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Die Hello-Bar

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Da sah er in der Ferne bunte Lichter blinken, und wie von ungefähr stand er nach kurzem Weg vor einem Schild mit der Aufschrift: ‚Hello-Bar’.

Er beschloss, dort auf der Suche nach einem oder zwei Bierchen und etwas Geselligkeit kurz einzukehren. Es lag immerhin ein anstrengender Tag hinter ihm.

Im hinteren Teil der gastlichen Stätte spielten drei Gäste mit mehreren Damen fremdartige Brettspiele. Ab und zu erklang herzhaftes Quietschen aus Damenmunde, das von sonorem Gelächter begleitet wurde.

„Sind ja gut drauf, die Jungs“ dachte er sich und bestellte umgehend ein Singha-Bier.

Der kühle Gerstensaft mundete vorzüglich nach der Hitze des Tages, allerdings war das Fläschlein schon nach wenigen Minuten leer, worauf ihm die Barfrau ohne Kommentar ein zweites kredenzte. Allmählich fühlte er sich wohler, und beim dritten Biere gesellte sich eine Dame zu mir, die sich mit freundlichem Lächeln als Frau Wu aus Tonle Sap vorstellte.

Im trüben Lichte sah sie recht passabel aus. Auf Nachfrage gab er ihr einen Drink aus, worauf sie darauf bestand, dem Deutschen die Zukunft aus der Hand zu lesen. Sie prophezeite ihm eine rosige Zukunft mit viel Geld, Glück und vielen Söhnen, was ihn überaus fröhlich stimmte.

Nach einigen weiteren Bieren und Cocktails für sie kam die schüchterne Frage: „Darling, Do You Like Me?“

Er antwortete: „ Yes, schon, I Like You ziemlich.“

Darauf sie: „I want care for you! I can make you good massage, for only 200 Baht.”

Durch das lange Sitzen und das Durchgerüttelt-Werden während der Busfahrt auf den schlechten Strassen fühlte er sich tatsächlich etwas verspannt.

Massage kann da nichts schaden!

Inzwischen war Mitternacht vorbei, und Gerhard war der einzige verbliebene Gast.

Nach Bezahlen der Rechnung nahm die freundliche Frau Wu einen kleinen Rucksack auf ihre Schulter und beide verliessen, ein gar fröhlich’ Liedlein auf den Lippen, die gastliche Stätte.

Im ‚Neptune Hotel’ begann die Dame unverzüglich mit ihrer Massagearbeit, die Gerhard herzhaft genoss. Aber schon nach wenigen Minuten nickte er kurz ein.

Als er wieder erwachte und die Augen öffnete, war die nette Dame splitternackt, aber immer noch guter Dinge und beim Massieren.

Als sie dann noch mehrere Komplimente ob seines athletischen Körperbaues losliess und ihm sanft ins Ohr zwitscherte: „OOOH Darling, I love you SOOO much,“ war er hin und weg.

Und weil sie so ehrlich war, gestattete Gerhard ihr, zu ihm unter sein Decklein zu schlüpfen.

Nun, kurze Zeit später fiel er nach erbaulichen Momenten der Zuneigung in einen gar erquicklichen Schlaf, aus dem er am nächsten Morgen putzmunter erwachte.

Neben ihm lag eine ältlich Dame, fast ohne Zähnen, die sich als Frau Wu von gestern Abend vorstellte. Er konnte sich zwar nur schemenhaft an den gestrigen Abend erinnern, aber der Name Frau Wu kam ihm doch irgendwie bekannt vor. „So hiess doch die Dame von gestern Abend, aber die hatte ein gar lieblich’ Aussehen und auch alle Zähne. „Aber, sei’s drum“, dachte er bei sich. „Spass muss sein, sprach Wallenstein, und…“

Beim Ankleiden bat ihn die Dame noch um eine kleine Unterstützung für ihre 105-jährige Grossmutter, die ihre Brille und ihre Zähne verloren habe. „Die ist aber alt“ meinte er darauf.

„Ja eben“ antwortete Frau Wu, nun auf Deutsch.

„Nun,“ dachte er sich, „Zahnverlust scheint bei ihrer Familie wohl öfter vorzukommen,wohl erblich, und dann auch noch die Brille…“. Er machte aber gute Miene zum bösen Spiel, zumal ihm nach der Prophezeiung von gestern Nacht, an die er sich inzwischen wieder erinnerte, eine blendende Zukunft mit viel Geld beschieden war.

Da gibt man doch gern ein wenig ab!

Nach einer herzlichen Verabschiedung und besten Wünschen für die Oma und die Zukunft, nahm er seinen kleinen Koffer, hob den Travel-Bag über die Schulter, und trollte sich auf der Suche nach einem starken Kaffee davon.

Ein weisser Koffer

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