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Die Einschulung

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Der Tag der Einschulung war endlich gekommen. Dieter freute sich riesig darauf. Am frühen Morgen musste er nochmals in den Kindergarten. Dort wurden die Kinder verabschiedet, welche in die Schule wechselten.

Alle Kinder, die nun in die Schule mussten, begleitete Schwester Ruth zur Schule. Im Klassenzimmer wurde jedem eine Schulbank zugeteilt. Danach verabschiedete sich Schwester Ruth, mit einer Träne in den Augen, von ihren Kleinen. Es war alle Jahre dasselbe, immer wenn ihr die Kinder ans Herz gewachsen sind, muss sie diese ziehen lassen.

Die Lehrerin bedankte sich noch bei Schwester Ruth. Dann stellte sie sich vor. Ihr Name war Frau Müller. Dieter fand sie sympathisch, sie glich seiner Oma. Obwohl sie wusste, dass die Kinder noch nicht lesen konnten, schrieb sie ihren Namen an die Wandtafel.

Danach musste sich jeder Schüler vorstellen. Die Lehrerin schrieb die Namen der Reihe nach an die Wandtafel, so konnte jeder sehen, wie man seinen Namen schrieb.

«Das ist ja ausgezeichnet», erklärte die Lehrerin, «15 Mädchen und 15 Buben, es geht genau auf.»

Nun bekam jeder Schüler ein Lese- und ein Rechnungsbuch, dazu eine kleine Tafel und zwei Stück neue Kreide.

«Die Bücher und die Tafel bleiben noch in der Schule», erklärte die Lehrerin, «das ist für den ersten Tag schon alles, morgen beginnen wir mit dem ABC! – Ihr dürft jetzt gehen, eure Eltern warteten schon.»

Etwas unsicher verliessen die Kinder das Schulzimmer. Draussen im Schulhof warteten ihren Eltern. Welche Überraschung, Vati hielt hinter seinem Rücken eine riesige Zuckertüte versteckt. War das möglich, die Augen von Dieter leuchteten. Stolz nahm er die Tüte in Empfang. Als Dieter feststellte, dass keiner seiner Mitschüler eine ähnlich grosse Tüte erhielt, war er mächtig stolz und glücklich.

Am nächsten Morgen ging es mit der Schule richtig los. Frau Müller konnte sich gut in die Kinder hineindenken. Sie stellte die Aufgaben so, dass es den Kindern Spass machte diese zu erledigen.

Am Wochenende war er mit seinen Freunden unterwegs. Sie hatten ein neues Spiel entdeckt und erst noch eines das sich bezahlt machte. Sie sammelten im Park die leeren Flaschen ein und brachten sie an die Sammelstelle. Als sie merkten, dass sie pro Flasche zehn Cent bekamen, wurde das Sammeln von leeren Flaschen noch interessanter. Sie lernten schnell, wo man am meisten Flaschen finden konnte. Die meisten Flaschen fand man am Sonntag auf dem Fussballplatz. Es waren natürlich nicht die Fussballspieler, die spielten manchmal auch wie Flaschen, nein sie merkten, dass die Fussballfans zu faul waren, ihre Flaschen zu entsorgen, also blieben sie am Spielfeldrand liegen. Der Ertrag vom Sonntag war so gross, dass sie sich am Kiosk Schleckereien kaufen konnten.

Frau Müller kontrollierte am Montagmorgen die Hausaufgaben. Leider hatte Dieter die komplett vergessen. Dabei wären es nur drei Rechenaufgaben gewesen, doch Dieter hatte sie einfach vergessen.

Frau Müller, an und für sich eine sehr liebe und geduldige Frau, hatte gar kein Verständnis. Dieter musste vor die Klasse treten und erklären, warum er die Hausaufgaben nicht gemacht hatte. Da er nicht erzählen wollte, dass sie leere Flaschen eingesammelt hatten, weil sonst die andere Kinder womöglich auch damit angefangen hätten, erzählte er, sie seien mit der Familie in Zörbig gewesen und hätten den Zug verpasst.

Natürlich merkte Frau Müller sofort dass Dieter nicht die Wahrheit sagte.

«Gut, wenn du uns die Wahrheit nicht erzählen willst, dann kriegst du einen Eintrag. Dass man Hausaufgaben nicht macht, kann passieren, aber dass man seine Lehrerin anschwindelt, das geht zu weit, ich hoffe, das mit dem Eintrag wird dir eine Lehre sein! – Du kannst dich setzen.»

In den folgenden Wochen hatte es Dieter schwer, das Vertrauen von Frau Müller wieder zu gewinnen. Er strengte sich noch mehr an als vorher. Als er ein Diktat mit null Fehlern überstand, was doch eher eine Ausnahme war, hatte Frau Müller wieder Vertrauen zu Dieter gefasst. Er wurde ein guter Schüler und dies, obwohl er an den Wochenenden mit dem Einsammeln von leeren Flaschen viel Zeit verbrachte.

Wenn Dieter am Nachmittag frei hatte, besuchte er manchmal seine Mutti im Laden. Bald kannte er sich im Lager aus. Er half wo er konnte.

Die meiste freie Zeit verbrachte Dieter mit seinen Freunden. Inzwischen hatten sie sich besser organisiert. Mit dem Handwagen zog sie von Haus zu Haus, um leere Flaschen einzusammeln.

Am meisten Profit machten sie in den Häusern, in denen Rentner wohnten. Sie konnten ihre Flaschen, Gläser und Altpapier nicht selber wegbringen. Sie freuten sich immer, wenn die Buben kamen. Auch bei den reichen Leuten rentierte es, die hatten es nicht nötig, das Leergut zurück zu bringen.Die Frauen waren meistens allein zuhause und freuten sich über etwas Abwechslung. Hier gab es meistens noch einige Süssigkeiten oben drauf. Nebst den Süssigkeiten gefiel den Jungen auch, dass die Frauen sehr schön angezogen waren. Die trugen nicht Wollstrümpfe, sondern feine Nylonstrümpfe. Auch ihre Pullover und Röcke waren schön geschnitten.

Einmal klopften Gerd und Dieter bei einem alten Haus an die Türe. Sie wussten, dass die alte Frau immer einige leere Flaschen hatte, welche sie ihnen gerne gab. Doch die Türe blieb zu. Sie klopften nochmals, diesmal etwas stärker. Sie wollte schon gehen, als sie im Innern des Hauses ein eigenartiges Geräusch hörten. Es klang wie Klopfzeichen.

Sie pochten noch mal an die Türe und lauschten danach an der Türe. Wieder schien es, als ob jemand sich durch klopfen bemerkbar machen würde. Sie versuchten die Türe zu öffnen, doch sie war verschlossen. Sie gingen um das Haus und schauten zu den Fenstern rein. Dann sahen sie, dass die alte Frau am Boden lag und nicht mehr aufstehen konnte.

Dieter schaute Gerd fragend an, sie mussten der Frau helfen, aber wie?

Sie eilten ums Haus und versuchten jedes Fenster aufzukriegen. Beim dritten Fenster hatten sie Glück, es war nicht eingeklinkt und sie konnten es aufstossen. Gerd half Dieter beim hochsteigen zum Fenster. Er brauchte alle Kraft, um in das Haus einzusteigen. Sofort eilte er in das Zimmer, in welchem die Frau am Boden lag.

«Hilfe!», flüsterte die Frau mit letzter Kraft.

«Wie kann ich ihnen helfen?», fragte Dieter.

«In der Küche im Schrank über den Herd, habe ich meine Tabletten, ich brauche sie, ich bekomme keine Luft!»

Dieter fand die Schachtel mit den Tabletten, füllte in der Küche ein Glas mit Wasser und half der Frau die Tablette zu schlucken. Im Schlafzimmer holte er ein Kissen legte es der Frau unter den Kopf, damit sie es etwas bequemer hatte.

«Mir wurde schwarz vor den Augen», erklärte die Frau, «dann bin ich hingefallen. Ich glaube, mein Bein ist gebrochen.»

«Ich hole schnell meinen Freund», entschuldigte Dieter sich und eilte zur Haustüre um Gerd einzulassen.

Gemeinsam versuchten sie die Frau so hinzulegen, dass ihre Beine nicht mehr so verdreht da lagen. Mit einem nassen Lappen tupften sie ihre Stirn ab, sie schwitzte stark.

«Wir müssen Hilfe holen!», schlug Gert vor, «wir schaffen es nicht alleine.»

«Haben sie ein Telefon?», fragte Dieter.

«Nein im Haus habe ich kein Telefon», erklärte die Frau, «wenn ich anrufen muss, gehe ich zur Post.»

«Gerd rennt du zur Post und ruft um Hilfe, ich bleibe solange bei ihnen.»

Gerd wollte eben das Haus verlassen, als die Türe mit grosser Wucht aufgestossen wurde. Ein Polizist mit vorgehaltener Pistole stürmt herein und brüllt: «Hände hoch! Ergebt euch!»

Die beiden Buben blickten ganz verwundert auf den Polizisten, welcher immer noch überzeugt war, dass er soeben Banditen auf frischer Tat ertappt hatte, welche sich eben daran machten, die Frau zu töten und anschliessend zu berauben. Dieter hob zögernd die Hände, wie er es schon mal in einem Film gesehen hatte. Gerd machte es ihm nach.

Der Polizist war überrascht, dass er es mit zwei jungen Lümmeln zu tun hatte. Der Nachbar, hatte von zwei dunklen Gestalten gesprochen. Die Situation war immer noch verwirrend. Der Polizist war mit der Situation überfordert und das Schlimmste, die Frau fiel vor Schreck in Ohnmacht und lag wie tot am Boden.

«Wir wollten der Frau nur helfen», stammelte Dieter.

«Wie helfen? – Indem ihr sie um ihre Ersparnisse erleichtert?», stellte der Polizist fest, «ist sie schon tot?»

«Bevor sie kamen, hatte sie noch gelebt», erklärte Gert, «sie hat das Bein gebrochen und wir wollten Hilfe holen».

«Nun mal langsam», der Polizist begann zu grübeln, «was wolltet ihr?»

«Wir wollten leer Flaschen abholen und dann hatten wir im Innern ein Klopfen gehört.»

«Das ist die dämlichste Ausrede die ich je gehört habe», stellte der Polizist fest. Zumindest hatte er inzwischen festgestellt, dass von den Buben keine grosse Gefahr ausging und er die Pistole zurück in das Halfter stecken konnte.

Inzwischen hörte man von draussen Polizeisirenen. Drei weitere Polizeiwagen trafen vor dem alten Haus ein. In Kampfkleidung stürmten die ersten ins Haus. Der Polizist winkte ab, sie sollen sich beruhigen.

«Ruft lieber einen Krankenwagen, die Frau muss dringend ins Spital», erklärte er seinen Polizeikollegen.

Die brauchten einige Zeit bis sie merkten, dass es sich hier nicht um einen Überfall handelte. Noch waren sie nicht sicher ob es sich um einen Unfall oder um einen Jungenstreich handelte.

«Als erstes brauchen wir sofort einen Krankenwagen», erklärte der Polizist.

«Der müsste bereits unterwegs sein, wir haben einen vorsorglich angefordert.»

«Sehr gut, dann haltet uns mal die Neugierigen vom Leibe, damit wir uns um die Frau kümmern können.»

Vor dem Haus hatten sich inzwischen gegen zwanzig Leute aus der Nachbarschaft versammelt, welche versuchten einen Blick in den Hauseingang zu werfen. Dann traf endlich ein Arzt ein.

«Wer hatte die Frau gefunden?», fragte er.

«Wir», antwortete Dieter, «wir haben ihr eine Tablette gegeben.» Er zeigte dem Arzt die Schachtel, «sie hatte sie verlangt und ich habe ihr ein Glas Wasser gebracht, damit sie die Tabletten schlucken konnte, sie hatte keine Luft bekommen.»

«Das habt ihr gut gemacht!», lobte der Arzt, «ist sie verletzt?»

«Sie hatte gesagt, dass ihr Bein gebrochen ist, als der Polizist hereinstürmte, viel sie vor Schreck in Ohnmacht.»

Der Arzt untersuchte ihr Bein. Dann fühlte er ihren Puls.

«Die Frau muss sofort ins Krankenhaus», erklärte er dem Polizisten, «holen sie eine Trage.»

«Ist schon unterwegs», tatsächlich eilten bereits zwei Sanitäter mit einer Trage ins Haus und legten sie neben die Frau. Drei Polizisten hoben sie vorsichtig auf die Trage und trugen sie zum Krankenwagen. Die Situation hatte sich etwas beruhigt. Doch die Frau konnte dem Polizisten noch nicht erklären, wie sie gestürzt war, aus seiner Sicht waren die Buben immer noch verdächtig.

«Ihr kommt mit aufs Polizeirevier», erklärte er, «ich brauche eure Adressen, zudem muss ich ein Protokoll schreiben.»

«Aber wir haben noch unsern Handwagen hier», meldete sich Gert.

Als er den Wagen, in welchem bereits zwanzig leere Flaschen lagen sah, wurde er etwas umgänglicher.

«Eure Angaben scheinen zu stimmen», erklärte er, «wir bringen euch zurück, wenn ihr eure Aussage gemacht habt.»

Auf der Polizeiwache erzählten sie nochmals, wie sich alles zugetragen hatte. Sie mussten ihre Adresse angeben. Der Polizist wollte eben die Eltern anrufen, damit sie ihre Buben abholen konnten. Doch dann klingelte das Telefon. Der Arzt war am Apparat. Der Polizist hörte ihm aufmerksam zu und nickte immer wieder.

«Der Arzt hatte ihre Geschichte bestätigt, die Frau ist wieder zu sich gekommen und hatte dem Doktor erzählt, wie ihr der Frau geholfen habt. Ich möchte mich im Namen der Frau bei euch bedanken, das habt ihr gut gemacht. Ich bringe euch zurück zu eurem Handwagen, die Eltern brauchen wir nicht anzurufen. Ihr findet sicher selber nach Hause.»

Der Drang nach Freiheit

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