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Ein Engel kommt

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Mit heruntergezogenen Schultern gehe ich den langen Gang hindurch zum Ausgang des Krankenhauses, meine Lebensgefährtin eilt mir mit offenen Armen entgegen, um mich zu fragen, wie es denn heute mit den Werten aussehe. Mein Blick wie auch meine Körperhaltung beantworten ihre Frage. Zärtlich tröstend nimmt sie mich am Arm, und wir laufen gemeinsam hinaus in den herbstlichen Park des Krankenhauses und setzen uns auf eine Bank. »Vielleicht morgen, vielleicht in zwei Jahren«, murmele ich in mich hinein. »Du weißt, wenn es so weit ist, dann bekommst du meine Niere.« Wenn Mara diesen Satz zu mir sagt, bin ich zum einen sehr erleichtert, ja, für kurze Zeit glücklich, und die Angst weicht von mir, aber gleichzeitig breitet sich auch eine Traurigkeit aus. Wenn nur etwas bei einer solch schwierigen Operation schieflaufen sollte und sie diese nicht überleben würde, ich würde mich mein Leben lang schuldig fühlen für ihren frühen Tod. Und ich hätte unserer gemeinsamen Tochter die Mutter genommen. Was aber, wenn wir beide die Operation überstünden, mein Körper jedoch ihre Niere nicht annehmen würde?

Mara unterbricht meine Gedanken und sagt mit leiser Stimme, dass wir doch nun endlich einen Termin bei der Professorin machen sollten, die für die Untersuchungen zuständig sei, bei der man herausfinden kann, ob unsere Werte übereinstimmen und ob diese Transplantation zwischen uns beiden überhaupt möglich ist. Vor längerer Zeit hatten wir bei unserem Hausarzt bereits eine Bestimmung unserer Blutgruppen vornehmen lassen, und diese Ergebnisse zeigten ein kleines grünes Licht. Seit ich bei diesem Arzt bin, war das die erste gute Botschaft, die ich mit aus seiner Praxis nehmen konnte. Nur, ob es zwischen Mara und mir tatsächlich zur Operation kommen kann, das müssen noch unzählige weitere Untersuchungen zeigen. Und vor diesen habe ich mich bis jetzt gedrückt. Was, wenn es nicht geht? Dann wäre meine letzte Hoffnung dahin.

»Ja, diese Untersuchungen sollten wir jetzt bald endlich machen«, antworte ich mit belegter Stimme und drücke Mara fest an mich. Ob ich noch ins Kaffeehaus will? Ich nicke und sage, dass ich dort einen Termin habe. Später soll ich Mara und unserer Tochter zum Flughafen bringen. Beide fliegen für ein paar Wochen in Maras Heimat, um die Familie zu besuchen. Wir gehen nachdenklich zum Parkplatz zurück, und jeder steigt in seinen Wagen. Aus dem geöffneten Fahrerfenster ruft mir Mara zu: »Kopf hoch, Geraldino! Va a salir todo bien! Wie die heilige Maria der guten Lüfte immer sagt: Es wird schon alles klappen!«

Und trotzdem lebe ich

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