Читать книгу Grundlagen des Methodischen Handelns in der Sozialen Arbeit - Franz Stimmer - Страница 14
3.3 Mehrperspektivität von Problemen
ОглавлениеMehr als in vielen anderen Berufen ist in der Sozialen Arbeit die Rede von der Multiperspektivität der Problemgenese und Problemlösung. Dennoch ist die Reduktion von Vielfalt notwendig, um in konkreten Situationen handlungsfähig zu bleiben. Methodisches Handeln in der Sozialen Arbeit ist Handeln in komplexen Situationen, die nach Dörner (1992, S. 58 ff.) durch Vernetztheit, Dynamik, Intransparenz und (notwendigerweise) ein unvollständiges Strukturwissen gekennzeichnet sind. Eine Vergewisserung wesentlicher Aspekte dieses Handelns, immer unter der Ausrichtung auf einen verständigungsorientierten zirkulären Problemlösungsprozess ( Kap. 3.5) sowie einer Orientierung und Ausrichtung des Handelns an Basiskriterien ( Abb. 3 und Abb. 4) ist daher hilfreich für die Strukturierung verwirrender Komplexität und Voraussetzung für effektives Arbeiten. Das Bewusstsein bzw. das Bewusstmachen von netzwerkartigen Problemverflechtungen sind notwendige, wenn auch noch nicht ausreichende Voraussetzungen, um die auftretenden Probleme in den diversen Arbeitsfeldern Sozialer Arbeit angemessen zu bewältigen. Hinzukommen muss eine verantwortete Beschränkung von Dienstleistungen, die die äußeren und inneren Grenzen von Sozialpädagogen und Klienten bewusst berücksichtigt. In der Abbildung 2 sind einige zentrale Aspekte des Perspektivengeflechtes zusammengefasst.
Abb. 2: Perspektiven: Gesellschaft – Lebenswelten – Lebensstile
In der Sozialen Arbeit sind die Problemanalyse-, Interventions- und Reflexionsmethoden bzw. -verfahren im Sinne mehrperspektivischen Denkens und Handelns bezüglich der Problemzuordnung, aber eben auch der Ressourcenfindung auf die Lebensstile und die Lebenswelten der Klienten sowie auf die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, in denen sozialpädagogisches Handeln stattfindet, einschließlich ihrer Wechselwirkungen zu beziehen. In den Lebenswelten sind nicht nur pathogene Wirkungen zu finden, sondern auch salutogene Möglichkeiten zu suchen. Dies beinhaltet auch die Frage, was in der Umwelt zu verändern ist, um positive Veränderungen in den Lebenstilen der Klienten zu bewirken bzw. auch umgekehrt.