Читать книгу Dialog über die beiden hauptsächlichsten Weltsysteme - Galileio Galilei - Страница 32

EIN KULTURKAMPF

Оглавление

Mit dieser Alternative war der Kulturkampf kulturell für die Kirche verloren. Politisch fand man Kompromisse, weil die Katholiken Bürger der Staaten waren und immer noch eine »Volkskirche« bildeten. Diese suchte Pius X. (1835, 1903–1914) zu festigen. Mit Geschick. Auch indem er die Ambivalenz der Moderne aufwies und deren menschliche Verlierer, die mit dem Fortschritt Nicht-Mitgekommenen, umwarb. Er wandte sich gegen das Eindringen des »Modernismus« in die Kirche, zwar mit überholten Mitteln, doch nicht ohne Erfolg. Für die Bibelauslegung – mit einer eigenen vatikanischen Kommission – erließ er Bestimmungen, die hinter den historischen Erkenntnissen zurückblieben und den Ruf der Römischen Theologie weiter herabsetzten. Die Römische Kirche unter den Päpsten hielt durch und wuchs, weil in Europa die Moderne durch Kriege und Wahnsinnsideologien in Trümmer ging.

Der »Skandal Galilei« verschärfte sich, weil die Gegner nicht lockerließen. Pius XII. (1876, 1939–1958) beauftragte zum 300. Todestag Galileis, 1942, durch die Päpstliche Akademie der Wissenschaften, den italienischen Kirchenhistoriker und Priester Pio Paschini, den »Fall Galilei« noch einmal gründlich zu erforschen. Als die Arbeit vorlag, erschien ihre Veröffentlichung dem Papst und führenden Kurialen peinlich, blamabel, bestenfalls unnötig; warum sollten sie sich in Rom selbst bloßstellen. Erst die Bischöfe des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962–1965) waren dazu bereit. In der Pastoralkonstitution »Gaudium et Spes« (»Freude und Hoffnung«) schrieben sie: »Deshalb sind gewisse Geisteshaltungen, die einst auch unter Christen wegen eines unzulänglichen Verständnisses für die legitime Autonomie der Wissenschaft vorkamen, zu bedauern. Durch die dadurch entfachten Streitigkeiten und Auseinandersetzungen schufen sie in der Mentalität vieler die Überzeugung von einem Widerspruch zwischen Glauben und Wissenschaft.« Damit jedermann wusste, dass vor allem der »Fall Galilei« gemeint war, ehrten sie Paschini und sein 1964 im Vatikan erschienenes zweibändiges Werk, »Vita e opere di Galileo Galilei«, durch eine Fußnote. Immerhin. Die Progressiven beklagten damals noch die Mentalität der Konservativen, die nicht die Schuld der Kirche eingestehen wollten und die Wahrheit scheuten.

Dialog über die beiden hauptsächlichsten Weltsysteme

Подняться наверх