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4.1 Blasphemie: Koran oder Mushaf – wer wagt es, Gottes Wort zu hinterfragen?

Naturgemäß kann kein Mensch – gleich welcher Herkunft und/oder Religion – Gottes Wort hinterfragen noch gar abändern.

Deshalb ist jeder Versuch, am Koran und seinen Formulierungen etwas ändern (modifizieren) zu wollen, im Sinne des Korans zwangsläufig reine Gotteslästerung (Blasphemie) und zieht als „Beleidigung des Islam“ unabwendbar Gottes Strafe nach sich:

Der Koran bzw. Quran gilt demnach als „das gesprochene Wort Allahs“. Es wurde nie schriftlich, sondern nur mündlich und zwar unabhängig von der niedergeschriebenen Version überliefert. Das ist bis heute so: Der Koran bzw. Quran wird mündlich überliefert.

Völlig unreflektiert bewerten die erzkonservativen islamischen Kreise jede Veränderung dieser Überlieferungen als „hadd-Vergehen“ – ganz gleich, in welcher Form, von welchem Menschen und mit welcher Methode auch immer sie durchgeführt worden sind. Sie bestehen darauf, dass die Todesstrafe von den Gläubigen an den Ungläubigen vollzogen wird. Damit wollen sie jede weiterführende Diskussion bereits im Keim ersticken.

Die Islamisten des IS „praktizieren in ihrem Einflussbereich, den sie als „Gottesstaat“ betrachten, reinen Gewissens (!) exakt diese ursprünglichen koranischen Forderungen durch Ermordung all´ jener, die sie für „Ungläubige“ halten.

Die schriftliche Fassung, auf die in den hier vorgelegten Ausführungen Bezug genommen wird, wird als Mushaf, d. h. das „geschriebene Wort Allahs“ tituliert.

Bis heute gibt es dabei zwei Arten von Koranlesung:

- Die eine erfolgt im normalen Sprechtempo,

- die zweite dagegen vollzieht der Koranleser wesentlich langsamer unter peinlich genauer Einhaltung der Artikulationsregeln.

Letztere soll auch die ästhetischen Qualitäten des Textes herausstellen. Dazu rezitiert der Leser meist unter Zuhilfenahme einer Melodisierung, die den höchsten Ansprüchen der arabischen Kunstmusik entsprechen kann, obwohl dieser Vortrag nicht als Musik verstanden werden darf.

Nichtmuslime verstehen den Mushaf als das heilige Buch der Muslime mit der Bezeichnung „Koran“.

Mit dieser wichtigen Unterscheidung ist (absichtlichen) Missverständnissen leider Tür und Tor geöffnet. Sie ist eine der vielen Gründe, warum bei interreligiösen Diskussionen oft aneinander vorbei argumentiert wird.

Um sie innerhalb dieses Buches nach Möglichkeit zu vermeiden, beziehen sich die Ausarbeitungen auf die schriftlich vorliegenden Überlieferungen im „Mushaf“. Hierfür wird dann die allgemein übliche Bezeichnung „Koran“ als Grundlage beibehalten.

Sollte es in Zukunft gelingen, die ruhige und bestmöglich fundierte sachliche Reflektion über den Islam nicht mehr von vornherein als Blasphemie zu verdammen, sind positive Änderungen für unser gesellschaftliches Zusammenleben nicht nur denkbar, sondern auch möglich.

Auf sie wird in Teil III dieses Buches im Kapitel „Und doch: Lösungen sind möglich“ nachdrücklich eingegangen.

Islam in Deutschland

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