Читать книгу Ein weisser Koffer - Gebhard Friebel - Страница 4

Wie alles begann

Оглавление

Meine Freundin Ma Guo Feng ist nun endgültig fort – mit ihren Eltern zurück nach Shenyiang.

Letzte Woche hatten wir an vier Tagen hintereinander zum ersten Mal seit Eröffnung der Studenten- und Musikkneipe “Sky Garden“ grüne Zahlen geschrieben.

12. August 08

Richard Peng, der Hauptmieter des Hauses, ist heute wieder gekommen und meinte, dass er die Kneipe alleine weiterführen wolle.

13. August 08

Heute lag unter der Eingangstür zur Kneipe die fristlose Kündigung des Mietvertrages… Der Besitzer beabsichtige, die Kneipe selbst weiterzuführen.

So sind halt Chinesen. Wenn sie merken, dass ein Betrieb gut läuft, können sie nicht mehr gut schlafen. Sie grübeln darüber nach, wie sie davon besser profitieren können.

Als Vermieter wollen sie mit allen Tricks die Miete erhöhen, den Mieter herausgraulen, und den Betrieb selbst übernehmen. Sie denken, sie könnten alles genauso weiterführen oder besser machen. Auf jeden Fall wollen sie mehr: Money, money, money!

14. August 08

Ich denke lange nach, sehe aber keine Chance, die Kneipe gegen seinen Willen mit Hilfe von Polizei, Anwalt oder Gericht wieder zu öffnen.

Ich habe verloren! Mein investiertes Geld und auch meine Arbeitszeit.

***

September 08

Ich verdiene inzwischen mein Geld mit Übersetzungen, fühle mich aber nicht wohl dabei, weil ich laufend, sobald irgend ein Kontakt mit Chinesen zustande kommt, sei es in einem Geschäft, einem Restaurant, mit meinem Vermieter oder mit Behörden -– kurz überall, mit Betrugsversuchen oder unerwarteten ‚Black Money’ Zahlungen konfrontiert werde. Meine Freundin ist halt nicht mehr da, die mich vor vielen derartigen Versuchen beschützt hat

Ich ziehe mich immer mehr in meine Wohnung zurück.

Oktober 08

Ich merke, dass ich allmählich krank werde.

Es fängt mit einem Ausschlag an der linken Hand an.

Er wächst, breitet sich auf meinem linken Arm aus und wird zunehmend unangenehmer.

Zuerst gehe ich zu zwei Apotheken, die mir Salben verkaufen.

Kein Erfolg. Nach zwei Wochen zu einer Ärztin – neue Salbe und Tabletten. Kein Erfolg. Dann ins grosse Krankenhaus: Blutuntersuchung: nix feststellbar – wieder Salbe und Tinktur.

Diagnose: Allergie… Ich hatte noch nie im Leben eine Allergie!

Dann beginnt der Ausschlag an der linken Hand. Allmählich werde ich unwirsch.

Zudem bekomme ich Durchfall. Seit zwei Monaten. Auch von Speisen in Restaurants, wo ich Monate vorher regelmässig verkehrte und nie Durchfall bekommen hatte. Muss alle zwei Stunden aufs Klo. Auch Mc. Donalds und Kentucky Fried Chicken Restaurants nutzen nichts

Dann die Schlafstörungen: Maximal drei Stunden Schlaf hintereinander, auch wenn ich mich mit Schnaps zusaufe.

Mitte Oktober beschliesse ich, Urlaub zu machen, um in einem anderen Land Abstand zu gewinnen und meine Situation zu überdenken.

Da ich schon öfter in Thailand war, werde ich dorthin fahren.

***

Gestern bin ich in Thailand gelandet.

Nach zwei Tagen in Bangkok fühle ich mich pudelwohl und fahre schnurstracks nach Ko Chang.

Der Ausschlag ist verschwunden; ich habe keinen Durchfall mehr, und kann langsam wieder besser schlafen. Ich denke, all die nervenden Krankheitssymptome hatten psychosomatischen Ursprung.

Hier will ich etwas Neues beginnen – irgendetwas in Richtung Tourismus.

Nach den Flughafenbesetzungen in Bangkok und Phuket bricht der Tourismus zusammen. Obwohl High Season ist, schrumpfen die Besucherzahlen auf 20 bis 30%. Die Entwicklung für das nächste Jahr wird allgemein negativ beurteilt.

Was tun?

Ich warte, warte und grübele.

Mitte Dezember 08 weiss ich, was ich tun werde: Ein anderes Land muss es sein.

Zur Auswahl stehen Kambodscha, Laos und Vietnam.

Da man immer öfter hört, in Kambodscha soll es heftig aufwärts gehen, entschliesse ich mich über Weihnachten für Kambodscha.

Am 3. Januar werde ich meine Koffer packen, und zuerst einmal für drei Wochen nach Kompong Som, dem früheren Sihanoukville, fahren – zusammen mit Charly, einem Österreicher.

Der verschwindet aber vor dem geplanten Abreisetermin sang- und klanglos. So werde ich halt alleine fahren.

Ein weisser Koffer

Подняться наверх