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Die Welt: in der Welt sein ohne von der Welt zu sein

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In der Sprache des Johannesevangelium hat Jesus die Welt in einem doppelten Sinne als Bezugspunkt. Jesus ist dort das Licht der Welt. Welt bedeutet dann den Kosmos, von dem der Mensch ein Teil und der den lebenden körperlichen Menschen umgibt und die andern Menschen und sogar die Institutionen mit einschließt. Dennoch, innerhalb dieses Kontextes, bezieht sich Jesus in einem ganz anderen Sinne auf die Welt. Jesus besteht dann darauf, daß er nicht von der Welt ist oder nicht von dieser Welt ist. Dann sagt er, daß sein Reich nicht von dieser Welt ist. Er ruft seine Jünger, die in der Welt sind, auf, nicht von dieser Welt zu sein. Dies führt zu Aussage, daß diese Welt diejenigen liebt, die von dieser Welt sind und diejenigen haßt, die nicht von dieser Welt sind.

Wenn diese Welt vom Menschen verlangt, von dieser Welt zu sein, dann kommen aus der Welt Imperative. die Gehorsam verlangen. Diese Welt verlangt etwas und zwingt auf, was sie verlangt. Aus der Sicht Jesu, führen diese Imperative in die Sünde. Obwohl der Mensch in der Welt ist, soll er nicht von der Welt sein. Dies heißt, daß er den Imperativen, die aus der Welt kommen, widerstehen soll.

In dieser Sicht, sind Pilatus und die Hohenpriester Welt, die von dieser Welt ist. Sie folgen den Imperativen dieser Welt. Im Fall der Hohenpriester ist es klar, daß sie von der Welt sind, indem sie sich auf das Gesetz berufen. Pilatus hingegen folgt dem Gesetz der Macht des Imperiums, was einen analogen Sinn ergibt. In beiden Fällen gilt, daß dieses “von der Welt” sein nicht etwa darin besteht, das Gesetz zu verletzen. Man ist von der Welt innerhalb der Gesetze und der Erfüllung von Gesetzen. Die Anklagen gegen Jesus sind in beiden Fällen Anklagen im Namen des Gesetzes und seiner Erfüllung. Jesus wird vorgeworfen, das Gesetz zu brechen. Jesus wird angeklagt im Namen der Erfüllung von Gesetzen, die seine Ankläger einfordern. Sie verteidigen Gesetze: Pilatus das Gesetz der Macht des Imperiums und die Hohenpriester die Legalität des jüdischen Gesetzes. Und Jesus hat tatsächlich diese Gesetze verletzt.

Johannes besteht gerade auf diesem Gesichtspunkt. Der Jesus, den er darstellt, wendet sich nur ganz am Rande gegen Gesetzesverletzungen von seiten der Menschen, zu denen er spricht. Johannes zeigt dies sehr offen im Falle der Auseinandersetzung über eine Ehebrecherin. Die Erzählung ist enthüllend:

“Die Schriftgelehrten aber und die Pharisäer brachten eine Frau herbei, die beim Ehebruch ertappt worden war, stellten sie in die Mitte und sagten zu ihm: Meister, diese Frau ist auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt worden. Im Gesetz aber hat uns Moses geboten, eine solche zu steinigen. Was sagst du nun? Das sagten sie, um ihn zu versuchen, damit sie eine Anklage gegen ihn hätten. Jesus aber bückte sich nieder und schrieb mit dem Finger auf die Erde. Als sie jedoch hartnäckig weiterfragten, richtete er sich auf und sprach zu ihnen: Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als erster einen Stein auf sie. Dann bückte er sich wieder nieder und schrieb auf die Erde. Als sie aber das gehört hatten, gingen sie weg, einer nach dem andern, angefangen von den Ältesten. Und er blieb allein zurück und die Frau, die in der Mitte stand. Da richtete sich Jesus auf und sprach zu ihr: Frau, wo sind sie? Hat keiner dich verurteilt? Sie aber sprach: Keiner, Herr! Da sprach Jesus zu ihr: Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr.” (Joh 8, 3-11)

Die Frau hatte das Gesetz verletzt, obwohl über den Mann, der da beteiligt gewesen sein muß, nichts gesagt wird. Jesus streitet die Gesetzesverletzung nicht ab. Daher kann er am Ende der Erzählung die Frau auffordern, nicht wieder zu sündigen. Das ist eben, was zu tun ist im Falle einer Gesetzesverletzung. Aber Jesus verurteilt die Frau nicht, obwohl er die Gültigkeit des Gesetzes nicht bestreitet.

Die Ehebrecherin, die in den Augen Jesu gesündigt hat, hat aber nicht jene Sünde begangen, gegen die Jesus sich gerade auflehnt. Sie sündigt nicht, weil sie “von der Welt” ist. Von der Welt zu sein, ist nicht der Grund für den Ehebruch, so wie der Grund auch nicht ist, nicht von der Welt zu sein. “Von der Welt” zu sein bedeutet den Haß gegen jeden Gesetzesverletzer, und spezifisch gerade gegen denjenigen, der das Gesetz verletzt, weil er nicht “von dieser Welt” ist. Die Welt, indem sie von der Welt ist, haßt daher Jesus, der das Gesetz verletzt, weil er nicht von dieser Welt ist. Die Ehebrecherin hingegen hat überhaupt keinen Grund, Jesus zu hassen und haßt ihn daher auch nicht. Die andern hingegen, die weggegangen sind, sind von der Welt. Sie zeigen es dadurch, daß sie die Ehebrecherin töten wollen. Sie sind von der Welt gerade dadurch, daß sie das Gesetz erfüllen wollen. Die wahre Sünde, gegen die Jesus aufsteht, ist die Steinigung der Gesetzesverletzerin und diese Sünde erfüllt das Gesetz, das sie verletzt hat. Auf diese Weise ergibt sich eine Sünde, die die Sünde der Autorität und des Gesetzes ist. Sie wird der Gesetzesbrecherin gegenüber getan und ist in den Augen Jesu die größere Sünde.

Diese Erzählung ist in der gesamten späteren Geschichte des Christentums bis heute als Skandal empfunden worde, sodaß es ständige Versuche gibt, sie aus dem Evangelium herauszunehmen oder ihren Ursprung zu bezweifeln. Dabei werden insbesondere zwei Argumente benutzt:

Zum ersten weißt man darauf hin, daß der griechische Stil des Textes verschieden ist vom Stil des restlichen Evangeliums. Daraus wird dann geschlossen, daß es sich um einen späteren Einschub handeln müsse. Dieses Argument ist sehr schwach aus dem Grunde, daß, wenn es sich um einen Einschub handelt, dieser Einschub natürlich von Johannes selbst stammen kann. In diesem Falle hätte Johannes einen Text einfach so genommen, wie er ihn vorfand und in seinem Evangelium benutzt. Daß ein solch skandalöser Text später und zwar vom 3. Jahrhundert an eingefügt sein sollte, entbehrt jeder Wahrscheinlichkeit. Je mehr das Christentum zu einer neuen Gesetzesreligion wurde, umso mehr mußte dieser Text gerade als Störungselement empfunden werden.

Zum zweiten verweist man darauf, daß in der ersten aufgefundenen Kopie gegen Ende des zweiten Jahrhunderts diese Erzählung nicht vorkommt. Aber die ersten aufgefundenen Kopien sind alle sehr bruchstückhaft. Die erste vollständige Kopie hingegen enthält diese Erzählung. Diese Situation ist ohne weiteres erklärbar ohne die Hypothese eines späteren Einschubs. Die Erzählung kann an anderen Stellen gestanden haben, könnte aber bereits in einigen Varianten ausgelassen worden sein, da sie von vielen Orientierungen des Christentums her bereits in früher Zeit als Skandal erschien.

Ich gehe daher davon aus, daß diese Erzählung tatsächlich aus dem Ursprung des Evangeliums selbst stammt, aber sehr bald umstritten wurde. Hinzu kommt, daß sie völlig den Vorstellungen des Restes des übrigen Evangeliums entspricht und daher im Gesamtzusammenhang des Evangeliums in keinem Sinne einen Fremdkörper darstellt. Auf der andern Seite ist leicht verständlich, daß man gerade diese Erzählung unterdrücken will, denn sie gibt auf besonders plastische Weise das Verhältnis Jesu zum Gesetz wieder.

Dabei ist wichtig, daß diese Erzählung herausstellt, daß die Sünde, “von der Welt” zu sein, bei Johannes eben keine sinnliche Sünde oder gar sexuelle Sünde ist, sondern in Erfüllung eines Gesetzes begangen wird und sich daher gerade gegen die Sinnlichkeit richtet. Ich glaube, da dies bei Johannes sehr bewußt ist. Bei Johannes stammt die Sünde nicht aus der Sinnlichkeit, sondern aus der Gesetzlichkeit. Er zeigt dies bereits am Anfang des Evangeliums anläßlich des ersten Auftritts Jesu im öffentlichen Leben. Bei den Synoptikern ist der erste Auftritt Jesu ein höchst feierlicher Moment, in dem Jesus ganz ausdrücklich seine religiöse Mission vertritt. Bei Johannes ist das ganz anders. Da ist es die Teilnahme Jesu an einem großen Hochzeitsfest. Die Geschichte erzählt, daß bei diesem rauschenden Fest der Wein ausging. Jesus tat daher sein erstes Wunder, von dem Johannes berichtet und verwandelte Wasser in Wein, sodaß das Fest weitergehen konnte. Johannes gibt die Zahl der Wassergefäße an und man hat geschätzt, daß es sich um etwa 700 Liter Wein handelte.

Eine solche Geschichte ist natürlich ähnlich skandalös für alle späteren puritanischen Äußerungen des Christentums. Aber es handelt sich um Wein, nicht um Sexualität. Daher ist sie immer noch eher annehmbar, obwohl sie ständig uminterpretiert wurde im Sinne eines symbolischen Verständnisses, der gemäß Jesus zwar auf diese Hochzeit ging, aber symbolisch gesehen auf einer ganz andern Hochzeit tanzte.

Die Erzählung von der Ehebrecherin ist einfach die andere Seite dieses Ausgangspunktes des Johannes von der Sinnlichkeit her. Innerhalb seines Arguments scheint mir die Betonung dieses Ausgangspunktes notwendig zu sein. Nicht “von der Welt” sein richtet sich nicht gegen die körperliche, sinnliche Welt, sondern gegen die Welt, die im Namen der Erfüllung des Gesetzes die Sünde begeht. Es ist die Sünde, die der Mensch als Autorität in Erfüllung des Gesetzes begeht.

Dieser Hochzeit als erstem Auftritt Jesu in der Öffentlichkeit folgt sein zweiter Auftritt im Tempel mit der Reinigung des Tempels. Hier ist dann die Richtung gegen die Gesetzlichkeit, in deren Erfüllung die Sünde begangen wird, der eigentliche Gegenstand.

Das Problem von Johannes ist daher das Gesetz, nicht die Sinnlichkeit. Im Evangelium stellt er dies auch noch in einem andern Zusammenhang dar, nämlich angesichts der Geschichte von einem anderen Wunder, näamlich der Heilung eines Blinden:

“Und im Vorbeigehen erblickte er einen Menschen, der von Geburt an blind war. Und seine Jünger fragten ihn: Rabbi, wer hat gesündigt, dieser oder seine Eltern, daß er blind geboren wurde? Jesus antwortete: Weder dieser hat gesündigt noch seine Eltern.” (Joh 9, 1-2)

Hier taucht jetzt im naturalistischen Gewande wieder die Vorstellung auf, daß im Zentrum des Lebens und der Sünde die Gesetzesverletzung steht. Im Extrem wird Blindheit als Strafe für eine solche Sünde aufgefaßt. Die Erzählung geht daher weiter und Jesus heilt den Blinden. Jetzt aber wird der Geheilte verfolgt:

“Nun nahmen sie ihn mit zu den Pharisäern, ihn, den ehemals Blinden. Es war aber Sabbat an dem Tage, an welchem Jesus den Teig gemacht und seine Augen geöffnet hatte. Wiederum fragten ihn nun die Pharisäer, wie er sehend geworden sei. Er sprach zu ihnen: Er hat einen Teig auf meine Augen gelegt, und ich habe mich gewaschen und nun sehe ich. Da sagten einige von den Pharisäern: Dieser Mensch ist nicht von Gott, weil er den Sabbat nicht hält.” (Joh 9, 13-16)

Jetzt hat Jesus das Gesetz verletzt, und seine Gegener klagen ihn an wegen dieser Gesetzesverletzung. Vorher hatte die Ehebrecherin das Gesetz verletzt. Jesus sagte, daß das eine Sünde ist, aber er verurteilt sie nicht. Sie sündigt, aber sie begeht nicht die Sünde. Die Sünde begehen diejenigen, die sie steinigen wollen und zwar in Erfüllung des Gesetzes. Es ist die Sünde, die man begeht, wenn man von der Welt ist. Jetzt aber verletzt Jesus das Gesetz. Diese Gesetzesverletzung aber gilt dem Johannes als legitim. Sie ist nicht deshalb legitim, weil es Jesus ist der das tut. Sie ist legitim, weil diese Gesetzesverletzung einen Kranken heilt. Das Gesetz darf sich nicht dem menschlichen Leben in den Weg stellen. Steht es ihm im Weg, verliert es seine Geltung. Es handelt sich nicht einmal um eine Extremsituation. Jesus hätte den Blinden schließlich genauso am Tag vor oder nach dem Sabbat heilen können. Hier wird das Leben ganz einfach über das Gesetz gestellt. Seine Gegner aber wenden sich gegen ihn im Namen der Erfüllung des Gesetzes. Jesus wirft daher die Sünde denen vor, die die Erfüllung des Gesetzes vertreten. Er tut dies mit sehr harten Worten:

“Hierauf sprach Jesus: Zu einem Gericht bin ich in diese Welt gekommen, damit die, die nicht sehen, sehend und die Sehenden blind werden. Das hörten einige von den Pharisäern, die bei ihm standen, und sagten zu ihm: Sind etwa auch wir blind? Jesus sprach zu ihnen: Wenn ihr blind wäret, so hättet ihr keine Sünde. Nun aber sagt ihr: Wir sehen. Eure Sünde bleibt.” (Joh 9, 39-41)

Jesus wirft ihnen die Sünde vor. Das ist nicht das “sündige nicht mehr”, das er gegenüber der Ehebrecherin sagt, ohne sie zu verurteilen. Jetzt verurteilt er, denn es wird die Sünde begangen. Es ist die Sünde, die die Blindheit der Sehenden begeht. Es ist die Blindheit derer, die zu sehen glauben, aber nicht sehen.

Jesus hat das Gesetz verletzt. Aber er hat es verletzt, weil er sehend ist. Wer sieht, sieht , was sich dem Leben des Menschen in den Weg stellt und sieht es als Hindernis, über das er sich erhebt. Aus der Sicht der Blindheit der Sehenden aber ist dies eine Gesetzesverletzung. Sie begehen das, was Jesus die Sünde im Singular nennt. Sie begehen nicht Sünden, sondern die Sünde.

Damit nähern wir uns dem an, was Jesus sagt, wenn er davon spricht, “von der Welt” oder “nicht von der Welt” zu sein. Jesus verletzt das Gesetz, weil er “nicht von der Welt” ist. Diejenigen aber, die ihn im Namen der Erfüllung des Gesetzes verurteilen, tuen dies, weil sie “von der Welt” sind. Von der Welt sein, heißt töten wollen. Aber sie töten, damit das Gesetz erfüllt wird. Der Mord, den sie begehen, verletzt nicht das Gesetz, sondern ist durch seine Erfüllung gefordert. Er muß begangen werden, damit das Gesetz erfüllt wird. Dieser Mord ist das Zentrum dessen, was es heißt, von der Welt zu sein.

Für das Gesetz ist die Verletzung des Sabbats eine Sünde, die bestraft wird. Soweit derjenige, der das Gesetz verletzt hat, akzeptiert, daß er es verletzt hat und damit ein Unrecht begangen hat, wird das verletzte Gesetz durch die Strafe wieder hergestellt. Jesus hingegen verletzt das Gesetz des Sabbats, wenn man es aus der Sicht seiner formalen Erfüllung betrachtet. Aber er besteht darauf, daß diese Verletzung legitim und daher Pflicht ist. In diesem Sinne besteht er darauf, daß er das Gesetz nicht etwa verletzt hat, sondern ganz im Gegenteil erfüllt hat. Er hat das menschliche Leben geachtet und danach gehandelt. Folglich hat er überhaupt kein Unrecht begangen, weil dieses Leben über dem Gesetz steht, das ein Gesetz ist, das für das Leben gegeben wurde. Er besteht darauf, daß er den Sabbat nicht etwa abschafft, sondern, indem er das formale Gesetz des Sabbats bricht, den Sabbat erfüllt. Er will den Sabbat nicht abschaffen. Aber die Heiligung des Sabbats geht verloren, wenn man das Gesetz des Sabbats nicht in einem Fall wie der Heilung des Blinden unterbricht.

Vom formalen Standpunkt des Gesetzes jedoch geschieht ein Gesetzesbruch, der bestraft werden muß. Indem aber Jesus darauf besteht, daß es sich gar nicht um eine Sünde handelt, sondern daß die Gesetzesverletzung aus der Erfüllung des Gesetzes als eines Gesetzes für das Leben folgt, hat er alle Beziehung zum Gesetz in Frage gestellt. Das Gesetz ist jetzt einem Unterscheidungskriterium unterworfen, das durch keine Autorität und keinen Gesetzgeber ersetzt werden kann: Um das Gesetz zu erfüllen, muß man es verletzen, sobald es sich dem Leben dessen in den Weg stellt, von dem die Erfüllung des Gesetzes gefordert wird. In letzter Instanz entscheidet das Subjekt über das Gesetz. Jesus fordert Souveränität des lebenden Subjekts gegenüber dem Gesetz.

Tatsächlich handelt es sich nicht um eine einfache Gesetzesverletzung, sondern um die Negation jedes Apriorismus der Geltung von formalen Rechtnormen, ganz unabhängig davon, wer der Gesetzgeber ist: sei es das Gesetz Gottes, das Gesetz der Vernunft, irgendeiner sonstigen Autorität des Königs oder auch eines demokratischen Gesetzgebers. Der Mensch als Subjekt bleibt souverän. Indem das Gesetzesdenken derer, die sich gegen Jesus stellen, in diesem Sinne legalistisch ist, muß aus deren Sicht die Haltung Jesu Rebellion gegen das Gesetz sein. Soweit das Gesetz als Gesetz Gottes gilt, gilt diese Haltung als Blasphemie. Daher werden sie alles Gewicht des Gesetzes gegen ihn einsetzen, das nicht das Gewicht irgendeines verletzten spezifischen Gesetzes ist, sondern des Gesetzes als solchem und daher der formalen Gesetzlichkeit als solcher. Wo aus der Sicht des Menschen als lebendem Subjekt die Sünde begangen wird, die in der Erfüllung des Gesetzes geschieht, erscheint dieses Subjekt aus der Sicht des Gesetzeslegalismus als rebellisches Subjekt, ein Produkt des Hochmuts und der Hybris und seine Sünde ist Blasfemie, die darin besteht, sein zu wollen wie Gott. Daher reagiert das Gesetz auf gewaltsame Art.

Im Evangelium des Johannes dient die Bezugnahme auf den Sabbat dazu, diese Sünde aufzuzeigen, die in Erfüllung des Gesetzes begangen wird. “Der Mensch ist nicht für den Sabbat da, sondern der Sabbat ist für den Menschen da.” Dieser Satz drückt auch das aus, was Johannes sagt. Er kann sehr gut die Position Jesu zusammenfassen, wen wir in Betracht ziehen, daß Jesus dieses Verhältnis auf alle Gesetze und alle Gesetzlichkeit ausdehnt.

Der Schrei des Subjekts

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