Читать книгу Ein weisser Koffer - Gebhard Friebel - Страница 18
Fliegender Wechsel bei der Border Control
ОглавлениеAls ihn seine beiden besten Freunde dort besuchten, kündigte Herr Sanong an, er werde nun rücksichtslos abnehmen. Als er wieder im Büro erschien, verkündete er, er habe mindestens sechs Kilo abgenommen. Dies wurde von einigen seiner Mitarbeiter bezweifelt, da das genaue Gewicht ja gar nicht zu ermitteln war, da Personenwaagen nur eine Skala haben, die bis 150 Kilogramm reicht.
Als dies Herr Sanong feststellte, teilte er seinem zweifelnden Mitarbeitern mit, er sei, als er wieder gehfähig war, zum Grossmarkt gegangen. Dort gebe es bekanntlich Waagen, mit denen die Bauern ihre angelieferte Reisernte wögen.
Man könne damit bis zu zehn Sack Reis gleichzeitig wiegen, und sie hätten einen Messbereich von Null bis fünfhundert Kilo. Dort schaue er seit seiner Genesung alle drei Tage vorbei und überprüfe seine Gewichtsabnahme.
Das leuchtete allen Mitarbeitern ein und sie bewunderten den Einfallsreichtum und die Weisheit ihres Chefs.
Während der krankheitsbedingten Abwesenheit ihres Vorgesetzten, welche die Mitarbeiter sichtlich genossen, hatten sie eine Sammlung veranstaltet und von dem Geld bei einem Schreiner eine grosse, stabile Holzbank bestellt, die mit einer kostbar geschnitzten Rückenlehne und besonders stabilen Seitenteilen versehen war. Als die Bank geliefert war, hatten sich die acht Mitarbeiter gleichzeitig auf die Bank gestellt und begonnen, synchron in den Knien zu wippen. Die Bank hielt dieser Belastung stand.
Nach diesem Härtetest wurde sie für voll einsatzfähig befunden und bezahlt.
‚Da wird sich der Chef sicher freuen, wenn er wieder kommt!’, war die einhellige Meinung
Und so war es dann auch.
Als er das Büro betrat, traten ihm vor Rührung fast die Tränen in die Augen. Er bedankte sich bewegt bei jedem einzelnen Mitarbeiter persönlich und gelobte, er werde für sie der beste Chef aller Zeiten sein. Von nun an erfüllte er jeden Wunsch seiner Mitarbeiter, wenn es denn in seiner Macht stand.
***
Herr Aee hatte also beschlossen, krank zu werden. Er wusste:
Herr Sanong würde wegen einer Aushilfskraft für Herrn Aee im Polizei-Hauptquartier in Trat anrufen und den Polizeikollegen Herrn Tong zur Grenzarbeit abordnen. Herr Tong sprach als einziger dort ein wenig Englisch. Er würde gewiss auch gerne kommen, denn er war ein alter Freund.
Wie gewöhnlich würde er von den zusätzlichen „Tageseinnahmen“ am Passschalter am Abend unaufgefordert die Hälfte an Herrn Sanong abgeben.
Beide würden damit zufrieden sein.
Als Herr Aee seinen Chef von seinem schlechten Gesundheitszustand berichtet hatte, hatte der ihn mitleidvoll angesehen, und gemeint, er solle sich richtig auskurieren lassen. Er könne sich bis zur vollständigen Genesung ruhig ein paar Tage länger Zeit lassen, worauf Herr Aee ihm dankte und meinte, so schlimm sei es auch wieder nicht, und er sei sicher in zwei, drei Tagen wieder gesund.
So wünschte der Chef Herrn Aee gute Besserung, und griff nach dem Telefonhörer, um Herrn Tong anzufordern.
Morgen würde wieder ein schöner, ertragreicher Tag für die Herren Sanong und Tong werden…