Читать книгу Die besten 10 Liebesromane November 2021: Romanpaket - Glenn Stirling - Страница 19

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Eigentlich hatte Schwester Roswitha schon Feierabend, aber sie übernahm es gerne, die vielen täglichen Protokolle und Statistiken nach Dienstende einzutragen und auszufüllen, oft auch für die Kollegen. „Auf diese Weise haben wir alle mehr Zeit für die Patienten, und ich habe ohnehin nichts besseres zu tun“, hatte sie irgendwann gesagt und diese Extraarbeit freiwillig angeboten. Natürlich hatten fast alle Gebrauch davon gemacht, denn das lästige Ausfüllen unzählige Formulare war zeitraubend und langweilig.

Das galt natürlich nicht für die Patientenkarteien, die waren jederzeit perfekt geführt.

So saß Schwester Roswitha jetzt auch im Dienstzimmer und brütete über den Akten. Erstaunt blickte sie auf, als Laura nach kurzem Anklopfen eintrat.

„Was machst du denn hier, Mädchen, hast du etwa Langeweile?“, fragte sie gutmütig.

Laura wirkte verlegen und gleichzeitig aufgeregt, was der älteren Frau natürlich nicht entging. Prüfend schaute sie der jungen Schwester ins Gesicht.

„Liebeskummer? Nein, eher nicht. Sorgen? Ist etwas mit deiner Familie? Die leben nicht mehr hier auf Sylt, richtig?“

„Es ist nichts mit der Familie, danke der Nachfrage. Meine Eltern leben in Husum, und da ist alles in Ordnung.“

„Warte!“ Roswitha Poulsen stand auf und holte für Laura eine Tasse dampfenden Kaffee. „So, nun erzähle mal, ich bin ganz Ohr.“

Laura rührte im Kaffee herum. „Es fing alles damit an, dass ich Frau Jule Brinkhorst nicht besonders mag. Als Lisa aus der Verwaltung mir die Krankenkassenkarte gab, weil die Patientin dort nicht zu finden sei, habe ich mich selbst darum gekümmert.“ Laura berichtete ausführlich, aber nicht übertrieben langatmig, wie sie mit dem Mitarbeiter der Krankenkasse gesprochen und später von Jule vertröstet, ja, regelrecht beschwichtigt worden war. Sie erzählte dann von dem Fremden, der ihr rein zufällig aufgefallen war und sie später angesprochen hatte. Nun kam sie darauf, wie sie weiter geforscht und das Gespräch mit dem Fremden gesucht hatte, der sich schließlich als Privatdetektiv entpuppte. Verlegen gestand Laura, mit ihm über die Patientin gesprochen zu haben. Wie sie logisch anführte, betrachtete sie den Mann aus ihrer Sicht als berechtigt, zumindest die dürren Informationen zu erhalten, ohne dass Einzelheiten preisgegeben wurden. Bei der Geduld des Mannes war es ohnehin nur eine Frage der Zeit, bis Johannsen die Gesuchte zu sehen bekam. Roswitha runzelte die Stirn, unterbrach oder rügte die Jüngere jedoch nicht.

Als Laura nun die Einzelheiten des Gesprächs mit dem Detektiv erläuterte und dabei einigermaßen hilflos wirkte, begriff die ältere Schwester recht gut das Dilemma, in dem Laura steckte. Sie war hoffnungslos verliebt in Dr. Sören, ohne sich jemals Hoffnung auf Erfüllung zu machen. Aber allein aus diesem Grund war sie darum bemüht, den Arzt vor Unheil und Enttäuschungen zu bewahren. Womöglich würde sie dabei auch mal über das Ziel hinausschießen. In diesem Fall war es aber ganz sicher nicht so.

„Ich dachte, ich rede erst mal mit dir, und du – begleitest mich vielleicht zu Dr. Sören? Oder soll ich erst nochmal mit Frau Brinkhorst ...“

„Nein!“ So streng und energisch hatte Schwester Roswitha schon lange nicht mehr gesprochen. „Die Dame, wie auch immer sie heißen mag, hat ihre Chance gehabt. Wenn ich mir vorstelle, dass die ihre Privatrechnung womöglich gar nicht bezahlen kann oder will ...“

An diese Möglichkeit hatte Laura noch gar nicht gedacht.

„Wir werden auch nicht mit Dr. Sören reden. Erstens ist der noch immer in der Notaufnahme, wo heute der Teufel los ist, zweitens ist das eine Sache, die der Chef entscheiden muss. Das geht weit über unsere Kompetenzen hinaus. Aber ich bin froh, dass du nicht voreilig warst und die Polizei angerufen hast. Einen Skandal brauchen wir nun wirklich nicht. Aber der Chef muss informiert werden. Jetzt!“

Ehe sich Laura versah, hatte Schwester Roswitha sie schon vom Stuhl hochgezogen und drängte sie zur Tür.

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