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VORLIEBE FÜR DAS GEOZENTRISCHE SYSTEM

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Eine Vorliebe der Offenbarungstheologen, jüdischer, christlicher und muslimischer, für das geozentrische System war wohl unvermeidbar. Dass die Erde im Mittelpunkt der Welt stehe, muss Religionen gefallen, deren Gott hier auf Erden sich die Juden als Volk erwählt, der »seinen eingeborenen Sohn« als Jesus von Nazareth hat Mensch werden lassen – der schließlich im Islam seine Worte einem Mohammed aus Mekka überantwortet hat. Die Einzigartigkeit Gottes im Judentum, der Erlösung durch Christus – auch der Offenbarung im Koran – schien mit der Einzigartigkeit der Erde im Universum verbunden zu sein und am schönsten zu harmonisieren. Vorausgesetzt, man denkt darüber nach – was die Frommen nicht taten – und sieht dann darin ein Problem – was heute wohl wegfällt.

Deshalb reagierte Martin Luther, wie berichtet wird, unwirsch auf die Kopernikanische Wende: »Der Narr will mir die ganze Kunst Astronomia umkehren! Aber wie die Heilige Schrift zeigt, hieß Josua (10,12-13) die Sonne stillstehen und nicht die Erde!« Damit spielt er auf Bibelstellen an, die ausdrücklich die Sonne als mobil voraussetzen. So auch der »Prediger« (Kohelet 1,5): »Die Sonne geht auf und geht unter und läuft an ihren Ort, dass sie dort wieder aufgehe.« Aber es besteht kein Zweifel, dass das gesamte Weltbild der jüdisch-christlichen Bibel das Geozentrische voraussetzt. Auserwählung und Erlösung auf Erden scheinen schlechthin zentral-religiös. Und astronomisch? Für das Weltbild?

Dialog über die beiden hauptsächlichsten Weltsysteme

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