Читать книгу Grundlagen des Methodischen Handelns in der Sozialen Arbeit - Franz Stimmer - Страница 28
4.5 Subjektorientierung
ОглавлениеSoziale Arbeit und das methodische Handeln in ihr sind perspektivisch primär auf konkret handelnde Menschen (Subjekte) in ihrer Umwelt bezogen, sie sind subjektorientiert. Eine ausschließlich strukturorientierte Perspektive ist Aufgabe der Soziologie und der Sozial- und Wirtschaftspolitik. Dies ist jedoch keine Entweder-oder-Position, da beide Bereiche vielfältig miteinander verwoben sind ( Abb. 2). Subjekt und Struktur bilden ein System wechselseitiger Beeinflussung und Abhängigkeit. Damit werden einseitig strukturalistische Modelle, die unilinear und deterministisch konstruiert sind (Gesellschaft → Menschen) ebenso abgelehnt wie subjektivistische oder auch individualisierende Modelle, die den Menschen als von gesellschaftlichen Strukturen abgeschottete Monade – der homo clausus bei Elias (1970) – sehen sowie natürlich auch objektivistische Modelle – als Gegenstück zum Konstruktivismus – mit der Vorstellung, dass soziale Phänomene unabhängig von der Person eines Beobachters erfasst und beschrieben werden könnten.
»Subjektorientierung« in dem hier verwendeten Sinne meint also nicht die moralische Aufforderung an Fachkräfte, die Klienten nicht als Objekte zu behandeln, sondern als Subjekte, als eigenständige Personen. Eine solche Forderung müsste sich heute eigentlich erübrigen ( Kap. 4.4 und Kap. 4.6), wird aber beispielsweise unter der Überschrift »Subjektorientierung als Zukunftsperspektive der Sozialen Arbeit« (Lütjen 2007) wieder als scheinbar notwendig diskutiert und der Begriff »Subjekt« philosophisch-individualisierend verwendet.