Читать книгу Burnout - Prüfungsstress - Lampenfieber - Gerd Schnack - Страница 15

Die Wiederholung ist die »Mutter des Studierens«: Das Gehirn ist auf Wiederholung programmiert, damit das Erlernte auch im Gedächtnisspeicher landet. Langes Üben ist erforderlich, damit das Programm aus der bewussten Steuerung der Pyramidenbahn auf die automatische der extrapyramidalen Leitung landet.

Mit dem Eintritt ins Berufsleben ist allerdings das Üben nicht beendet. 30 Wochenstunden im Orchestergraben sind im Normalfall anzusetzen, mit Musikunterricht und Kammerkonzerten kommen häufig zwischen 50 bis 55 Wochenstunden zusammen. Wie soll ein Musiker bei einer derart intensiven beruflichen Belastung noch Freiräume für zeitintensives Gesundheitstraining finden? Es bleibt nur der Weg über ein »Training im Vorübergehen« durch zeitsparende Rituale.

Eine hohe Erwartungshaltung wird häufig schon im Elternhaus gesetzt. An den Musikhochschulen wird von Panikattacken durch Lampenfieber bis zu 70 % ausgegangen, 50 % sind es im späteren Berufsleben. Aus diesem Dogma der Perfektion versuchen Musiker sich häufig mit der Flasche zu befreien, oder sie greifen frühzeitig zu Beruhigungsmitteln, wobei einige (Valium) einen negativen Einfluss auf die Spielqualität nehmen können. Eine amerikanische Studie an 2 000 Mitgliedern großer Orchester ergab, dass ein Viertel (25 %) der Musiker unter Lampenfieber leiden, wobei bereits 17 % depressiv sind. Folgende Lösungsansätze bestimmen den Stressalltag:

27 % schlucken gegen Angst und Lampenfieber Betablocker, die das Herz-Kreislauf-System beruhigen, den Blutdruck senken sowie die hohe Pulsfrequenz reduzieren. 19 % der Befragten nehmen diese Medikamente sogar täglich.

20 % der Befragten versuchen, das Problem der Angst mit Alkohol unter Kontrolle zu bringen.

Auch mit beruflichem Erfolg ist dem »Lampenfieber-Angst-Syndrom« nicht beizukommen. Der berühmte Tenor Enrico Caruso rauchte vor dem Auftritt eine Zigarette nach der anderen, er musste schließlich auf die Bühne gedrängt werden. Pablo Casals wurde vor seinen Konzerten von regelrechten Albträumen befallen.