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Der Goldhut von Ezelsdorf

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An der Grenze zwischen Mittelfranken und der Oberpfalz kam es im Februar 1953 zu einem archäologischen Sensationsfund: In seinem Waldstück der Gemarkung Ezelsdorf-Buch (Gde. Burgthann) sah sich der Maurermeister Michael Dörner beim Roden von einem großen Stück goldglänzenden „Blechs“ behindert. Seine Frau sammelte die zerhackten Fundstücke ein und zeigte sie – neugierig geworden, ob es nicht doch Gold sein könnte – ihrem Zahnarzt. Als sich die „Diagnose“ bestätigte, wurde glücklicherweise das Germanische Nationalmuseum informiert, wo man nach mühseliger Rekonstruktion eines der großen Rätsel der Bronzezeit bewundern konnte: einen fast 90 cm hohen, mit vielen Punzierungen geschmückten Goldkegel.

Die frühgeschichtliche Archäologie kennt nur vier dieser aufwendigen Kultgegenstände: Einer wurde bei Schifferstadt gefunden, ein weiterer bei Avanton in Westfrankreich. Der Fundort des vierten Kegels, der in Berlin aufbewahrt wird, ist ungeklärt, dürfte aber ebenfalls im süddeutsch-französischen Raum vermutet werden. Sinn und Zweck dieser Goldkegel wurden lange und widersprüchlich diskutiert. Heute tendiert die Forschung zu der Deutung, dass die spitzen Kegel von Priestern bei Zeremonien als Hüte getragen wurden; die aufwendige Ornamentierung dürfte einen Kalender darstellen. Diese Ausrichtung auf die Dokumentation von Himmelskörpern fügt die „Goldhüte“ in die hochstehende bronzezeitliche Kultur zwischen ca. 1500 und 1000 v. Chr. ein, die uns u. a. auch die Himmelsscheibe von Nebra hinterlassen hat. Mittelfranken muss also Teil dieses Kulturkreises mit seinem hoch entwickelten Handelsnetz gewesen sein. Wo sich das Zentrum befunden haben könnte, in dem die Priester den Ezelsdorfer Goldhut den Zeitgenossen präsentierten, ist bis heute ein Rätsel.


Der Goldhut von Ezelsdorf belegt die Einbindung Mittelfrankens in die Hochkultur der Bronzezeit.

Dass die Zeiten härter wurden, belegen Spuren auf dem nahen Hesselberg, wo jetzt Befestigungs- und Verteidigungsanlagen angelegt wurden. Diese sind auch ein Hinweis auf den nächsten großen Einschnitt der Frühgeschichte: Aus dem Nahen Osten hatte sich die Kunst der Eisenverarbeitung ausgebreitet und wurde von Völkerschaften vorangetrieben, deren Eisenwaffen der Bronze deutlich überlegen waren. Im Gegensatz zu Zinn und Kupfer ist Eisenerz sehr viel weiter verbreitet – auch im fränkischen Raum –, so dass sich diesbezüglich eine höhere „Waffengleichheit“ herausbildete. Die eisenzeitlichen Epochen der Hallstatt- (ab ca. 800) und La-Tène-Zeit (ab ca. 450) brachten so eine einheitliche Zivilisation hervor, deren Träger sich nun auch ethnisch als Kelten einordnen lassen.

Die keltische Kultur war in ihren Strukturen eine Fortschreibung der Urnenfelder-Zeit: Die Menschen lebten zum Teil in offenen Siedlungen, schützen sich aber in Wallburgen, die bis mehrere Tausend Menschen umfassen konnten und vorzugsweise auf leicht zu verteidigenden Hochplateaus errichtet wurden. Es gab eine arbeitsteilige Gesellschaft mit spezialisierten Handwerkern, geführt von einer fürstlichen Elite und spirituell von Druiden betreut. Eine bedeutende Keltenstadt bestand auf der Houbirg bei Hersbruck, die ihrerseits auf einer spätbronzezeitlichen Wallburg aufbaute. Von dort aus durchzogen wichtige Handelswege ganz Mittelfranken zu anderen Keltenzentren wie Manching, dem Staffelberg oder dem Würzburger Marienberg. Kleinere Verteidigungsstellungen waren als Viereckschanze angelegt, wie sie z. B. in Ohlangen bei Thalmässing ausgegraben wurde.

Die keltische Kultur blühte und wurde damit wohl Opfer ihres eigenen Erfolgs. War es ein zunehmender Bevölkerungsdruck? Eine Erschöpfung der Böden durch Übernutzung? Ende des 5. Jhs. v. Chr. erfasste jedenfalls eine große Unruhe die keltischen Völkerschaften in Mitteleuropa. Mehr und mehr Gruppen setzten sich in Bewegung, stießen auf der Suche nach neuem Lebensraum bis Rom, Spanien und Kleinasien vor. Die große Wanderung dünnte die Bevölkerung auch im fränkischen Raum aus, wie die seltener werdenden Funde zeigen.

In dieses Vakuum stießen germanische Siedler vor, während gleichzeitig eine andere Hochkultur in Gestalt einer Weltmacht ihre Legionsadler bis an die Rezat führte.

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