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3.5 Auf einen Blick, Literaturhinweise, Fragen und Übungen

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Auf einen Blick

Wenn man den möglichen Umfang unseres Wissens klären möchte (1. Grundfrage), muss man zunächst die Frage nach der Natur des Wissens beantworten (2. Grundfrage). Es gibt prinzipiell zwei methodische Ansätze zur Beantwortung von Wesensfragen. Aprioristen auf der einen Seite sind der Ansicht, dass wir die Natur des Wissens nur durch apriorische Erkenntnis finden können. Dafür spricht, dass Wesenseigenschaften Eigenschaften sind, die einer Sache notwendigerweise zukommen, wir aber anscheinend nicht rein empirisch erkennen können, welche Eigenschaften einer Sache notwendigerweise zukommen. Allerdings erweist es sich als schwierig, die Natur apriorischer Erkenntnis selbst genauer zu bestimmen. Einer vergleichsweise klaren Vorstellung zufolge handelt es sich bei apriorischer Erkenntnis um die Erkenntnis analytischer (oder begrifflicher) Zusammenhänge. Die Erkenntnis der Natur des Wissens wird unter dieser Vorgabe im Wesentlichen zur Erkenntnis der Bedeutung des Wortes „Wissen“.

Der Ansatz des Aprioristen ist damit jedoch auf die Möglichkeit einer Unterscheidung zwischen analytischen und synthetischen Wahrheiten angewiesen. Vor allem Quine hat diese bestritten. Seiner Ansicht nach sind alle Versuche, diese Unterscheidung zu erklären, zirkulär und unbefriedigend. Gibt man die analytisch-synthetisch-Unterscheidung auf, so bietet sich als Alternative zum Apriorismus die Naturalisierung der Erkenntnistheorie an: Erkenntnistheorie soll demnach prinzipiell in der gleichen Weise wie empirische Wissenschaften betrieben werden. Carnaps Begriffsexplikation kann dabei als Beschreibung des wissenschaftlichen Vorgehens angesehen werden. Auch manche Naturalisten beanspruchen, die Natur des Wissens zu klären. Sie verweisen auf Kripkes Argumentation dafür, dass es notwendige Zusammenhänge gibt, die nur a posteriori erkannt werden können. Allerdings ist auch die naturalistische Methode mit Problemen konfrontiert: Davon abgesehen, dass die Quinesche Kritik der analytisch-synthetisch-Unterscheidung selbst kritikwürdig ist, bleibt unklar, ob der Naturalist nicht doch auf apriorische Erkenntnis angewiesen ist. Zudem ist sein Begriff der metaphysischen Notwendigkeit klärungsbedürftig.

In der Erkenntnistheorie wird fast ausschließlich das methodische Hauptinstrument des Aprioristen, die Begriffsanalyse (im engeren Sinn), eingesetzt. Bei dieser sucht man nach einzeln notwendigen und zusammen hinreichenden Bedingungen dafür, dass der Satz „S weiß, dass p“ wahr ist. Beispiele und die Reaktion des kompetenten Sprechers spielen hier eine entscheidende Rolle. Man muss jedoch beachten, dass es nicht nur diese eine Form der Begriffsanalyse gibt.

Die Begriffsanalyse ist einer Reihe von Einwänden ausgesetzt: Geht es bei ihr etwa nur um Wörter? Ist sie provinziell? Ist sie dem Paradox der Analyse ausgesetzt? Beruht sie gar auf einer falschen Vorstellung von der Natur von Begriffen? Gegen manche Einwände lässt sich die Begriffsanalyse leicht verteidigen. Insbesondere aber die fragwürdige Vorstellung von der Natur von Begriffen, die ihr zugrunde liegt, wird noch zu Problemen führen.

Einführung in die Erkenntnistheorie

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