Читать книгу Die besten 10 Liebesromane November 2021: Romanpaket - Glenn Stirling - Страница 20
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„Schwester Rosie, was gibt es denn so Eiliges, dass Sie mich von einem Spaziergang mit dem Hund abhalten ...“
„Keine Zeit für Vertraulichkeiten“, fuhr sie ihm in die Parade.
Dr. Thorben Wiebold runzelte die Stirn, machte eine einladende Handbewegung auf die Sitzplätze. Er kannte Roswitha und wusste praktisch jeden Gesichtsausdruck einzuordnen. Diesen hier aber kannte er nicht, doch Sorge und Dringlichkeit waren mit Sicherheit daraus abzulesen. Er blieb dennoch bei der vertraulichen Anrede, was allerdings kein anderer im Haus wagen würde.
„Also, Rosie, was ist passiert? Haben wir einen Notstand, der mir entgangen ist?“ Auch seine Miene zeigte nun Anspannung.
Laura wunderte sich nicht wirklich über die enge Verbundenheit, die zwischen diesen beiden Menschen herrschte. Es gab sogar – unter der Hand – Gerüchte, dass Dr. Thorben und Schwester Roswitha mal ein Paar gewesen sein sollten. Niemand würde eine solche Vermutung laut aussprechen, und im Grunde wäre es auch egal; er war Witwer, sie ledig. Aber nichts, wirklich nichts deutete auf eine intime Verbundenheit hin, dafür aber eine enge freundschaftlich-vertrauensvolle Zusammenarbeit.
Roswitha berichtete, Laura nickte ab und zu, und Dr. Thorben Wiebold runzelte die Stirn auch weiterhin, wobei er ab und zu unzufrieden vor sich hin brummte. Dann herrschte eine kurze Zeit Stille, in der Dr. Thorben nachdachte.
„Mir war schon einiges seltsam aufgefallen, ich habe Sören sogar auf die Ungereimtheiten hin angesprochen; er hat sie gekonnt ignoriert. Vielleicht hat er nichts darüber wissen wollen, weil ihn die junge Frau verzaubert hat, was ich allerdings auch gut verstehen kann. Ich habe jetzt eine schwere Entscheidung zu treffen.“
Auf seiner Stirn zeigte sich eine steile Falte, deren Wurzel direkt über dem Goldrand der Brille begann.
„Soll ich die Polizei rufen?“, fragte Laura dazwischen und wunderte sich darüber, dass ein Blick voller Sorge und gleichzeitig Dankbarkeit sie traf.
„Nein, Schwester Laura, noch nicht. Erst einmal danke ich Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und gleichzeitig die Diskretion. Damit haben Sie der Klinik möglicherweise größere finanzielle Verluste erspart. Das andere Problem, vor dem ich entstehe, ist jedoch sehr persönlich und leider auch noch größer.“
„Dr. Sören“, stellte Laura sachlich fest. „Aber ich bin sicher, er wird das Richtige tun, sobald er hört, um was es geht.“
Thorben lächelte freundlich. „Und was ist das Richtige, Laura? Frau Brinkhorst, oder wie immer sie heißen mag, gleich hier im Krankenhaus verhaften zu lassen? Wobei wir nicht einmal wissen, ob überhaupt ein Haftbefehl existiert oder dieser Privatdetektiv allein in privatem Auftrag ermittelt. Oder stellen wir die Frau zur Rede, legen ihr die Rechnung für die bisherigen Kosten vor und hoffen darauf, dass sie augenblicklich bezahlt, um sie dann wegzuschicken? Oder erzählen wir Sören alles trocken und knapp und hoffen darauf, dass er sie in die Wüste schickt? Egal, was wir tun, er wird auf jeden Fall zutiefst verletzt. Ach, ich wünschte, dass diese Frau nie auf Sylt aufgetaucht wäre“, fügte er seufzend hinzu.
„Ich würde es auch begrüßen, Dr. Sören nicht zu verletzen, aber das ist doch unausweichlich – es sei denn, sie würde auf der Stelle allein verschwinden – ohne – ohne Abschiedsbrief ...“
„Schluss jetzt!“, fuhr Roswitha energisch dazwischen. „Doktor, alle diese Gedanken sind blanker Humbug. Warum sollten wir diese Betrügerin auch noch in Schutz nehmen? Vermutlich hat sie diesen ganzen Unsinn mit dem Zusammenbruch nur glänzend inszeniert, um ihr nächstes Opfer mit dem Netz einzufangen – beziehungsweise sich als Goldfisch ...“
„Schwester Roswitha, es reicht!“, donnerte Dr. Wiebold mit einem ungewöhnlich heftigen Ausbruch.
Laura zuckte zusammen, Roswitha schnaubte.
„Sie haben die Werte der Patientin, sowie ihren Zustand gesehen. Nicht einmal der beste Zauberer wäre in der Lage, einen solchen akuten Krankenstand vorzutäuschen. Rosie, ich verstehe Ihre Erregung, aber das geht zu weit.“
Sie zuckte die Schultern, in ihren Augen mochte Jule Brinkhorst durchaus krank sein, Tatsache war jedoch auch, dass sie Dr. Sören einfangen wollte und ihre Erkrankung schamlos ausgenutzt hatte. So ein Charakterfehler widersprach eindeutig dem Gerechtigkeitssinn der resoluten Krankenschwester.
„Schon gut“, murrte sie unwillig. „Was tun wir jetzt also?“
Dr. Thorben stand auf. „Ich möchte mit diesem Privatdetektiv Johnson ...“
„Johannsen“, warf Laura ein.
„Also, holen Sie mir diesen Herrn Johannsen her, Schwester Laura. Und Sie, Schwester Roswitha, Sie gehen zurück ...“ Er stutzte und warf einen Blick zur Uhr. „Was machen Sie eigentlich noch hier, Rosie? Sie haben doch längst Feierabend. Und Sie auch, Laura.“ Sein Blick wurde streng. „Dienstbereitschaft ist eine lobenswerte Eigenschaft, meine Damen, aber ich schätze es nicht, wenn sie übertrieben wird. Also ab nach Hause mit euch, Mädels, ich übernehme den Rest.“
„Das ist nicht fair. Wir machen die ganze Vorarbeit, und Sie wollen das Finale für sich allein“, klagte Laura und bekam ein Lachen als Antwort.
„Ich glaube nicht, dass sich die Ereignisse heute noch überschlagen. Morgen werden wir den ganzen Fall auflösen, und dann sollt ihr in drei Gottes Namen dabei sein. Nun macht endlich, dass ihr nach Hause kommt“, setzte er gutmütig brummend hinzu. Er konnte nicht wissen, wie unrecht er mit seinen Worten haben sollte.