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Morgens an der Grenze

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Gegen neun Uhr früh machte Gerhard sich auf den Weg zur Grenze. Die Abfertigungsgebäude für Personen und Wagen bestanden auf kambodschanischer Seite aus einer Ansammlung von windschiefen Baracken und eingeschossigen Steinhäuschen.

Als er vor dem Abfertigungsschalter stand, durchzuckte ihn ein Schreck: „Wo ist mein Brustbeutel mit meinem Pass?“

Er hing nicht wie üblich um seinem Hals. Mit wackeligen Knien ging er zurück zu einer der ersten Baracken, in der sich ein ‚Restaurant’ befand und bestellte sich einen Kaffee. Er setzte sich auf eine der klapprigen Bänke und versuchte, in Gedanken die letzten Stunden zu rekonstruieren.

Gestern Abend hatte ich ihn noch vor dem Duschen um den Hals baumeln, ihn ausgezogen und dann? Kleiderwechsel, was noch?

Er kann nur im Koffer sein!

Mit zittrigen Händen öffnete er die beiden Schnappriegel und fing an zu kramen. Hurra! Da! Neben dem Kulturbeutel lag er.

Er befühlte ihn – alles klar!

Er schaute vorsichtshalber noch hinein – alles da! Pass, Kreditkarten und die zwei fünfzig Dollar-Scheine.

UUUH!

Das hätte mir gerade noch gefehlt!

Er dachte zwei Monate zurück, als ihm der Pass und sämtliche übrigen Papier in Trat geklaut worden waren.

Die Wiederbeschaffung hatte 6 Wochen gedauert und es hatte über zehntausend Baht gekostet, bis er einen neuen Pass in Händen hielt.

UUUH, Juchhei!

Er ordnete etwas den Kofferinhalt.

Nanu, was ist das denn für eine Tüte? Weiss, mit einem Aufdruck von Seven Eleven. Solche Supermärkte gab es doch gar nicht in Kambodscha! Der Beutel ist nicht von mir.

Er hob ihn hoch und schaute hinein: Zucker oder etwas ähnliches!

Ich hatte noch nie Zucker im Koffer gehabt. Kaffee trinke ich immer schwarz!

Was soll das auch?

Er roch daran: kein Geruch,

Dann steckte er den angefeuchteten Zeigefinger hinein und leckte ein wenig die Fingerspitze ab: sehr bitter!

Was konnte das nur sein?

Wie kommt die Tüte überhaupt in meinen Koffer?

Was kann das sein? Sprengstoff? Rauschgift? Wenn das Rauschgift ist? Kokain, Heroin oder irgendein anderes Zeugs? Oh Gott, oh Gott!

Damit kann ich in Teufels Küche kommen. Aber was anderes kann es nicht sein.

Er dachte scharf nach.

Wenn man mir das Zeug in den Koffer geschmuggelt hat und mich damit als Kurier über die Grenze schicken will?

So was war gelegentlich in deutschen Zeitungen zu lesen gewesen über deutsche Touristen, welche die Türkei verlassen wollten, und dabei als Transporteure missbraucht wurden.

Aber doch nicht hier und mit mir!

Ein weisser Koffer

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