Читать книгу Die besten 10 Liebesromane November 2021: Romanpaket - Glenn Stirling - Страница 21

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Laura fand den Privatdetektiv in seinem Auto, wo er den Haupteingang der Klinik im Auge behalten konnte. Es bot natürlich keine Gewähr, Jule Brinkhorst tatsächlich erwischen, falls sie erneut fliehen wollte, doch der Detektiv konnte sich nicht in Stücke reißen. Ein Betreten der Klinik, um die Station selbst zu beobachten, würde ohne Einwilligung der Klinikleitung nicht möglich sein. Darüber hinaus würde der Buschfunk eine solche Observation innerhalb von Minuten im ganzen Haus verbreiten. Absolut aussichtslos.

Johannsen sah die Schwester zielstrebig auf sich zukommen und kurbelte das Fenster herunter.

„Dr. Wiebold möchte mit Ihnen sprechen, Herr Johannsen. Ich glaube, er ist sehr daran interessiert, das Ganze ohne Aufsehen zu lösen, aber darüber wird er Ihnen selbst etwas sagen. Ich habe ihm alles erzählt, und als Chef der Klinik liegen alle Entscheidungen bei ihn.“

„Das ist eine gute Nachricht“, zeigte sich der Detektiv erfreut und kam aus dem Wagen.

Laura beschrieb ihm kurz, wie er zum Büro von Dr. Wiebold gelangte, er bedankte sich und klopfte wenig später an die Tür.

Die Begrüßung verlief höflich, aber sehr distanziert. Thorben musterte den Besucher mit einer gewissen Neugier, bislang hatte er tatsächlich noch nie einen Privatdetektiv kennengelernt und hatte nur eine vage Vorstellung, die in erster Linie durch Fernseh- und Kinofilme beeinflusst war.

Philipp Johannsen war kein gut aussehender durchtrainierter Draufgänger, der Frauen um den Finger wickelte und mit Ganoven raufte. Ganz im Gegenteil, er war unauffällig, machte einen freundlichen, sympathischen Eindruck und würde von jedem Beobachter innerhalb von Sekunden wieder vergessen. Nur ein Funkeln in den Augen deutete an, dass er unter Umständen seine guten Manieren beiseite legen konnte.

Wiebold machte eine einladende Handbewegung und ließ sich selbst hinter dem Schreibtisch nieder. „Kaffee, Tee, oder eine Erfrischung?“, bot er höflich an.

Johannsen lehnte ab.

„Ich muss gestehen, dass ich zunächst an eine total verrückte Räuberpistole dachte, als meine beiden Schwestern mir zählten, was hier vorgeht. Nun, das Leben schreibt manchmal die verrückteren Geschichten. Ohne Ihre Schweigepflicht angreifen zu wollen, Herr Johannsen – können Sie mir mehr Details zu Ihren Auftraggebern mitteilen?“, fragte Wiebold nach kurzem Räuspern.

„Das ist möglich, ja. Ich wurde beauftragt von drei Mandanten, die selbstverständlich auch Anzeige bei der Polizei erstattet haben.“

„Es existiert also auch ein Haftbefehl?“, wandte Thorben ein.

Der Detektiv verstand, worauf die Frage abzielte und lächelte. „Bei der Polizei in Hamburg liegt ein Haftbefehl vor, angesichts der Überlastung der Behörden ist jedoch nicht zu erwarten, dass die Beamten sich auf die Lauer legen, so wie ich es hier getan habe. In diesem Fall arbeite ich also der Polizei zu, auch wenn ich einen privaten Auftraggeber habe, den ich natürlich über alle Erkenntnisse auf dem Laufenden halte.“

„Warum haben Sie die Behörde nicht längst verständigt? Das hätten Sie tun können, ohne hier jemanden zu informieren.“

„Es liegt keine eindeutige Identifizierung vor, Dr. Wiebold. Ich habe die Frau bis heute noch nicht gesehen. Die Adresse, die sie angibt, ist falsch, so dass auch ein Hausbesuch der Polizei ins Leere laufen würde. Offenbar hat Frau Brinkhorst, oder wie immer sie sich nennt, mehrere Möglichkeiten geschaffen, um untertauchen zu können und sich mit neuer Identität und entsprechenden Papieren auszustatten. Das macht es ja so schwer, sie aufzuspüren.“

„Wie ist Ihnen das jetzt gelungen?“, erkundigte sich Wiebold interessiert.

„Der Unfall mit der anschließenden Lebensrettung“, erwiderte Johannsen spontan. „Einer der Zuschauer am Strand hatte ein Foto gemacht und eine Nachricht in Facebook gesetzt, so öffentlich, dass ein von mir genutztes Computerprogramm ...“ Er stockte, und Wiebold winkte ab.

„Ich nehme an, jetzt kommen wir zum Handwerkszeug, darüber muss ich nichts wissen, auch wenn ich das durchaus interessant finde. Aber ich verstehe, wie Sie vorgegangen sind. Kehren wir nochmal zu den Opfern zurück. Wie ist die Dame vorgegangen? Sie muss sich ja über die Männer informiert haben; Angewohnheiten, Vorlieben, finanzielle Verhältnisse, und dann muss sie die Gelegenheit finden, die Bekanntschaft der Herren zu machen und sie quasi um den Finger zu wickeln. Ich möchte die Vorgehensweise verstehen.“

„Sie haben da sehr klug aufgezählt, worauf es ankommt, Herr Doktor. Bevor die Betrügerin zum Angriff übergeht, informiert sie sich ausführlich, was im Internet deutlich einfacher geworden ist. Dann lernt sie ihre Opfer zum Beispiel bei einer Party kennen, spricht sie zunächst mit einem vorgetäuschten Notfall an – Handy verloren oder ähnliches – oder sie benutzt das Hobby als Anknüpfungspunkt. Alle möglichen Sportarten beherrscht sie, ist dazu ausgesprochen intelligent und belesen und besitzt gute Manieren, kann sich also auch in Gesellschaft perfekt benehmen. Und sie hat Geduld. Bei einem meiner Mandanten hat sie mehr als sechs Monate beharrlich an einem näheren Kennenlernen gearbeitet. Sie tauchte immer wieder wie zufällig auf, benahm sich nicht auffällig, war jedoch immer da, führte kluge Gespräche, zeigte sich kompetent und verschwand auch immer wieder, so dass sie eine Leere erzeugte und regelrecht vermisst wurde.“

Thorben Wiebold hörte fassungslos und kopfschüttelnd zu. „Das spricht in meinen Augen für ziemlich viel kriminelle Energie. Und ja, sie muss hochintelligent sein. Aber wie gelingt es ihr, die Männer um bedeutende Geldsummen zu erleichtern?“

„Da kommt die ganze Raffinesse dieser Betrügerin zum Vorschein“, bemerkte Johannsen mit einer gewissen Bewunderung. „Sie macht das nicht auf die klassische Art, ein plötzlich auftauchender Notfall oder etwas ähnliches, was eine finanzielle Notlage erzeugt. Es gelingt ihr stattdessen selbst den Anschein von finanzieller Unabhängigkeit zu erwecken, was angesichts der ergaunerten hohen Summen vermutlich auch der Wahrheit entspricht. Neben geltenden Wertpapieranlagen mit hoher aber nicht überhöhter Rendite schwatzte sie quasi nebenbei Immobilien auf, alle im Ausland und auf den ersten Blick auch rentabel. Wer von meinen Mandanten Nachforschungen anstellte, konnte nicht misstrauisch werden, weil die Objekte tatsächlich zum Verkauf oder zur Beteiligung standen. Frau Brinkhorst bot sich als Vermittlerin an und verzichteten aus Freundschaft sogar auf eine Provision. Dass das eingesammelte Geld nie den vorgesehenen Zweck erreichte, dürfte klar sein.“

„Wenn es hier nicht um einen handfesten Betrug ginge, könnte man glatt Bewunderung für diese detaillierte Planung und den klugen Geist dahinter entwickeln“, sagte Thorben, nahm seine Brille ab, bevor er sich über die Augen wischte. „Nun gut, ich denke, die Vorgehensweise der jungen Dame verstehe ich jetzt, sie denkt wie ein Schachspieler mindestens zehn Züge voraus.“

„So ist das, Herr Doktor. Als Privatdetektiv habe ich nicht das Recht, jemanden selbst zu verhaften. Ich werde also die Polizei informieren, so dass die Beamten überraschend hier auftauchen und der Betrügerin keine Fluchtmöglichkeit mehr bleibt. Ich habe nicht vor, einen öffentlichen Skandal zu inszenieren, deswegen bin ich froh darüber, mit Ihnen vorab sprechen zu können. Es wäre sicher klug, wenn Sie das Personal insgeheim darüber informieren.“

Hier machte Dr. Wiebold eine energische Handbewegung und unterbrach den Detektiv. „Ganz so einfach ist die Sache leider nicht.“

„Ich glaube nicht, dass die Polizei Aufsehen hervorrufen wird.“

„Darum geht es auch gar nicht. Mein Sohn Sören, den Sie vermutlich zu Recht als nächstes Opfer bezeichnen, hat sich durch die Lebensrettung und den sehr engen Kontakt persönlich stark eingebracht. Er würde vermutlich die Tatsachen akzeptieren, schließlich ist er kein Dummkopf, aber ich möchte nicht, dass er quasi überfallen wird von diesen schlechten Neuigkeiten.“

„Dann rufen Sie ihn her, und wir berichten in ...“

„Das geht nicht, Herr Johannsen. Sören befindet sich in der Notaufnahme, wir haben eine regelrechte Epidemie. Bevor nicht alle Patienten versorgt sind, ist es praktisch unmöglich, ihn dort wegzuholen. Je nachdem, wie lange das dauert ...“

Nun war es Johannsen, der den Arzt unterbrach, sein Gesicht zeigte unverhohlenen Ärger. „Die Gefühle Ihres Sohnes in allen Ehren, Dr. Wiebold, aber ich werde nicht das Risiko eingehen, dass die Frau flieht, nur weil wir Zeit vergeuden, um Ihren Sohn zartfühlend zu informieren.“

„Sie vergreifen sich im Ton, Herr Johannsen.“

Der stutzte, dann zeigte er ein verlegenes Lächeln. „Verzeihen Sie, so war das nicht gemeint.“

„Schon gut, wir müssen dieses Dilemma irgendwie lösen.“ Thorben starrte nachdenklich auf die Schreibtischplatte, dann griff er entschlossen zum Telefon und wählte eine interne Nummer.

„Schwester Monika? Wiebold hier. Wie viele Patienten warten noch? ... Gut, ich verstehe ... Sorgen Sie bitte dafür, dass mein Sohn gleich frei ist, ich komme mit jemandem herunter und muss dringend mit ihm reden ... Sagen Sie ihm noch nichts davon ... Gut, danke.“

„Das ist eine kluge Lösung, Herr Doktor, danke, dass Sie sich dazu entschlossen haben.“

„Ungern, das dürfen Sie mir glauben. Nun kommen Sie, Herr Johannsen, wir gehen hinunter.“

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