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Teil I

1. Deutschland und der Islam: Gemeinsame Zukunft oder große Probleme?

1.1 Ein Wort zuvor

In Deutschland leben bereits jetzt rund 4,5 Millionen Menschen islamischen Glaubens. Sehr viele Deutsche, die engeren Kontakt zu Muslimen haben, berichten immer wieder von freundlichen Menschen, denen sie persönlich offenbar zu Recht nichts Böses zutrauen. Anscheinend folgerichtig schließen sie aus ihren Erfahrungen mit dem Einzelnen sehr oft auf das Verhalten der Masse aller Muslime – doch das ist, wie noch gezeigt werden wird, eine gefährliche Vereinfachung!

Grundsätzlich besteht Einigkeit darüber, dass der Schluss von der Einheit auf die Vielheit unzulässig ist – einerlei, auf welchem Wissens- oder Fachgebiet man sich bewegt. Diese Einsicht gilt ebenso für den Alltag wie auch für den Bereich anderer – z.B. wissenschaftlicher – Anforderungen. In Bezug auf den Islam so unter anderem durch die 2010 veröffentlichten statistisch untermauerten Erkenntnisse von Dr. Peter Hammond, Kapstadt Südafrika, Direktor der „Mission Frontline Fellowship“ (siehe Kapitel 23.20). Doch auch für die umgekehrte Betrachtung gilt: Auch das Schließen von der Vielheit auf die Einheit kann im Einzelfall zu vollkommen falschen Ergebnissen führen. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit, dennoch zu einer zutreffenderen Beurteilung zu kommen, in diesem Fall deutlich besser abgesichert als bei der zuerst genannten Denkweise.

Daher muss, wer sich intensiv mit den Fragen des Umgangs mit fremden Kulturen und deren Einflüsse auf die deutsche Gesellschaft auseinandersetzt, zwangsläufig und sehr präzise auch mit dem überaus vielschichtigen Islam beschäftigen: Dieser wirft besonders viele Fragen auf; sie sind überdies regelmäßig auch noch hochproblematischer Natur.

Um den schwierigen und äußerst anspruchsvollen Fragenkomplex „Islam“ überzeugend klären zu können, wird in diesem Buch auch auf anerkannte Definitionen zurückgegriffen. Häufig sind erst sie die Voraussetzung dafür, dass bei Verwendung der gleichen Wörter nicht aneinander vorbeidiskutiert und – noch wichtiger – vorbeiargumentiert wird.

Allerdings:

Ergibt sich aus ihrer Verwendung dann aber auch zwingend die richtige Erkenntnis?

Und folgen aus ihr dann die erforderlichen Einsichten?

Die Auseinandersetzung mit dem Islam in seinen so vielen Erscheinungsformen, Spielarten und Schattierungen ist sehr anspruchsvoll und führt leicht zu widersprüchlich erscheinenden Einsichten.

Nach genauer Beobachtung und anschließender Analyse kristallisiert sich aber ein gemeinsamer nicht zu erschütternder vor allem streng konservativer islamischer Kern heraus, auf den die nichtmuslimische Außenwelt – die Welt der „Ungläubigen“ – so gut wie keinen regulierenden Einfluss nehmen kann – und wird! Es ist dieser konservative Islam mit seinen strikt radikalen Auffassungen, der in der Welt am meisten von sich reden macht und für Angst und Schrecken verantwortlich ist.

Änderungen des Islam in Richtung moderne Welt müssen deswegen aus den reformwilligen führenden Kreisen des Islam selbst kommen.

Die Möglichkeit dafür ist nicht grundsätzlich ausgeschlossen, wie z.B. Mustafa Kemal Atatürk 1924 in der Türkei bewiesen hat – doch dafür muss der islamische (!) Wille gegeben sein. In unseren Zeiten des Wiedererstarkens jener streng konservativen islamischen Bewegungen ist die Hoffnung darauf aber eher kleiner geworden…

Gleichwohl ist es das Ziel dieser Ausführungen, die Möglichkeiten einer ehrlichen, gleichberechtigten, gemeinsamen und daher auch friedlichen Zukunft zu suchen und zu zeigen – auch wenn durchaus zu befürchten ist, dass die Chancen zu ihrer Verwirklichung derzeit noch eher gering sind.

Die hier vorliegenden Betrachtungen zum Islam gliedern sich in 4 einzelne Teile (I bis IV), die zwar als Abfolge von Informationen und durch den Koran belegte Fakten untereinander zusammenhängen, jedoch jeder auch für sich allein gelesen werden können.

Dazu kommen weitere parallel entstandene und teilweise recht umfangreiche unveröffentlichte Anlagen. Sie ergänzen den Stoff der Hauptteile und bringen bewusst auch eindeutig rein islamische Betrachtungen nach dem alten lateinischen Rechtspruch „audiatur et altera pars“ (man höre auch die andere Seite) zu Gehör.

Die Auseinandersetzung mit dem Islam durch einen „Ungläubigen“ (selbst wenn er ein „Mensch der Schrift ist“ – hier: der Evangelien) führt unweigerlich dazu, bestimmte Sachinhalte sowohl definitorisch exakt und möglichst widerspruchsfrei darstellen zu müssen als auch, sich mit der Frage der „Wahrheit“ zu beschäftigen.

Hinsichtlich der erforderlichen Definitionen kann auf sehr viel gut ausgearbeitetes Material zurückgegriffen werden. Je mehr grundsätzlich übereinstimmende Begriffsbestimmungen existieren, desto eher kann man von deren allgemeiner Akzeptanz ausgehen.

So soll vermieden werden, auf Grund eigener Vorstellungen (bzw. Begriffsbestimmungen und/oder Definitionen) die gesamten Fragestellungen von vornherein (wenn auch ungewollt) „gefärbt“ zu betrachten und sie dadurch von Anfang an einer „schiefen“ Bewertung auszusetzen.

Sehr viel schwieriger ist es, die Wahrheit zu erkennen, beinhaltet sie doch eine hoch philosophische Fragestellung in sich selbst und wird daher überwiegend aus dem Blickwinkel ihres jeweiligen Betrachters gesehen:

„Was siehst du aber einen Splitter in deines Bruders Auge, und des Balkens in deinem Auge wirst du nicht gewahr? ...“

Lukas 6:41,42

und in diesem Sinne auch:

„Der Pharisäer stand und betete bei sich selbst also: Ich danke dir, Gott, dass ich nicht bin wie die anderen Leute, Räuber, Ungerechte, Ehebrecher, oder auch wie dieser Zöllner“

Lukas 18:11

Die Bibel hat mit ihren Warnungen Recht!

So kann der identische Tatbestand mehrere „Wahrheiten“ und sogar deren Gegenteil in sich beinhalten. Zu diesem Zweck wurden sie in den Ergänzungen (im aristotelischen Sinne als „intuitive Erkenntnisse ihres Wesens“) sowohl zu den Begriffen der Religion, der Ideologie als auch zur Wahrheit zusammengestellt – und deshalb auf eigenständige Definitionen bewusst verzichtet.

Soweit es möglich war, wurde die Wahrheit an unbestreitbaren Fakten (wie dem kodifizierten Koran, an Hadithen, der Sira genannten Biographie des Mohammed, dem Grundgesetz u.a.m.) festgemacht und nach Möglichkeit im Sinne einer – bildlich gesprochen – „mathematischen Beweisführung“ verwendet.

Der Koran ist das verbindliche Glaubensgrundwerk des Islam; er wurde vor über 1.500 Jahren geschrieben und blieb in der Fassung des 3. Kalifen Uthman bis heute unverändert. In ihm steht eindeutig, welchen Anspruch der Islam an die Welt hat und wie er mit Andersgläubigen verfahren will – und in besonders radikalen Ländern tatsächlich auch verfährt.

Millionen – nein: Abermillionen von Menschen – haben den Koran gelesen. Vielen Nichtmuslimen ist er inhaltlich in weiten Teilen unbekannt, aber auch eher gleichgültig – oder sie verstehen ihn einfach nicht.

Daher glauben zum Beispiel sehr viele Deutsche, so schlimm wie oft behauptet könne es gar nicht kommen, schließlich gilt:

Deutschland ist ein Rechtsstaat – und das wird auch so bleiben!

Außerdem zeige die Geschichte, dass die angeblich so eindeutigen Vorgaben des Islam in verschiedenen muslimischen Ländern durchaus unterschiedlich gelebt werden – was im Übrigen durchaus stimmt.

Wie die zukünftige Geschichte verlaufen wird, ist deswegen nicht mit Sicherheit abzusehen. Doch die Anzeichen von islamisch begründeten Gefahren für unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung sind sehr beunruhigend!

Das bedeutet in seiner Konsequenz, dass die in diesem Buch vorgestellten Überlegungen vor allem politischer Natur sind. Dennoch müssen sie sich – islambedingt – ständig auch mit religiös motivierten Fragen auseinandersetzen. Daher wäre die Wertung, es handele sich um eine religiöse Kontroverse, eindeutig zu vordergründig und deshalb letztlich unzutreffend. Entscheidend ist und bleibt deswegen die (keineswegs nur politisch motivierte) Intention dieses Buches, herauszufinden, ob allen Widrigkeiten zum Trotz nicht doch das auf Dauer gemeinsame und friedliche, weil gleichberechtigte Zusammenleben mit unseren muslimischen Mitbürgern möglich ist.

Zum deutlich erleichterten Verständnis vieler Begriffe sei noch auf Teil IV, dort Kapitel 29 „Islamische Begriffe in alphabetischer Ordnung“ hingewiesen. Sie werden sowohl übersetzt als auch teilweise mit eigenen kleinen Artikeln erläutert – ein sehr aufschlussreicher Abschnitt!

Islam in Deutschland

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