Читать книгу Die besten 10 Liebesromane November 2021: Romanpaket - Glenn Stirling - Страница 17

Оглавление

11


Laura Stettner hatte richtig vermutet, der Fremde war noch immer da, allerdings stand er nicht offen im Eingangsbereich sondern hockte auf einer der zahlreichen Ruhebänke und hielt relativ lustlos ein Buch in der Hand.

„Kann ich mal mit Ihnen sprechen?“, fragte sie leise und wunderte sich darüber, dass er gar kein Erstaunen zeigte.

„Mit mir kann jeder reden.“

„Nicht hier. Da drüben ist das Café Strandläufer, gehen wir dorthin.“

„Gehen Sie voraus, ich bin gleich da.“

Laura kam sich vor wie bei einer Verschwörung, das Herz klopfte ihr bis zum Hals, aber sie ahnte, dass sie hier einer richtig großen Sache auf der Spur war. Und das alles, weil sie unbedingt Sören Wiebold vor einer Verletzung schützen wollte. Doch hier ging es um mehr als eine Frau, die womöglich nur mit Männerherzen spielte.

Sehr viel mehr.

Und Laura war fest entschlossen, der Sache nachzugehen.

Und wenn sie sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann war es sehr schwer, sie aufzuhalten.

Laura ging hinüber in das kleine Café, das weniger von Touristen sondern mehr von Einheimischen besucht wurde. Es gab nur einen kleinen Gastraum, aber die wenigen selbst gemachten Kuchen waren lecker. Weil das Angebot nur begrenzt war, wirkte es auf auswärtige Besucher kaum interessant, und so entging den Touristen ein wirklicher Genuss – zum Vorteil der hiesigen Bevölkerung. Der Wirt kannte Laura seit ihrer Kindheit, da sie nicht weit von hier aufgewachsen war. Sie bestellte Tee und Apfelkuchen für zwei. Kaum hatte sie das getan, kam auch schon der Fremde herein und setzte sich ohne Zögern zu ihr an den Tisch. Er schnupperte, dann lächelte er.

„Apfelkuchen, er riecht wie der meiner Frau und Schwiegermutter. Hier bin ich richtig.“

Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, um Lauras Misstrauen gegen den Begriff Ex-Freund zu bestätigen, dann hatte sie ihn jetzt erhalten.

„Ich habe schon bestellt, Tee ist für Sie in Ordnung?“, sagte sie freundlich.

„Natürlich, und Sie sind auch schwer in Ordnung.“ Er machte im Sitzen eine Verbeugung und reichte ihr die Hand. „Ich will mich erst einmal vorstellen. Philipp Johannsen ist mein Name, aus Hamburg.“

Er zog eine Visitenkarte aus der Tasche und legte sie auf den Tisch.

„Privatdetektiv?“ Laura machte große Augen.

Das war jetzt wirklich eine Überraschung.

Laura hatte ja mit vielem gerechnet und fast alles für möglich gehalten.

Nur diese Wendung war schon sehr unerwartet.

Immerhin bestätigte sie das in ihrem ursprünglichen Verdacht.

Da war etwas faul...

Oberfaul, um genau zu sein.

Sie sah ihn an und machte ein ziemlich überraschtes Gesicht.

„Und mit wem habe ich das Vergnügen?“, forschte er nach und schmunzelte über ihr Erstaunen.

„Ach – ich – entschuldigen Sie. Laura Stettner, Krankenschwester. Nichts so Aufregendes wie ein Detektiv.“

Der Wirt brachte das Bestellte, Johannsen schnupperte erneut erfreut. „Dieser Kuchen ist seit Tagen das Aufregendste“, stellte er fest.

„Tja... Wenn Sie das sagen!”

„Warum wollen Sie mit mir sprechen? Ach nein, wir wollen erst diesem köstlichen Kuchen die Ehre geben.“

Mit Behagen vertilgte er das doch recht große Stück, während Laura nur kleine Happen in den Mund schob.

„Nun haben Sie meine ungeteilte Aufmerksamkeit“, erklärte der Detektiv schließlich.

Laura schaute ihn aufmerksam an. „Sie sind nicht der Ex-Freund oder Ex-Mann der Frau, die Sie suchen, habe ich recht?“

„Ich?”

„Ja.”

„Das ist nicht Ihr Ernst? Das haben Sie wirklich gedacht?”

„Ja.”

Er stutzte und begann nun schallend zu lachen, dämpfte seine Lautstärke aber gleich darauf. Er prustete förmlich, bis er sich verschluckte und husten musste. Inzwischen wurden schon andere Leute auf sie beide aufmerksam.

Er nahm sich jetzt sichtlich zusammen.

„Entschuldigen Sie bitte, aber allein der Gedanke daran ist einfach nur absurd. Ich bin seit zwölf Jahren glücklich verheiratet und habe kein Interesse an einer Frau wie Claudia Amundsen.“

„Ist das der richtige Name?“, erkundigte sich Laura interessiert.

„Zumindest der Name, unter dem sie einer Reihe von Leuten bekannt ist.”

„Aha...”

„Ich gehe also recht in der Annahme, dass sie hier eine andere Identität benutzt hat?“

„Warum suchen Sie sie?“

Er dachte einen Moment nach, inwieweit er offen mit einer Außenstehenden darüber reden konnte, dann nickte er, als habe er sich selbst die Erlaubnis erteilt.

„Frau Amundsen hat mehrere Leute um viel Geld, eine Menge Gefühle und einiges mehr betrogen.“

„Einiges mehr? Wie soll ich das verstehen?“ Laura runzelte die Stirn. „Meinen Sie eine Heiratsschwindlerin?“

Er nickte langsam aber entschieden.

„So könnte man es wohl ausdrücken.“

„Und warum ist dann nicht die Polizei hier, um sie zu verhaften ...“ Laura unterbrach sich. „Das ist den Männern peinlich. Ich nehme an, es handelt sich in der Mehrzahl um Männer.“

„Ja, das auf jeden Fall. Aber die Polizei kann nur aktiv werden, wenn es Anhaltspunkte über den Aufenthaltsort gibt. Die haben nicht so viel Personal, dass sie auf einen Verdacht hin jemanden zum herumfragen losschicken, noch viel weniger hätte jemand die Zeit, geduldig darauf zu warten, dass sich die Verdächtige zeigt. Sollte ich sie allerdings finden, warten gleich mehrere Gerichtsverfahren auf sie. – Wollen Sie mir jetzt nicht mal etwas mehr erzählen, darüber, weshalb Sie mich sprechen wollen?“

Ein wenig umständlich, stockend und nicht immer der Reihe nach erzählte Laura von Jule; über den Zusammenbruch beim Surfen, die Lebensrettung durch Dr. Wiebold und den jetzigen Aufenthalt in der Klinik.

Johannsen hörte geduldig zu und machte sich dabei über den Rest von Lauras Apfelkuchen her. „Ich kann Sie übrigens beruhigen, so wie ich das sehe, haben Sie Ihre Schweigepflicht nicht wirklich verletzt, denn Sie haben bis jetzt keinen Namen genannt, und wo es um ein Verbrechen geht, sind Sie der Polizei behilflich, außerdem suche ich nach einer Claudia Amundsen, deren Name Ihnen völlig unbekannt ist ... mir scheint, dass ich hier einen Volltreffer gelandet habe, Frau Stettner. Meiner Ansicht nach ist die Frau, die in Ihrer Klinik unter fremdem Namen als Patientin liegt, die Gesuchte, was Sie mir allerdings nicht bestätigen können. Auf jeden Fall befindet sie sich auf der Flucht ...“

„Und sie hat sich offenbar neue Ausweise besorgt. Das meinte jedenfalls der Mann bei der Krankenkasse. Außerdem habe ich beim Einwohnermeldeamt nachgefragt, unter der angegebenen Adresse ist der Name nicht gemeldet.“

„Nun, offenbar hatte sie Ihren Dr. Wiebold als neues Opfer ins Auge gefasst. Dank Ihrer Aufmerksamkeit besteht jetzt eine gute Chance, ihr das verbrecherische Handwerk zu legen.“

„Halt, Moment noch!“ Laura machte eine abwehrende Handbewegung. „Es geht auf keinen Fall, dass Sie jetzt in die Klinik marschieren und womöglich einen Skandal auslösen. Das Gleiche gilt für die Polizei. Du lieber Himmel, ich glaube, ich habe einen Fehler gemacht und weiß jetzt gar nicht mehr, was ich tun soll.“

Plötzlich bekam Laura einen trockenen Mund, und ihre Hände begannen zu zittern. Bis jetzt hatte sie nicht gesagt, wo Jule Brinkhorst genau zu finden war, und anhand des Fotos konnte sie natürlich die Identität nicht korrekt bestätigen.

„Ich will Sie keinesfalls in Schwierigkeiten bringen, Frau Stettner, aber bitte verstehen Sie mich auch. Ich werde die Frau nicht noch einmal entfliehen lassen. Sie ist schlau und hat es bis jetzt immer geschafft, einer Verhaftung zu entgehen.“

„Das verstehe ich, aber ich muss erst – mit dem Chefarzt – und du meine Güte, was soll ich nur tun? Ich muss erst mit Schwester Roswitha reden, unserer Oberschwester, die wird mir zwar den Kopf abreißen, aber sie weiß hoffentlich, wie es weitergehen soll.“

Laura verspürte eine gewisse Erleichterung, es gab jemanden, der diese große Verantwortung übernehmen konnte.

Philipp Johannsen sah nicht wirklich zufrieden aus, wusste aber, dass er ohne die Kooperation der Klinik nichts ausrichten konnte.

„Dann sollten Sie das nicht auf die lange Bank schieben“, mahnte er. „Frau Amundsen weiß jetzt, dass ich hier bin und sie suche. Mit Sicherheit plant sie schon ...“

„Ich rede jetzt gleich mit Schwester Roswitha, und vermutlich wird sie dann mit dem Chef sprechen – falls er da ist. Unsere Oberschwester ist sehr praktisch veranlagt und – na ja – robust.“

„Also gut.“ Obwohl ihm nun doch die Zeit unter den Nägeln brannte, stimmte der Privatdetektiv zu, er brauchte nun einmal Hilfe.

Obwohl Laura sich dagegen wehrte, bezahlte er die Rechnung. „Das läuft unter Spesen“, erklärte er vergnügt. „Aber für diesen Kuchen würde ich auch noch das Doppelte auf den Tisch legen.“

Draußen reichte ihm Laura die Hand, die noch immer eiskalt war und leicht zitterte. „Danke, dass Sie so viel Vertrauen zu mir haben. Sie sind eine kluge, mutige junge Frau, und Sie tun das richtige.“

Das hoffte Laura bis in jede Nervenfaser.

Die besten 10 Liebesromane November 2021: Romanpaket

Подняться наверх