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4.4 Ethik und Recht 4.4.1 Ethik und Moral

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Die Begriffe Ethik und Moral werden in der Literatur und im Alltag oft widersprüchlich verwendet, häufig auch einfach gleichgesetzt. Im Folgenden werden sie unterschieden und in ihrer Wechselwirkung beschrieben.

Gegenstand der Ethik sind moralische Phänomene und Werte (Wertlehre, Wertphilosophie oder Axiologie). Insofern ist sie eine »Reflexionstheorie der Moral« (Luhmann) oder Moralphilosophie. Sie formuliert und reflektiert Möglichkeiten guten und gerechten Handelns als Leitsätze (mit Werten wie Würde oder Emanzipation). Moral dagegen ist auf konkretes Handeln bezogen, sie ist die konkrete Umsetzung ethischer Prinzipien (über Normen wie: »Du sollst Manipulationen vermeiden!«). Ethik als Werte-, Bewertungs- und Begründungssystem bietet somit Reflexionsmaßstäbe für die Moral als System normierter Handlungsanweisungen. Speziell für das Methodische Handeln in der Sozialen Arbeit sind die deskriptive Ethik (Fragen nach den biologischen, psychologischen, sozialen und historischen Grundlagen der Moral) und die Metaethik (Fragen nach den erkenntnistheo-retischen und sprachphilosophischen Grundlagen moralischer Bewertungen) randständig, wenn theoretisch auch interessant. Im Zentrum steht hier also die normative (präskriptive) Ethik, die moralisches Handeln diskutiert, es zu begründen und zu systematisieren versucht und danach beurteilt, ob die ethischen Prinzipien dabei erfüllt werden oder nicht bzw. in welchem Ausmaß dies gelingt. Insofern hat sie eine Kompassfunktion zur Beurteilung konkreten Handelns.

Für die Ethik und die daraus abgeleitete Moral methodischen Handelns in der Sozialen Arbeit gelten natürlich die allgemein verbindlichen Werte und Regelungen, die eine Kultur oder noch umfassender die Menschheit kennzeichnen, wie das Recht auf Leben bzw. die Forderung »Du sollst nicht töten!«, daneben gibt es aber spezifische Betonungen in Teilbereichen dieser Werte und Normierungen und es bestehen vor allem detaillierte Vorstellungen, die den sozialpädagogischen Arbeitsbereich allgemein und in besonderer Weise kennzeichnen ( Kap. 4.4.3: Grundgesetz und Sozialrecht, Kap. 7.3: Berufsrecht). Sie bilden die Basis für die Berufsethik in der Sozialen Arbeit, die im Folgenden, auch anhand verschiedener Ethikmodelle, diskutiert wird. Die Berufsethik und die daraus ableitbare Handlungsmoral sind eingebunden in historische Entwicklungen, also nicht grundsätzlich unveränderbar. Besonders für die Soziale Arbeit gilt es, die Wechselwirkungen zwischen Menschen- und Gesellschaftsbildern (Anthropologie bzw. Sozialphilosophie) real existierenden Gesellschaften (Struktur und Dynamik, Sozialstaat, Sozialpolitik) und sozialpädagogischer Ethik und Moral zur Kenntnis zu nehmen und zu hinterfragen. Soziale Arbeit selbst ist allerdings ein Produkt gesellschaftlicher Entwicklung und Teil des gesellschaftlichen Systems, was ein Verstehen dieser Wechselwirkungen nicht einfacher macht.

Grundlagen des Methodischen Handelns in der Sozialen Arbeit

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