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Der Glaube des Abraham und die Göttlichkeit des Menschen

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Ich hatte bereits erwähnt, daß ich davon ausgehe, daß das Evangelium des Johannes in eine Endszene einmündet, die mit der Gefangennahme Jesu beginnt und die die Verhöre der Hohenpriester und des römischen Statthalters Pontius Pilatus und die Verurteilung Jesu durch diesen und die darauf folgende Exekution am Kreuz einschließt (Joh 18,12-19,22). Die Passionsgeschichte zeigt den Ausgang des Evangeliums. Aber das Evangelium selbst hat als sein Zentrum und daher als seine zentralen Szenen zwei Auseinandersetzungen Jesu, die im Kapitel 8 über den Glauben und die Werke Abrahams und im Kapitel 10 über die Göttlichkeit des Menschen geführt werden. Am Ende beider Szenen wird Jesus mit dem Tode bedroht und beide mal kann er entkommen.

Diese beiden Szenen sind entscheidend für die Interpretation des Ausgangs des Evangeliums und daher der Passionsgeschichte. Ich werde sie daher im folgenden analysieren, bevor ich zur Analyse der Passionsgeschichte übergehe. In der ersten dieser zentralen Szenen stößt Jesus mit einer Gruppe von Menschen zusammen, die an ihn glauben. Mit diesen Gläubigen und Sympathisanten diskutiert er über Abraham und darüber, was es bedeutet, Sohn Abrahams zu sein. Jesus stellt sich als Sohn Abrahams in einem Sinne vor, der von seinen Zuhörern als Skandal empfunden wird, sodaß sie sich gegen ihn wenden und ihn sogar töten wollen (Joh 8,31-59). In der zweiten Szene stellt Jesus sich im Tempel einer nicht weiter spezifizierten Menschenmenge , die allerdings eher gegen ihn eingestellt ist, gegenüber als Sohn Gottes vor, was wiederum als Skandal aufgefaßt wird, sodaß Jesus wiederum bedroht wird (Joh 10,22-39).

Um beide Szenen zu verstehen, muß man allerdings voraussetzen, daß für das Denken von Jesus die Sünde, die in Erfüllung des Gesetzes begangen wird, eine völlig zentrale Kategorie ist. Ohne diese Kategorie werden beide Auseinandersetzungen völlig unverständlich.Vor allem seine Auseinandersetzung mit seinen Gläubigen wird ohne diese Kategorie unverständlich. Man versteht dann überhaupt nicht, warum eigentlich eine solche Spannung entsteht, daß diese Gläubigen sich gegen Jesus wenden, um ihn zu töten. Daher wurden beide Szenen in einem Christentum unverständlich, das das Bewußtsein von der Sünde, die in Erfüllung des Gesetzes begangen wird, weitgehend unterdrückte und daher gerade diese Szenen auf die aberteulichsten Weisen interpretierte. An die Stelle dieser Auseinandersetzung mit der Sünde, die in Erfüllung des Gesetzes begangen wird, trat dann im Laufe der Zeit eine antisemitische Interpretation besonders des achten Kapitels, der gemäß nicht die Sünde von Jesus angegriffen wird, sondern stattdessen die Juden.

Der Schrei des Subjekts

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