Читать книгу Grundlagen des Methodischen Handelns in der Sozialen Arbeit - Franz Stimmer - Страница 12
3.1 Methode und methodisches Handeln
ОглавлениеDas »wissenschaftliche« an den Wissenschaften ist das methodische Vorgehen als ein der intersubjektiven Überprüfung offener komplexer Prozess mit einer variabel festgelegten Abfolge von einzelnen Phasen (»Problemlösungsphasen«). Begrifflich sind dabei folgende Unterscheidungen zu treffen:
• Methoden (methodos = das Nachgehen, Verfolgen) sind mehr oder weniger differenziert planbare, geregelte und zielorientierte sowie konsequent und reflektierend zu verfolgende »Wege« des Problemlösens.
• Methodisches Handeln ist sowohl das Planen der einzelne Schritte des Weges von der Idee bis zu den notwendigen Techniken als auch die konkrete Umsetzung – das Gehen auf diesen Wegen –, also das kunstfertige und kreative Anwenden von spezifischen Methoden und Verfahren im Rahmen der gegebenen Problemstellung. Davon zu unterscheiden sind quasi automatisch ablaufende Routineaufgaben.
• Die Methodologie i. e. S. ist die Lehre vom methodischen Handeln, also die Lehre, die Rede vom »Richtigen-Weg-entlang-Gehen« (Methodenkonzept, Handlungsmodell).
• In den Methodenkonzepten/Methodologien werden programmatisch die jeweiligen Wege beschrieben und eventuell auch forschungsmethodisch untermauert. Vor dem Hintergrund dieses Anspruchs lässt sich leicht einsehen, dass die Präzision der Formulierungen je nach Wissenschaft bzw. Handlungsfeld recht unterschiedlich ausfallen können (z. B. Sozialpädagogik vs. Brückenbau). Die Gesamtheit der Methodenkonzepte/Methodologien in einer Wissenschaft ist deren Methodenlehre (oder Methodologie i.w.S.).
Als Titel des Buches wurde bewusst nicht »Methoden der Sozialen Arbeit« gewählt, auch nicht »Methoden in der Sozialen Arbeit«, sondern »Grundlagen des Methodischen Handelns in der Sozialen Arbeit« bzw. im Text auch »methodisch handeln in der Sozialen Arbeit«, um den (begrenzten) Rahmen, vor allem aber, um den Prozesscharakter dieser Tätigkeit deutlich zu machen. Methodisches Handeln in der Praxis Sozialer Arbeit bezieht sich – außer auf forschungsmethodisches Handeln, natürlich nur analytisch getrennt – vor allem auf zwei Bereiche:
• erstens auf die antizipatorische Festlegung des Weges (»Landkarte«, »Tourenbeschreibung«) und zwar
− von einer problematischen Situation ausgehend, die es zu lösen gilt,
− über die Wahl theoretischer Konzepte, die operatives Hintergrundwissen vermitteln,
− bis zur Ermittlung Handlungsleitender Konzepte, Handlungsformen, Interaktionsmedien und spezifischen Methoden, Verfahren und Techniken (Planungsphase anhand des Orientierungsrasters ( Abb. 3), die das konkrete methodische Handeln vorbereitet) und
• zweitens auf die Durchführung mit dem gewählten spezifischen Methodeninstrumentarium (»Bewegen im Gelände«) (Handlungsphase).
Methodisches Handeln (methodisches Vorgehen) ist damit die zirkulär orientierte Planung des Handelns und das konkrete Handeln selbst mit spezifischen Methoden der Situationsanalyse, Intervention und Evaluation. Beim ersten Beispiel (Nachsorge Kap. 2.1) war die Planung im Vordergrund, beim zweiten (Straßensozialarbeit Kap. 2.2) das konkrete Handeln. Die Erfahrungen im Handeln machen u. U. eine Neuplanung oder Modifizierung des alten Plans notwendig. Ebenso müssen aber auch, wenn zunächst »planlos« gehandelt wird, was mehr oder weniger ausgeprägt häufig geschieht, auch diese Erfahrungen, wenn sie reflektiert werden, in eine weiterführende handlungsleitende Planung einfließen, immer unter der Voraussetzung, dass dieses Tun als methodisches Handeln qualifiziert sein soll.