren Etage allein Stoff für diverse YouTube-Renner gehabt, likes im fünf- bis sechsstelligen Bereich garantiert.

Auch bei dieser Klassenfahrt fragte ich mich wieder einmal, ob es nicht sinnvoll wäre, in der Schule in einer unserer Projektwochen, die jedes Jahr vor den Zeugnisferien anstehen, einen mehrtägigen Workshop zum Thema: „Betten beziehen – leicht gemacht“ anzubieten. Aber warum lernen unsere Schüler das eigentlich nicht am Ort des normalen Geschehens, nämlich dort, wo ihr eigenes Bett steht? Junge Männer, mit Bartwuchs, dunkler Stimme und weiteren erkennbaren Tendenzen zum Erwachsen werden, sind nicht in der Lage, eine Decke in einen eigens dafür vorgesehenen Bezug zu stopfen.

Hakan stand böse funkelnd vor mir: „Der Bezug ist viel zu kurz für die Decke. Die können hier nicht mal ordentliche Bezüge hinlegen.“

„Hakan, die machen das hier professionell. Aber vielleicht klappst du den Bezug einfach mal bis zum Ende auf. Dann ist er auch lang genug!“

„Ach, so! Ja, passt!“

Murat ist inzwischen komplett in seinem Bezug verschwunden und versucht die Dinge von innen zu regeln. Kadir überlegt, welches Mädchen er überreden könnte, ihm heute noch diese lästige Aufgabe komplett abzunehmen. Ich denke, da muss ich nicht weiter intervenieren, es wird vermutlich zu keinen größeren Verletzungen oder Todesfällen kommen und mache mich auf ins nächste Jungenzimmer. Auf dem Flur begegnet mir eine komplett vermummte Gestalt. Irgendjemand übt für ein Vorsprechen für die Rolle als Burggespenst und das wilde Rudern lässt vermuten, dass es sich um Fadil handelt. Ich versuche den Tentakeln so gut es geht auszuweichen, um mir ein blaues Auge zu ersparen und scheuche ihn zurück ins Zimmer. Meine Bitte, die frische, unbenutzte Bettwäsche, wenn irgend möglich, dabei nicht über den Fußboden zu schleifen, verhallt leider.

Als ich das zweite Jungenzimmer wenig später wieder verlasse, fällt mir auf, dass das Kreuz, das hier erwartungsgemäß in allen Appartements eigentlich an der Wand hängt, seinen Platz bereits verlassen hat und in ein Regal ganz hinten umgezogen ist.

„Jungs, habt ihr das Kreuz abgenommen?“

„Äh, ja, wallah, bin isch Moslem, was hängt hier Kreuz, Alta?“

Dieser Toleranzpunkt geht eindeutig an die Schwestern.


Eine Klassenfahrt und andere Desaster

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