Читать книгу Kinder der Dunkelheit - Gabriele Ketterl - Страница 16

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»Sieh einer an. Wen haben wir denn da? Wohin so eilig, meine Schöne?« Juans Hand schloss sich wie ein Schraubstock um Teresas Arm. Teresa versuchte, sich loszureißen, doch Juan war stärker und es gelang ihr nicht, ihn abzuschütteln.

»Lass mich los, du Esel! Ich kenne dich, du bist oft bei den Märkten, wenn Pferde verkauft werden. Dies ist kein Markt und ich bin kein Pferd, also lass mich in Ruhe, ich muss Besorgungen machen. Ich bekomme sonst Ärger mit meiner Herrin!«

Juans Griff wurde nur noch fester und sein Lächeln abgründiger. »Genau wie ich! Ich habe ebenfalls Besorgungen für meinen Herrn zu machen. Eilige, von höchster Wichtigkeit. Ich soll ihm etwas bringen. Etwas, von dem ich schwören könnte, dass du es in deiner Tasche hast verschwinden lassen. Na komm, mein Täubchen, lass mich sehen.«

Teresa starrte Juan wutentbrannt an. »Bist du wahnsinnig geworden? Nimm deine dreckigen Finger von mir!« Langsam bekam Teresa es mit der Angst zu tun. Sie hatte eine kleine Gasse gewählt, um niemandem zu begegnen und rascher an ihr Ziel zu kommen. Mit diesem Strauchdieb hatte sie nicht gerechnet und er schien zu allem entschlossen. »Lass mich gehen, ich habe nichts von Wert bei mir, ich habe es eilig, versteh doch!«

»Nein, du musst verstehen. Ich entscheide, was von Wert ist, und jetzt gib mir den Brief, wenn dir dein Leben lieb ist!«

Teresa begann zu zittern. »Lass mich los oder ich schreie!«

Sie kam nicht dazu, ihre Ankündigung in die Tat umzusetzen. Ehe sie auch nur einen Laut von sich geben konnte, hielt ihr Juan grob den Mund zu. Seine Hand glitt in ihre Tasche und zog den Brief heraus.

Tränen der Wut und der Angst rannen über Teresas Wangen, wild versuchte sie, ihm die Nachricht wieder zu entreißen. »Gib mir das zurück, es geht um Leben und Tod!«

»Ganz genau, du dummes Ding.«

Juan wischte den blutigen Dolch am Saum von Teresas Rock ab, steckte ihn ein und verstaute den Brief in die Falten seines Ärmels. Pfeifend schritt er davon. Die sterbende Frau in der staubigen Straße würdigte er keines weiteren Blickes.

Kinder der Dunkelheit

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