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Umzug nach Marlow
ОглавлениеDer Tag des Umzugs nach Marlow war gekommen. Vati und Mutti mussten nur Olaf und seinen Hautausschlag anschauen, dann war die Entscheidung gefallen. Man wurde mit Familie Runge einig und tauschte die Wohnungen. Beide organisierten auf den gleichen Tag ein Umzugswagen.
Zuerst mussten die Möbel nach Rügen geschafft werden. Es tat Dieter weh, als er die Möbel Stück um Stück im Möbelauto verschwinden sah. Er würde Halle vermissen.
Da sein älterer Bruder Wolfgang in Karl- Marx Stadt eine Freundin hatte, musste er nicht mit nach Rügen.Dieter wollte gern seine Lehre in Halle abschliessen, doch Vati war dagegen.
«Wenn du achtzehn Jahre alt bist, wie dein Bruder, kannst du selber entscheiden wo du wohnst. Bis dann bleibst du bei der Familie!»
Da gab es nichts mehr zu verhandeln. Vati hatte entschieden. Dieter musste mit nach Marlow. Er hatte nicht einmal Zeit, sich von seinen Freunden zu verabschieden. Die meisten waren noch in den Ferien. Wenigstens Gerd hatte beim Umzug mitgeholfen, dann hiess es einsteigen.
«Los, beeilt euch», rief der Fahrer, «wir sind schon im Rückstand.»
Eine kurze Umarmung von Gerd, dann noch je zwei Küsschen für Barbara und Sabine, die ebenfalls beim beladen des Möbelauto geholfen hatten, dann musste Dieter einsteigen. Die Fahrt Richtung Ostsee ging los. Vati blieb in Halle, er musste die Wohnung übergeben und später mit dem Zug nachreisen. Als sie beim Haus vorfuhren, wurden sie von Herrn Runge erwartet. Mutter Runge mit ihrer Tochter, war unterwegs nach Halle. Dieter würde Britta nicht mehr sehen.
«Das soll unser Haus sein?», fragte Mutti und konnte ihre Enttäuschung nicht verbergen, «das ist uralt und verlottert, ich hoffe, es fällt nicht gleich in sich zusammen.»
«Ja, es ist natürlich nicht so modern wie unsere Wohnung in Halle, aber hier wohnen alle so.»
«Vati wird keine Freude habe», meinte Mutti, «aber schauen wir mal.»
Das Möbelauto hatte seine optimale Position erreicht, sie konnten aussteigen. Lumpi sprang freudig und schwanzwedelnd an Dieter hoch und begrüsste ihn wie ein alter Bekannter. Es wurde ausgemacht, dass Lumpi in Marlow bleibt, man wollte ihm die Grossstadt ersparen.
«Das ist meine Mutti», stellte Dieter seine Mutti dem Mieke vor, welcher bereit war, mit zu helfen, die Möbel hineinzutragen, «das ist meine Schwester Moni und das Olaf.»
An die andern gewandt: «Das ist Mieke, ich hab euch von ihm erzählt.»
Damit war die Begrüssung abgeschlossen, es galt, so schnell wie möglich das Möbelauto auszuräumen. Der Fahrer war schon ungeduldig, er hatte noch mehr Zeit verloren. Er würde sehr spät in der Nacht nach Hause kommen.
Das Ausräumen mit Mieke klappte. Sie trugen die Möbel raus, Mutti erklärt, wo sie die Möbel hinstellen müssen. Moni und Olaf kümmerten sich um die kleinen Dinge. Auch Herr Runge half mit. Der Fahrer hatte wieder eine Stunde aufgeholt und verabschiedete sich mit einer etwas besseren Laune.
Dieter begleitete Herr Runge noch zum Bahnhof, der musste noch mit dem Zug nach Halle fahren.
«Auf Wiedersehen Herr Runge, ich hoffe, sie fühlen sich in Halle wohl. - Grüssen sie Frau Runge und vor allem Britta, gut Fahrt!»
Als Vati spät am Abend mit dem letzten Zug ankam, war es bereits dunkel. So sah er nicht sofort, in welch schlechtem Zustand das Haus war. Doch als er sich zur Familie an den Tisch setzte, um noch etwas zu Essen, schaute er sich um, seine Miene verfinsterte sich.
«Das ist eine Bruchbude!», er schaute Dieter mit finsterem Blick an, «du hast nicht gesagt, dass das Haus eine Ruine ist, wenn wir Glück haben, fällt es nicht über unsern Köpfen zusammen.»
Dieter wusste, dass Vati recht hatte, das Haus war in einem erbärmlichen Zustand, nur hatte er gar nicht darauf geachtet, als er hier in den Ferien weilte, er hatte sich durch Britta zu stark ablenken lassen.
Im leeren Haus, sah man die Schäden natürlich besser. Vermutlich hatten die Runges ihre Möbel so aufgestellt, dass man die schlimmsten Schäden nicht sehen konnte. Nun, jetzt war es zu spät, das hatten auch Dieters Eltern eingesehen, sie mussten sich damit abfinden.
Das Haus war in zwei Hälften aufgeteilt, die eine Hälfte war auf zwei Etagen Wohnraum, die zweite Hälfte bestand aus dem Stall. Dieser stand jetzt leer, die Runges hatten ihre Tiere verkauft. Nur der Lumpi blieb zurück.
Im ersten Stock hatte es zwei Zimmer, unten befanden sich die Küche und das Schlafzimmer der Eltern. Das Klo war draussen, ein einfaches Plumpsklo, Moni hatte keine Freude daran, dass sie ihr Geschäft im stinkenden Häuschen verrichten musste. Mutti hatte am meisten Probleme mit dem fehlenden Wasser in der Küche. Vor dem Haus gab es eine Handpumpe, mit der man das Wasser hochpumpen musste.
«Das ist wie früher in Zörbig», stellte sie fest, «willkommen im Mittelalter!»
«Ja, aber die Luft ist gut», versuchte sie Dieter zu trösten, «und der Lumpi ist auch sehr lustig.»
«Du hast Recht», bestätigte Mutti, «es bringt nichts, jetzt sind wir hier und machen das Beste daraus, Vati wird sich schon beruhigen.»
So einfach war das allerdings nicht. Ein Woche später, es kam ein Unwetter auf, es stürmte richtig. In den Zimmern mussten sie an vier Stellen Eimer aufstellen, um das Wasser aufzufangen, welches durch das undichte Dach tropfte.
Doch das Schlimmste stand noch bevor. Eine heftige Böe erfasste das Haus. Man spürte die Erschütterung, es war sehr beängstigend. Plötzlich ein polternder Lärm, alle schauen sich verwundert an.
«Was war das?», Vati stieg nach oben.
«Kommt hoch und helft mir!», rief er von oben.
Dieter eilte die Treppe hoch. Dann sah er die Bescherung. Im kleineren Zimmer war eine Wand ausgebrochen, man konnte direkt auf die Felder hinaussehen. Vati war bereits dabei, den Schaden notdürftig zu reparieren.
«Hol im Stall die Plane, mit der früher der Traktor abgedeckt wurde, so können wir das Loch provisorisch verschliessen. Mit vereinten Kräften konnten sie verhindern, dass der Schaden noch grösser wurde. Am nächsten Morgen war der Sturm vorüber. Das Wetter klarte auf. Nun konnten sie den Schaden auch von aussen begutachten.
Dieter und Mieke besuchten sich gegenseitig. Mal half Dieter auf dem Hof bei Mieke mit, dann half Mieke beim reparieren des Hauses der Familie Thom. Sie wurden ein unzertrennliches Team.
Wie üblich, wurde die Schlachtung eines Schweins zuhause bei Mieke mit einem kleinen Fest gefeiert. Das Schlachten bedeutete viel Arbeit und abends wurden die ersten Würste gegessen und danach mit Schnaps nachgespült. Der Schnaps tat seine Wirkung. Plötzlich erzählte Milke von damals. Bis jetzt wusste Dieter immer noch nicht, was sich damals ereignete. Doch nun begann er zu erzählen und Dieter hörte die leidige Geschichte das erste Mal.
«Also, das war so!», begann Mieke zu erzählen, «ich sass mit meinen Freunden in der Kneipe. Wir tranken Bier, dann kam Dirk in die Kneipe und bestellte ein Bier. Wie meistens hänselten wir ihn, weil er starkes Übergewicht hatte. Einer nannte ihn Schweinchen. Der Dirk wurde wütend, er war zwei Jahre älter als ich, obwohl ich nichts gesagt hatte, griff er mich an. Er wollte mir die Bierflasche auf den Kopf hauen. Ich konnte im letzten Moment den Arm hochreissen und den Schlag an meinem Kopf vorbeilenken. Der Schlag traf mich an der Schulter. Es tat höllisch weh. Der Dirk rannte aus der Kneipe. Ich war wütend und meine Freunde meinten, ob ich mir das einfach so bieten lasse. Natürlich konnte ich das nicht auf mir sitzen lassen und rannte Dirk nach. Ich stellte ihn vor der Kneipe zur Rede. Ich fackelte nicht lange und schlug ihm die Faust ins Gesicht. Er wich zurück und strauchelte und viel der Länge nach hin. Sein Kopf schlug hart auf dem Bürgersteig auf. Wir merkten sofort, dass er tot war, seine Augen waren gebrochen und er hatte keinen Puls mehr. Es gab ein grosser Auflauf, alle diskutierten wild durcheinander. Sie brachten die Leiche schliesslich zu seiner Mutter, welche einen Schock erlitt. Ich wurde kurz darauf festgenommen.»
«Aber du konntest ja gar nicht dafür, es war ein dummer Unfall», entfuhr es Dieter.
«Nur, dass am Ende ein junger Mann tot war und da braucht man einen Schuldigen», meinte Mieke und erzählte weiter, «ich wurde in die Jugendstrafanstalt überführt. Dort sass ich zwei Tage lang in einer Einzelzelle. Das Essen wurde durch die Türe geschoben, sonst hatte ich zu niemandem Kontakt. Dann wurde ich zum ersten Verhör geholt. Ich konnte das erste Mal erzählen, wie ich den Vorfall erlebt hatte. Ich musste ein Protokoll unterzeichnen, dann war ich wieder allein in der Zelle. Die Zeit verging, ich wurde nun wie die andern Gefangenen behandelt, das hiess eintöniger Gefängnisalltag. Schlafen in einer Sechser Zelle, gemeinsam Aufstehen, gemeinsam Essen, danach arbeiten in der Wäscherei, essen und weiter arbeiten. Nachmittags ein kurzer Rundgang im Gefängnishof, Nachtessen und schlafen. Immer der gleiche Trott. Dazu Aufseher die jede Kleinigkeit, welche von den Vorschriften abwichen, mit lautem Gebrüll beantworteten und sofort Drohungen aussprachen.»
«Muss ja schlimm gewesen sein», warf Dieter ein.
«Ja, vor allem weil ich keine Ahnung hatte, wie lange das nun so weiterging. Der Prozess stand noch aus. Ich wusste nicht mehr wie lange ich auf den Prozess warten musste, aber eines Tages wurden meine Haare vorschriftsmässig kurz geschnitten und ich bekam einen schön Anzug zum anziehen, dann wurde ich im Polizeiauto in die Stadt gefahren. Beim Prozess war auch Dirks Mutter anwesend. Mit hasserfüllten Blicken verfolgte sie den Prozess. Der Vorfall wurde nochmals aufgerollt, mehrere Zeugen befragt. Die Anklage auf Mord wurde fallen gelassen, man einigte sich auf vorsätzliche Körperverletzung mit Todesfolge. Doch dann nahmen sie noch meine persönliche Akte zur Hand und stellten fest, dass ich schon früher Schlägereien hatte. Eigentlich normale Prügeleien unter Jugendlichen, die nie angezeigt wurden, doch die wussten über alles Bescheid, wie sie dazu kamen, keine Ahnung.»
«Trotzdem, du hattest Glück, dass sie es nicht als Mord beurteilten», warf Dieter ein, «dann sässest du immer noch im Knast.»
«Das schon», fuhr er fort, «sie fanden auf Grund meines Lebenswandels, müsste mir ein Denkzettel verpasst werden. Dreieinhalb Jahre Jugendhaft, ich hatte eigentlich mit einer bedingten Strafe gerechnet, für mich brach eine Welt zusammen. Dreieinhalb Jahre, die ganze Jugend war gelaufen. Ich war am Boden zerstört. Ich kam in eine Jugendstrafanstalt für schwere Fälle. Im Vergleich zur Untersuchungshaft war es die Hölle. Die andern Häftlinge waren harte Kerle, Mörder und Vergewaltiger. Die Vergewaltiger hatten es besonders hart, wann immer die andern die Möglichkeit hatten, schikanierten sie diese auf Übelste. Ich hatte insofern Glück, dass ich unter den Ganoven als Mörder galt, da hatten sie etwas Respekt. Mit der Zeit gewöhnte man sich an den Tagesablauf. Auch wenn die Wärter, - alles Psychopaten - sich einen Spass daraus machten, einem, wenn immer möglich zu schikanieren. Sie meinten, sie müssen die Jungen auf den rechten Weg bringen und sie in der Sozialistischen Gesellschaft wieder integrieren.
Dieser Weg führte aus ihrer Sicht, nur über Arbeit und bedingungslosem Gehorsam.»
«Das kenne ich, genau wie meine Lehrerin.»
«Da irrst du dich, die hatten noch viel mehr Möglichkeiten und sie wurden nicht kontrolliert, je fieser sie zu den Gefangenen waren, umso besser fiel Ende Jahr ihre persönliche Beurteilung aus und die war Voraussetzung, wenn sie Karriere machen wollten. Ich habe mich angepasst und spielte den Unterwürfigen, gab mich als fanatische Anhänger des Sozialismus aus und besuchte die gefängnisinternen Parteiveranstaltungen. Nach zwei Jahren und drei Monaten wurde ich wegen guter Führung entlassen. Der wahre Grund war wohl, dass sich immer mehr politische Häftlinge aufnehmen mussten und sie deshalb Platzprobleme bekamen.»
Nach dieser Aussprache wurden Dieter und Mieke noch engere Freunde. Gemeinsam reparierten sie das alt Haus so gut es ging. Dieter hatte noch drei Wochen Zeit, bevor die Schule anfing. Die beiden Freunde arbeiteten von morgen früh bis abends. Zuerst wurde das Dach abgedichtet. Dann hatten sie auch das Material organisiert, mit dem sie die ausgebrochene Wand neu aufbauen konnten. Nun musste noch der Schornstein neu gemauert werden, dann war das wichtigste erledigt.
«So, das haben wir hingekriegt», zufrieden wischte Dieter den Kessel aus, in welchem sie den Mörtel angerührt hatten, «Mieke, kommst du mit, ich denke, wir haben uns ein Bier verdient!»
«Weiss nicht», antwortete der, «ich war nie mehr im Dorf.»
«Dann wird es Zeit, dass du wieder einmal unter die Leute gehst, du kannst dich nicht immer verstecken.»
«Gut», man merkte ihm an, dass er skeptisch war, «aber du zahlst!»
«Natürlich, ich habe dich ja eingeladen!»
Gemütlich plaudernd, schlendern sie durch Sagard in Richtung Kneipe.
«Da! – Da läuft der Mörder meines Sohnes!», eine hysterische Frauenstimmer schrie wie am Spiess, «er wagt es, sich in unserm Dorf zu zeigen!»
Sofort gingen an den umliegenden Häusern die Fenster auf. Die Leute starrten auf die Strasse, um nachzuschauen, wer da so hysterisch herumschrie. Der Mieke zuckte zusammen, er wurde weiss im Gesicht und rannte zurück durchs Dorf nach Hause.
Die Frau kam immer noch schreiend auf Dieter los. Am liebsten hätte sie ihn angegriffen, sah aber ein, dass der stärker war.
«Was willst du von Mieke?», fragte Dieter die wütende Frau, «er hatte seine Strafe abgesessen.»
«Die Strafe abgesessen?», jammerte die Frau, «ich hör wohl nicht recht! - Er hatte meinen Sohn ermordet? – Dirk ist für immer tot!»
«Ja, das ist sehr traurig und Mieke leidet immer noch.»
«So er leidet?», die Frau wollte zu einem Schlag ausholen, Dieter schaut ihr in die hasserfüllten Augen, sie senkte ihren Arm, doch ihre Augen glühten weiter vor Hass.
Inzwischen hatten sich viele Leute auf der Strasse eingefunden. Einige Frauen nahmen die tobende Mutter zur Seite und versuchten sie nach Hause zu bringen. Dieter setzte seinen Weg in die Kneipe fort. Die Leute schauten im zornig nach.
«Wer einem Mörder hilft, ist selbst ein Mörder!» rief einer hinterher, dann verschwand Dieter in der Kneipe und bestellte sich ein Bier. Er sass allein an einem Tisch in der Ecke. Den bösen Blicken der andern Gäste wich er aus. Ab und zu glaubte er Sachsenschwein zu hören. Die Sachsen sind auf Rügen nicht gut angesehen. Wenn so einer sich noch für einen Mörder einsetzte, war das eine Provokation. Dieter achtete nicht auf das Geschwätz. Er dachte über Mieke nach, der Vorfall würde ihn sicher zurückwerfen. Jetzt wird er erst recht nicht mehr unter die Leute gehen. Er zahlte sein Bier und machte sich auf den Heimweg.
Die Strassen von Sagard waren verlassen und nur spärlich beleuchtet. Dieter ging schneller, er hatte ein ungutes Gefühl. Da spürte er einen harten Schlag ins Genick. Der Schlag kam so überraschend, er konnte ihm nicht mehr ausweichen. Er viel hin. Drei junge Männer stürzten sich auf ihn und bearbeiteten ihn mit Stöcken und Fusstritten. Dieter versuchte mit den Armen seinen Kopf zu schützen.
«Da hast du’s du Sachsenschwein!», wieder steckte Dieter einen Schlag mit dem Stock ein, dann wurde er ohnmächtig.
Als Dieter wieder zu sich kam, lag er in der Gosse. Er tastete seinen Körper ab. Anscheinend war nichts gebrochen, doch wo er hinlangte, spürte er eine klebrige Masse. Überall war Blut. Er rappelt sich auf und schleppte sich nach Hause. Bevor er ins Haus eintrat, wusch er sich am Brunnen. Im Haus war es ruhig, alle schliefen schon.
«Was ist denn mit dir passiert!», rief Mutti, als er zum Frühstück erschien.
«Ach nichts», versuchte Dieter zu beruhigen, «ich bin ausgerutscht und dumm hingefallen, das wird schon wieder.»
«So, hingefallen!», sie ging auf ihn zu und untersuchte die Wunden, «setz dich, das muss ausgewaschen werden, sonst gibt es eine Infektion.»
Vorsichtig reinigte Mutti die Wunden und verarztet ihn so gut es ging.
Nachdem Dieters Wunden versorgt waren, machte er sich auf, um Mieke zu besuchen. Seine Mutter war allein in der Küche. Sie erschrak, als sie das zerschlagene Gesicht von Dieter sah.
«Was ist mit dir geschehen?»
«Ach, ich bin ausgerutscht und dumm hingefallen.»
«Was war gestern los?», wollte die Mutter von Mieke wissen, «Mieke ist in seinem Zimmer verschwunden und nicht mehr aufgetaucht.»
«Mieke war auf dem Weg zur Kneipe, als wir Dirks Mutter begegneten und die hatte sich aufgeregt.»
Dieter klopfte bei Mieke an die Zimmertür. Mieke erschrak als er das Gesicht von Dieter sah.
«Das hast du nun davon», erklärte er, «ich weiss, dass ich mich im Dorf nicht zeigen darf!»
«Blödsinn, du darfst dich nicht verkriechen», erklärte Dieter, «verkriechen ist keine Lösung, du musst dich denen stellen, sie müssen begreifen, dass du auch ein Recht hast weiterzuleben.»
Die Wunden in Dieters Gesicht heilten schnell. Die Wunde in Miekes Herzen brauchte länger.