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DURCHLAUCHTIGSTER
GROSSHERZOG1

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So sehr der Mensch von jeglichem anderen Geschöpfe sich unterscheiden mag, so wäre doch die Behauptung nicht eben ungereimt, dass die Menschen untereinander kaum minder verschieden sind. Was will eins gegen tausend heißen? Doch aber pflegt man zu sagen, dass ein Mann für tausend gilt, wo tausend nicht für einen gelten. Solche Wertverschiedenheit schreibt sich her von der Ungleichheit in der geistigen Befähigung des Menschen; oder, was meines Bedünkens dasselbe ist, davon, ob man Philosoph ist oder nicht: Denn die Philosophie, als eigentliche Geistesnahrung, erhebt den, der sie genießen kann, mehr oder minder hoch über den gemeinen Haufen des Volks, je nach der verschiedenen Beschaffenheit dieser Speise. Wer nach höherem Ziele trachtet, nimmt den höheren Rang ein; das rechte Mittel aber, den Blick aufwärts zu lenken, liegt in der Beschäftigung mit dem großen Buche der Natur, dem eigentlichen Gegenstande der Philosophie. Obgleich alles, was in diesem Buche zu lesen steht, das Erzeugnis eines allmächtigen Künstlers und somit aufs Angemessenste gegliedert ist, so ist doch dasjenige das Nächste und Erforschenswerteste, was uns das Werk und die darauf verwendete Kunst von der erhabensten Seite zeigt. Der Bau des Weltalls verdient daher nach meiner Ansicht an erster Stelle genannt zu werden. Denn wie er allumfassend alles Andere an Größe übertrifft, so muss er auch, als Richtschnur und Stütze für jegliches Einzelding, dem Range nach diesen vorangehen. Wenn es daher je einem Menschen gelang, sich geistig vor der übrigen Menschheit ungewöhnlich hervorzutun, so war dies mit Ptolemäus und Kopernikus der Fall, die so erhabene Gedanken im Weltenbau zu lesen, zu schauen, zu erforschen wussten. Um die Werke dieser Männer drehen sich wesentlich meine vorliegenden Gespräche; ich glaubte daher, sie keinem Anderen widmen zu dürfen als Eurer Hoheit. Gleichwie ihr Inhalt nämlich auf den Leistungen dieser beiden beruht, meines Erachtens der größten Geister, welche uns in ihren Werken dergleichen Untersuchungen hinterlassen haben, so ziemte es sich, um der Bedeutung des Gegenstandes nicht Abbruch zu tun, sie zu stützen auf die Gunst des Größten, den ich kenne, auf dass sie Ruhm und Schutz durch ihn gewinnen möchten. Und wenn jene beiden mein Denken so erleuchtet haben, dass mein vorliegendes Werk großenteils als das ihre gelten kann, so darf es auch als geistiges Eigentum Eurer Hoheit angesehen werden, die in der Fülle Ihrer Großmut mir Muße und Ruhe zur Abfassung meines Buches gegeben und, nimmer müde mich zu ehren, mit wirksamer Unterstützung schließlich die Veröffentlichung desselben ermöglicht hat. Möge daher Eure Hoheit es mit gewohnter Güte entgegennehmen, und wenn sich Etliches darin findet, was den Freunden der Wahrheit Erkenntnis und Vergnügen bereiten sollte, so möge solches gelten als das Werk Eurer Hoheit, die durch Ihre Hilfsbereitschaft bewirkt hat, dass in Dero glücklichem Reiche Niemand etwas verspürt von den gewöhnlichen Nöten der Welt. Indem ich den Segen des Himmels auf Eure Hoheit herabflehe, auf dass diese fromme und hochherzige Gepflogenheit allzeit mehr sich bewähren könne, versichere ich Eure Hoheit meiner demütigsten Ergebenheit.

Eurer Durchlauchtigsten Hoheit

demütigster und ergebenster Diener und Vasall

Galileo Galilei.

Dialog über die beiden hauptsächlichsten Weltsysteme

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