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3.4.2 Differenzierungsgrad von Konzepten und Methoden

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Spezifische Methoden finden im Rahmen des Orientierungsrasters bei der Problemanalyse, bei den Interventionen und in der Evaluation Anwendung. Sinnvoll kann dies nur unter den Vorgaben Handlungsleitender Konzepte ( Kap. 8) sein. Diese haben allerdings – wenn als Messlatte die Berücksichtigung der Ebenen des Orientierungsrasters oder die Beurteilungskriterien nach Abbildung 4 angelegt werden – einen bezüglich der Vollständigkeit der inhaltlichen Ebenen und der Differenziertheit ihrer Ausgestaltung sehr unterschiedlichen Differenzierungsgrad (nach König 1967, S. 5), wobei die Übergänge fließend sind:

• Viele Konzepte beschreiben lediglich Beobachtungen empirischer Regelmäßigkeiten (wie sie etwa in den Jahresberichten einer Vielzahl von sozialpädagogischen Projekten und Beratungsstellen zu finden sind),

• die meisten sind Ad-hoc-Konzepte (beispielsweise kommt es in einer Gemeinde zu aggressiven Auseinandersetzungen zwischen Jugendgangs, was dann u. U. zu einem kurzfristigen Modellversuch »Straßensozialarbeit« führt),

• einige sind Konzepte mittlerer Reichweite (Empowerment, Case Management, Life-Model),

• Konzepte höherer Komplexität fehlen bisher.

Was für die Handlungsleitenden Konzepte gilt, gilt bezüglich ihres Differenzierungsgrades gleichermaßen auch für spezifische Methodenkonzepte und daraus abgeleitet natürlich auch für das methodische Handeln selbst. Sowohl Handlungsleitende Konzepte wie auch spezifische Methoden sind hinsichtlich ihrer axiologischen, theoretischen, praxeologischen, wissenschaftstheoretischen und empirischen Fundierung zu differenzieren. Nicht jede Technik wie die Visualisierung über Pinboards ist eine Methode oder ein Verfahren. Diese Technik kann allerdings in Verbindung mit weiteren Techniken Teil des Moderationsverfahrens ( Kap. 9.3.3) werden. Wenn das Menschenbild mit den Prinzipien der Eigenverantwortung und Gleichberechtigung und den daraus abgeleiteten Arbeitsprinzipien wie Demokratie und Toleranz sowie die theoretischen Grundlagen (Kommunikationspsychologie, Gruppendynamik) und eventuell noch wissenschaftstheoretische und forschungsmäßige Fragestellungen reflektierend zu einem übergreifenden Konzept verbunden würden, könnte sogar von einer Moderationsmethode gesprochen werden. Die Kriterien zur Beurteilung von Handlungsleitenden Konzepten sowie von spezifischen Methoden sind in der Abbildung 4 zusammenfassend formuliert.

Erläuterungen zur Abbildung 4:

• Praxeologie: In der Lehre von der Praxis geht es darum, erstens erarbeitete Praxiskonzepte in methodisches Handeln umzusetzen (Verfahren, Techniken) sowie die damit gemachten Erfahrungen in die Konzepte zurückfließen zu lassen (Differenzierung, Modifikation), zweitens die Konzepte für unterschiedliche Praxisfelder zu differenzieren bzw. integrative Modelle zu entwickeln und drittens die Umweltbezüge, innerhalb derer gearbeitet wird (Politik, Recht, Ökonomie, Ökologie, Hilfesystem …) zu berücksichtigen. Frage nach dem »Wie kann ich handeln?«.


Abb. 4: Kriterienraster zur Beurteilung von Methoden und Handlungsleitenden Konzepten

• Theorie: Die Konzepte und die einzelnen Schritte des methodischen Handelns sind durch Theorien der Sozialen Arbeit sowie durch psychologische, soziologische, pädagogische und methodenimmanente Theorien zu begründen. Frage nach dem »Warum handle ich so wie ich handle und nicht anders?«.

• Axiologie: Hier ist die Frage nach den Zielen hinter den praxeologischen Zielen zu stellen, somit sind Fragen nach dem Menschenbild und nach Ethik und Sozialphilosophie zu beantworten. Frage nach dem »Wozu dient mein Handeln?«, »Wohin soll mein Handeln führen?«. Das sind Fragen bezüglich Menschenrechte, Emanzipation, Mündigkeit …

• Wissenschaftstheorie: Fragen, auf welchen Wegen die Erkenntnisse gewonnen wurden. Frage nach dem »Woher kommt mein Wissen?«.

• Forschungsmethoden: Fragen der Überprüfung bezüglich der Folgen und Nebenfolgen praktischen Handelns (Evaluation). Frage nach dem »Was bewirkt mein Handeln?«.

Grundlagen des Methodischen Handelns in der Sozialen Arbeit

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