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Halle Neustadt

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Die Winter in Halle waren kalt, aber es gab nicht viel Schnee. Es war die Zeit, in der die Schüler eigentlich viel Zeit zum lernen hätten. Dieter gab sich redlich Mühe, seine Lehrerin Frau Kasche nicht zu enttäuschen, doch das Boxtraining hatte bei ihm eindeutig Priorität. Inzwischen hatte er bereits acht Kämpfe bestritten und jeden gewonnen. Der Trainer Herr Gath verlangte viel von Dieter. Viermal in der Woche wurde trainiert. Meistens harte Sparringrunden mit andern, meist älteren Boxern. Er musste einiges einstecken, doch er teilte auch aus. Blaue Flecken störten ihn nicht, das gehört zu Geschäft.

Endlich wurde es Frühling. An freien Nachmittagen konnte Dieter mit seinem Rad durch Halle fahren. Meistens begleitete ihn Helmut oder Gerd. An einem Nachmittag fuhren Helmut und Dieter nach Halle Neustadt. Sie bestaunten die modernen Hochhäuser und die schönen Parkanlagen.

«Schau mal», meinte Helmut, «am Donnerstagabend ist hier eine Tanzveranstaltung.»

«Toll», meinte Dieter, «da müssen wir unbedingt dabei sein! Donnerstag habe ich kein Training, das passt gut».

Am nächsten Donnerstag trafen sich die beiden nach dem Nachtessen. Mit der Strassenbahn fuhren sie nach Hanoi, so lautet die Abkürzung für Halle Neustadt. Da sie im Tanzlokal niemand kannte, merkte keiner, dass sie noch zu jung waren, sie wurden reingelassen.

Das Lokal war einfach eingerichtet. Nur ein schwaches rötliches Licht erhellt den Saal. Sie merkten schnell, dass hier die Tänzer mit den Mädels auf Tuchfühlung gingen. Den Mädchen welche sich in dieses Lokal wagten, war das offensichtlich egal, sie hatten nichts dagegen, sonst müssten sie ein anderes Lokal besuchen.

Nachdem sie sich einen Überblick verschafft hatten, wagten sie sich, die Mädchen zum Tanzen aufzufordern. Als die Mädchen feststellten, dass Dieter ein guter Tänzer war, hatte er leichtes Spiel, er konnte sich die Mädchen aussuchen. Mit der Zeit wurde Dieter mutiger, wenn sich die Gelegenheit bot, streiften seine Hände wie zufällig über den Busen der Tanzpartnerin. Als er keine Abwehrreaktion feststellen konnte, nutzte er immer mehr Gelegenheiten, die tollen Brüste zu berühren. Inzwischen hatte er sich auf eine Tanzpartnerin festgelegt. Nelli hatte wirklich feste Brüste und schien es zu geniessen, wenn sich seine Hände intensiv mit ihnen beschäftigten.

«Kommt ihr noch in meine Wohnung?», fragte Nelli, als es eigentlich an der Zeit wäre, mit der letzten Strassenbahn nach Hause zu fahren.

Dieter schaute Helmut fragend an.

«Wir könnten ja mit der ersten Strassenbahn nach Hause fahren», meinte er schliesslich und damit war die Sache geklärt.

Mit Nelli in der Mitte, verliessen sie das Hanoi. Ihre Wohnung lag nur zehn Minuten entfernt. Sie wohnte im fünften Stock eines Hochhauses. Die Wohnung war nur klein und das dominierende Möbelstück war das Bett. Dazu gab es noch eine kleine Kochnische und ein Bad. Dieter ging zum Fenster.

«Eine tolle Aussicht hast du da», stellte er fest, «man kann über ganz Halle blicken.»

«Ich mach es mir etwas gemütlicher», meinte sie, als sie die beiden Flaschen Bier hinstellte.

Sie verschwand ins Bad und kam kurze Zeit später, in einem verführerischen Nachthemd zurück. Der dünne, leicht durchsichtige Stoff betonte ihre Figur. Den beiden wurde ganz heiss.

«Na ihr zwei. Noch nie ein nacktes Mädchen gesehen?»

«Doch schon», stammelte Dieter, als er Nellis Enttäuschung bemerkte, fügte er schnell an, «nur, die hatten keine so gute Figur.»

«Schmeichler!», meinte Nelli, «dann wollen wir mal sehen, was ihr schon könnt.»

Sie drängte sich zwischen die beiden Freunde und drückte sie nach hinten, so dass sie jetzt bequem auf dem Bett lagen. Sie löschte noch das Licht und überlies ihren Körper dem Forscherdrang der beiden. Sie genoss es, wenn die beiden Anfänger, immer mutiger wurden und ihren Körper erkundeten.

Ihre Hände kontrollierten die Wirkung auf die Jungs. Sie war mit dem Ergebnis zufrieden, sie stand nun mal auf grüne Jungs, das fand sie so richtig geil. Als der Morgen dämmerte, schnellte Helmut hoch: «Wir müssen los, sonst verpassen wir noch die erste Strassenbahn!»

Die beiden Freunde zogen sich an und verabschiedeten sich von Nelli.

«Wie alt seit ihr eigentlich?», wollte sie noch wissen, «ich bin sechsundzwanzig!».

«Wir sind erst dreizehn», meinte Helmut, «aber Dieter wird schon bald vierzehn.»

«Für euer Alter habt ihr euch gut gehalten, aber, ihr versteht, dass niemand davon erfahren darf. Wenn mein Freund das erfährt, kriege ich ärger. Ist das klar?»

«Wir verraten schon nichts», beteuerten die beiden feierlich und verschwanden leise durch die Türe. Im Treppenhaus schlichen sie auf Zehenspitzen raus. Erst, als sie auf der Strasse ankamen, rannten sie los. Die Strassenbahn bog schon in die Strasse ein, mit einem Zwischenspurt erreichten sie die Haltestelle eben noch rechtzeitig.

In ihrem Viertel angekommen, nahmen sie die Nebenwege um unentdeckt nach Hause zu gelangen. Dieter konnte sich unbemerkt auf sein Zimmer schleichen. Als Mutti ihn fragt, warum er so müde wirkte, erklärte er, dass er schlecht geschlafen habe, er hätte Bauchweh gehabt und sein deshalb immer wieder aufgewacht.

Als Dieter am nächsten Nachmittag zum Treffpunkt mit Helmut eintraf, war dieser nicht dort. Er machte sich auf zu dessen Wohnung. Dort erklärte ihm die Schwester von Helmut, dass dieser eine Woche Stubenarrest hatte.

«Aber warum denn?» fragte Dieter scheinheilig.

«Er war erst um sechs Uhr morgens nach Hause gekommen. Mein Vati hatte auf ihn gewartet, das hat er nun davon.»

«Was hat er denn so lange gemacht?», spielte er weiter den Ahnungslosen.

«Keine Ahnung, er hatte nichts gesagt, das hat Vati noch mehr erzürnt.»

Als am nächsten Montag die Schule wieder anfing, sah er Helmut auf dem Schulweg. Nur, er hätte ihn beinahe nicht erkannt. Sein Auge war geschwollen und was noch viel schlimmer war, seine schönen lange Haare waren einfach weg. Wegen seinem Stubenarrest, haben sich die zwei lange nicht gesehen.

An einem Abend tauchte er dann doch endlich wieder im Jugendklub auf. Das war eine Freude. Seine erste Frage war, hast du was von Nelli gehört?

«Die vermisst uns sicher noch», meinte Helmut.

«Da bin ich nicht so sicher, die nimmt, was sie kriegen kann», entgegnete Dieter, «die ist kein Kind von Traurigkeit.»

«Was habt ihr da zu flüstern?», wollte Gerd wissen.

«Ach nichts, ist eine alte Geschichte.»

Im Frühling sass die Familie Thom gemütlich beim Nachtessen. Wenn Dieter an früher dachte, so gab es jetzt mehr und besseres Fleisch auf den Teller. Mutti hatte genug Geld zum Einkaufen, den Vati war inzwischen bei der Deutschen Reichsbahn in die Position eines Stellwerkleiters aufgestiegen. Er führte das Stellwerk im Güterbahnhof Halle. Diese wichtige Position, wurde auch besser bezahlt. Selbst am Zoll hatte Siggi nicht so viel verdient.

Die einzige Sorge die Familie Thom hatte, war der Hautausschlag, mit dem sich das Nesthäkchen Olaf herumplagen musste. Es war manchmal so schlimm, dass die andern Kinder nicht mit Olaf spielen wollten. Dabei war er mit seinen zwei Jahren sehr unternehmenslustig. Dieter ging so oft wie möglich mit ihm auf den Spielplatz, auch Monika unternahm viel mit Olaf.

Der Drang nach Freiheit

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