Читать книгу Kleine Geschichte Mittelfrankens - Franz Metzger - Страница 12
Eine Mauer gegen Räuber und Migranten
ОглавлениеDie erste Befestigung bestand aus einem Palisadenzaun mit Wachttürmen und dazwischen eingefügten Toranlagen, welche die Verbindung zum „Barbarenland“ herstellten. Es dauerte bis weit ins 2. Jh., ehe der Limes seine klassische Form als durchgängige Steinmauer mit hölzernen Wehrgängen zu den in regelmäßigen Abständen eingefügten Wachttürmen fand. Durchgänge waren jetzt als massive Torbefestigungen angelegt. In 1 bis 5 km Abstand zur Grenzmauer entstanden Kastelle, befestigte Militärlager für 250 bis zu 1000 Legionäre und Hilfstruppen, welche die Wachttürme besetzten und als schnelle Eingriffstruppe reagieren konnten. Die Kastelle folgten einem architektonischen Masterplan: Das quadratisch bis rechteckige Feldlager wurde von zwei sich kreuzenden Hauptachsen unterteilt, die zu vier Eingangstoren führten. Kommandantur und die wichtigsten Verwaltungsund Vorratsgebäude befanden sich am Kreuzungspunkt.
Über die genaue Funktion der Limesanlage wurde lange kontrovers diskutiert. Heute herrscht weitgehende Übereinstimmung, dass es sich dabei weniger um einen Verteidigungswall gegen Barbarenhorden handelte, sondern vielmehr um ein „Frühwarnsystem“ und eine Kontrolle von Handel und Migration. Die Bewegung von Menschen und Waren konnte so überwacht und gesteuert werden, und sollten sich doch einmal auf Raub ausgerichtete Banden zeigen, würde die Nachricht durch optische Signale von Wachtturm zu Wachtturm und zu den Kastellen weitergegeben. Während man dort in Alarmbereitschaft trat, konnten, wenn nötig, die Legionen im Hinterland in Marsch gesetzt werden. Die eindrucksvolle Grenzanlage machte zudem jedem Ankommenden klar, dass von hier an römisches Recht und römische Interessen zählten.
Neben dem Kastell entwickelte sich in der Regel eine Zivilsiedlung (vicus), in der sich Handwerker und Händler niederließen, welche die Truppen versorgten, aber auch den Güteraustausch mit der Bevölkerung jenseits der Limes-Tore organisierten. Diese Vici konnten eine beachtliche Einwohnerzahl erreichen und besaßen dann auch die Annehmlichkeiten, die ein römischer Stadtbewohner erwartete: Thermen, Theater, Tempel und Foren. Ein gut erschlossenes Beispiel für das Leben in Römisch-Mittelfranken bietet Biriciana, das Kastell und die Zivilsiedlung auf dem Stadtgebiet von Weißenburg. Im Kastell war die I. Spanische Kavallerieeinheit „Aureliana“ stationiert. Unter den wohl 2500–3000 Bewohnern Biricianas um 200 werden sich Menschen aus vielen Teilen der römischen Welt befunden haben, und man kann davon ausgehen, dass diese Internationalität auch in Stammesland vor der Grenze Niederschlag fand.