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Herr Om in Aktion

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Herr Aee gehört zu den Privilegierten in Thailand. Er arbeitete am Grenzübergang zwischen Thailand und Kambodscha in der Nähe des Grenzortes Haad Lek. Er war Officer der Border Control und somit für Einreise-Visa zuständig.

Sein Grossvater, der wollte, dass sein Lieblingsenkel Aee einen angesehenen und gutbezahlten Beruf ergreife, hatte vor sieben Jahren das notwendige Geld aufgebracht, damit seinem Sohn der Einstieg bei der Immigration Police ermöglicht wurde. Ab und zu dachte Herr Aee, so wie gerade hier und heute, mit Dankbarkeit an seinen weitsichtigen Grossvater zurück.

„Der war schon klug und weise, der alte Herr Sawan, und er hat immer an die Familie gedacht“, sinnierte er vor sich hin, und streckte seine Beine von sich.

„Dann mal los mit der Arbeit!“

Da wurde er durch Lärm hinter der Schalterscheibe abgelenkt.

Draussen wurde ein langer Ausländer, offenbar ein Deutscher, ausfällig.

Er schrie Herrn Om, Herrn Aee’s Kollegen am Nachbarschalter, an, weil der ihm das erwartete 30-Tage Visum für die Einreise nach Thailand verweigert hatte.

15 Tage seien ihm nicht genug. Darauf hatte Herr Om ihm zu erklären versucht, dass sich die Bestimmungen geändert hatten: „New Law, new rules“ sagte Kollege Om mehrmals bestimmt. Er wolle sofort den ‚Scheff schwätzen’; aber das konnte beim besten Willen kein Thailänder verstehen.

„Don’t worry“, murmelte Herr Om wiederholt – sein Englisch war nicht das Beste. Allmählich wurde Herr Om unwirsch, zumal drei andere Touristen jetzt hinter dem herum krakeelenden Deutschen ebenfalls auf ihre Abfertigung warteten.

Er legte die Hand auf die Lippen.

Als der Ausländer dieses Zeichen nicht verstand und sich immer noch nicht beruhigen wollte, legte Herr Om ganz ruhig ein paar Handschellen auf den Schaltertisch.

Der Ausländer stutzte; sein Herumgeschreie endete abrupt – nun hatte er offensichtlich den Wink verstanden. Er wurde leiser und freundlich – er hatte eingesehen, dass er so nicht weiterkam und wohl beschlossen, sich in sein Schicksal zu fügen. Als letzten Versuch und für alle Fälle legte er einen Tausend-Baht Schein in seinen Pass. Herr Om wie jeder andere im Office kannte dieses Spiel. Oft legten ihm Ausländer einen oder auch zwei Tausend- Baht Scheine in den Reisepass. Dann drückten die Herren am Schalter schon mal beide Augen zu, und waren gerne behilflich beim Ausfüllen der Papiere.

Aber diesmal grinste Herr Om nur freundlich. Er entnahm blitzschnell die Banknote und gab dem Fremden trotzdem nur ein Zwei-Wochen Visum.

Der Fremde stutzte. Er ahnte, dass er seine Chance auf eine ‚Vorzugsbehandlung’ verspielt hatte: allein durch sein Herumschreien.

Gegen Mittag hatte Herr Aee insgesamt 6‘000 Baht auf diese Art eingenommen, und sein Kollege Om war bei 5‘000 Baht angekommen.

Bis zum Abend würden beide heute jeweils so bis auf 12‘000 Baht kommen.

„Ein guter Tag heute, meinte sein Kollege Om etwas später; bald könne er sich den neuen Hi Lux Pick-Up kaufen.

Wenn ich damit in meinem Heimatdorf aufkreuzen werde…

Ein weisser Koffer

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