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Vorwort
ОглавлениеEs war die enge Anlehnung an Napoleon I., den Vollender und Überwinder der Französischen Revolution, die dem Kurfürsten Max I. Joseph von Bayern 1806 die Königskrone und viele neue Untertanen im Frankenland bescherte. Der neue, moderne Staat der Wittelsbacher sollte nun auch nach modernen Prinzipien regiert werden. Dazu gehörte die Einteilung in überschaubare Verwaltungseinheiten, ähnlich den französischen Departements. Ebenfalls dem französischen Vorbild entsprach die Benennung nach Flüssen: Obermainkreis, Untermainkreis, Rezatkreis. Als Teil seiner „Charmeoffensive“, um die noch immer zögerlichen Neu-Bayern im Norden für sich und sein Haus zu gewinnen, genehmigte der nächste Bayernkönig, Ludwig I., die Umbenennung in Ober-, Unter- und Mittelfranken, womit der alte Stammes- und Regionalname Auferstehung feiern konnte.
In ihren neuen Verwaltungsbezirken fanden sich die Franken mit Nachbarn höchst unterschiedlicher Geschichtserfahrung zusammengespannt. Am einheitlichsten war noch Unterfranken, das hauptsächlich aus Gebieten der ehem. Fürstbistümer Würzburg und Mainz zusammengesetzt und überwiegend katholisch war. In Oberfranken bestand dagegen ein schroffer Kontrast zwischen der ehem. Markgrafschaft Bayreuth, hohenzollerisch-preußisch geprägt und evangelisch, und dem katholischen Ex-Fürstbistum Bamberg.
Eine Polarisierung gab es aber auch in Mittelfranken: Hier die Lande der früheren Markgrafschaft Ansbach, dort die fünf ehem. Freien Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Dinkelsbühl, Weißenburg und Windsheim. Die mochten zwar alle der Reformation gefolgt sein, hatten aber jahrhundertelange Konflikte, inklusive verheerender Kriegsaktionen, nicht vergessen. Einen relativ kleinen katholischen Gegenpol lieferten die Lande, die vom Eichstätter Bischof oder vom Deutschen Orden regiert worden waren. Hinzu kamen etliche ehem. Reichsritter- und Reichsfürstenlande.
Die Geschichte der in unserem Regierungsbezirk zusammengefassten Lebensräume ist also komplex und verlangt einen häufigen Wechsel des Blickpunkts. Die rein räumlichen Beschränkungen einer „Kleinen Geschichte“ müssen auch dazu führen, dass nicht jede Gemeinde oder Herrschaft angemessen abgehandelt werden kann, wofür ich um Verständnis bitte. Es erschien mir wichtig, die bedeutendsten Ereignisse und Entwicklungen der mittelfränkischen Geschichte in größere Zusammenhänge einzufügen und so verständlicher zu machen. Manches interessante und aufschlussreiche Detail musste daher beim Redigieren auf der Strecke bleiben. Mein Dank gilt den vielen ZuarbeiterInnen der Fachliteratur und dem Kulturreferat der Bezirksregierung von Mittelfranken sowie der Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg für ihre Unterstützung. Bedanken möchte ich mich auch beim Lektoratsteam Pustet für die inspirierte Zusammenarbeit.
Trotz des harzigen Beginns hat sich in den über 200 Jahren seines Bestehens im Regierungsbezirk Mittelfranken ein Gemeinschaftsgefühl entwickelt, das die unterschiedlichen historischen Hintergründe nicht nur respektiert, sondern sie auch als Bereicherung eines gemeinsamen kulturellen Erbes versteht. Ich hoffe, dass dieses Buch seinen Leserinnen und Lesern Anstoß geben mag, sich intensiver mit diesem Erbe zu beschäftigen.
Nürnberg, im Sommer 2020 | Franz Metzger |