Читать книгу Die besten 10 Liebesromane November 2021: Romanpaket - Glenn Stirling - Страница 16

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In Jules Einzelzimmer stand Sören Wiebold und studierte das Krankenblatt. „Deine Werte sehen schon viel besser aus“, stellte er fest.

„Ich bin hier doch ans Bett gefesselt und muss demnach ein braves Mädchen sein“, behauptete sie keck.

„Das sollte auch noch ein paar Tage so bleiben. Ruhe, gutes Essen und regelmäßige, vorsichtige Krankengymnastik – dann kannst du in drei oder vier Tagen zurück in dein Hotel.“

„Ich habe eine Ferienwohnung, meinen Vermieter habe ich schon angerufen, und er hatte mir auch noch einige Sachen gebracht.“

„Nun, dann wirst du den Rest deines Urlaubs im Liegestuhl am Strand verbringen. Du darfst gelegentlich Besucher empfangen, spezielle Hausbesuche von deinem behandelnden Arzt – von mir.“ Die Augen von Sören strahlten so lebhaft und glücklich wie lange nicht mehr. Diese Veränderung war auch nach außen hin sichtbar, so dass sich die meisten Menschen, die ihn kannten, für ihn mitfreuten. Schwester Laura gehörte nicht dazu, und sie glaubte gute Gründe für ihr Misstrauen zu haben.

Sören Wiebold hatte während der Dienstzeit keine Zeit für ausgedehnte Privatgespräche, er war Arzt mit Leib und Seele, eine Vernachlässigung seiner Arbeit würde ihm nie in den Sinn kommen. So hielt er sich auch bei dieser Visite nur kurz auf und freute sich darauf, später am Abend ganz privat zu Jule gehen zu können. Sobald in der nächsten Woche seine Schicht wechselte, hätte er auch tagsüber Zeit, um mit Jule mal in ein Café zu gehen oder einen langen Spaziergang zu machen.

„Du wirst dir für die nächste Zeit das Kitesurfen aus dem Kopf schlagen müssen“, erklärte er mit Bedauern in der Stimme. Noch immer spürte er die Erregung, die er bei dem Wettrennen mit Jule empfunden hatte, fühlte den Wind, die Gischt, die unbändige Lebensfreude im Wettstreit mit einer ebenbürtigen Gegnerin. Nun, das war eine absehbare Zeit der Rekonvaleszenz, dann konnten sie wieder beide auf das Board steigen und erneut gegeneinander antreten. Sören beugte sich vor und küsste Jule sanft auf die bebenden Lippen, sie schlang ihre Arme um seinen Nacken, drückte ihn an sich und erwiderte den Kurs mit einer Heftigkeit und Intensität, die Sören überraschte. Schließlich löste er sich sanft von ihr, drehte sich an der Tür noch einmal um und schenkte ihr ein glückliches Lächeln.

Jule kuschelte sich in ihre Bettdecke und war mit sich selbst sehr zufrieden. Noch vor ein paar Tagen, als sie auf Sylt angekommen war, hatte sie nur eine vage Vorstellung davon gehabt, was sie tun wollte. Dann war ihr der äußerst attraktive Mann aufgefallen, und nach einer ersten Erkundigung wollte sie unbedingt seine Bekanntschaft machen. Die Ereignisse hatten sich dann förmlich überschlagen, keinesfalls hatte sie damit gerechnet, dass ihr die eigene Gesundheit einen Strich durch die Pläne machen könnte. Noch viel weniger war vorauszusehen gewesen, dass ausgerechnet ihr Lebensretter Sören Wiebold wurde, auf denen sie es in gewisser Weise abgesehen hatte. Besser hätte es niemand planen können, und sie war sehr zufrieden mit sich. Seit dem Aufwachen am Strand hatte sie sich alle Mühe gegeben, Sören zu betören und für sich einzunehmen – es sah ganz so aus, als wäre ihr das gelungen. Ein wenig gelangweilt griff sie nach einem Buch, das war nicht wirklich interessant, aber es war eine willkommene Ablenkung. Und im Moment konnte jede stärkere Belastung zu erneuten Herzproblemen führen.

Es klopfte kurz an der Tür. „Ja, herein.“

Die Tür öffnete sich, eine Gestalt huschte herein.

„Schwester Laura?“

„Hallo, Frau Brinkhorst, ich bin nicht im Dienst, kann ich trotzdem kurz mit Ihnen sprechen?“

„Aber natürlich, ich bin froh, wenn es ein bisschen Ablenkung gibt. Kommen Sie, setzen Sie sich zu mir, Laura.”

„Gut.”

„Haben Sie Mitleid mit mir, oder gibt es einen bestimmten Grund, dass Sie mich aufsuchen? Nein, sicher nicht. Ich wüsste jedenfalls keinen.“

Für einen Augenblick fühlte sich Laura förmlich überrumpelt von dem plötzlich über sie hereinbrechenden Wortschwall der sonst eher reserviert wirkenden Patienten. Reserviert jedenfalls dem Personal gegenüber.

Laura lächelte sparsam und setzte sich. „Es gibt tatsächlich einen, nein, zwei Gründe, aus denen ich mit Ihnen reden möchte.“

Jule Gesicht wandelte sich zu einem lebenden Fragezeichen. „Was könnte das sein, Schwester Laura? Aber egal, mir ist alles recht, was mich von dieser Langeweile ablenkt.“ Jule lächelte weiter, doch in ihren Augen stand plötzlich ein wachsames Funkeln.

Laura holte die Luft und begann mit dem Verweigern der Krankenkassenkarte.

Jule biss sich auf die Lippen. „Ich – es tut mir so leid – aber da muss es sich um einen Irrtum handeln. Ist ja möglich, dass es noch jemanden mit meinem Namen gibt“, erwiderte sie lahm.

„Der Mitarbeiter der Krankenkasse hat sehr genau nachgesehen“, bemerkte Laura nun mit Eis in der Stimme.

„Dafür habe ich keine Erklärung. Da ich aber ohnehin Selbstzahlerin bin, stellen Sie mir die Rechnung zu, und ich werde den Krieg mit der Krankenkasse allein ausfechten. Ist ja nicht das erste Mal“, fügte sie mit einem Seufzer hinzu.

Das alles kam Laura ein bisschen theatralisch vor, aber im Grunde hatte sie nichts in der Hand, hier lag keine Straftat oder ein Betrug vor – bis jetzt jedenfalls.

Jule beugte sich vor und ergriff eine von Lauras Händen. „Es tut mir wirklich leid, dass ich Ihnen so viele Umstände mache, dass Sie sich sogar in Ihrer Freizeit herbemühen müssen. Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen jemals danken soll. Ihnen und allen anderen natürlich auch. Sie sind hier alle so freundlich, und das werde ich nie vergessen. So, jetzt haben wir einen Ihrer Gründe abgearbeitet, aber da war noch einer, wenn ich Sie richtig verstanden habe, richtig? Was gibt es also noch?“

Die junge Krankenschwester holte tief Luft, sie begann zu zweifeln, sollte sie überhaupt den Fremden erwähnen? Ja, auf jeden Fall, denn er machte nicht den Eindruck, als würde er seine Suche einfach so aufgeben. Bevor Unruhe oder gar ein Skandal in die Klinik getragen wurde, war es sicher besser, das Thema im Vorfeld anzusprechen.

„Da ist seit zwei Tagen ein Mann unten, der sich bei allen möglichen Leuten nach Ihnen erkundigt. Er zeigt ein Foto herum und versucht herauszubekommen auf welchem Zimmer Sie liegen. Offenbar kennt er Ihren Namen nicht, und da kaum jemand Sie gesehen hat, wird er wohl keinen Erfolg haben – hoffe ich. Das Personal, auch ich, spricht nicht über Patienten. Aber ich finde das Ganze sehr seltsam.“

Laura sah, das Jule Brinkhorst mit ihrem Wort bleicher wurde, die Hände tasteten fahrig über die Bettdecke, und der Atem ging plötzlich schwer. Sie würde doch jetzt keinen neuen Anfall bekommen? Aus den Augen von Jule schossen plötzlich Tränen.

„Bitte, bitte, Laura, sagen Sie ihm nicht, dass ich hier bin. Er – er ist – mein Ex-Freund, ein eifersüchtiger und unberechenbarer Mensch. Bitte, Laura, er darf nichts erfahren! Er würde hier eine Szene machen und – o mein Gott, das ist mir alles so peinlich ... ich weiß gar nicht, wie ich das erklären soll ...“

Laura stand auf, instinktiv wollte sie Jule kein Wort glauben, diese Reaktion erschien ihr einfach übertrieben. Eine Frau wie Jule Brinkhorst und dieser gemütlich-freundliche Mann da unten? Das passte hinten und vorn gar nicht zusammen. Außerdem – Laura hatte hier in der Klinik auch schon Leute kennengelernt, die eifersüchtig, unberechenbar und wirklich gewalttätig waren. Der Mann da unten war das alles nicht, dessen war sie sicher. Sie zwang sich rasch zu einem Lächeln.

„In dieser Hinsicht müssen Sie sich wirklich keine Sorgen machen, Frau Brinkhorst. Keiner von uns wird etwas sagen, und das hat nicht so sehr mit dem Datenschutz zu tun, Patientendaten jeder Art unterliegen der ärztlichen Schweigepflicht. Sie wollen diesen Herrn also auf keinen Fall sehen?“

Jule schüttelte wild den Kopf, und die Angst in ihren veilchenblauen Augen war keinesfalls gespielt. Was hatte das nun wieder zu bedeuten?

Laura nickte beruhigend. „Wenn Sie ihn nicht sehen wollen, dann müssen Sie das auch nicht. Gute Besserung, Frau Brinkhorst.“

Schon huschte sie hinaus und stand dann gegen die Wand gelehnt einen Moment da. In ihrem Kopf purzelten die Gedanken durcheinander. Erstmal weg hier, sie wollte jetzt keine erstaunten oder neugierigen Fragen beantworten. Über die Treppe und durch die Hintertür lief sie nach Hause, dort wollte sie etwas nachprüfen. Auf den ersten Blick schienen die Angaben von Jule einen Sinn zu ergeben, auf den zweiten nicht mehr. Wenn Jule auf der Flucht vor ihrem Ex-Freund war, konnte man natürlich verstehen, dass sie einen anderen Namen benutzte. Weshalb dann aber eine gefälschte Krankenkassenkarte auf den falschen Namen?

Falscher Name!

Laura stand plötzlich wie elektrisiert auf, warf dann einen Blick zur Uhr und zum Telefon. Sie rief das Einwohnermeldeamt von Jules Heimatstadt an und hatte keine Hemmungen, sich mit dem Namen der Klinik auszuweisen.

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