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3.2 Das Genussystem des Türkischen

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Im Türkischen existiert keine Merkmalklasse Genus, das heißt, es gibt kein grammatisches Geschlecht und somit keine grammatische Geschlechtszuweisung (siehe Kissling 1960: 19, Underhill 1976: 32, Schaaik 1996: 13, Schroeder 1999: 270, Lewis 2000: 25, Moser-Weithmann 2001: 27, Ersen-Rasch 2004: 3, Korkmaz 2007: 254, Cakir 2010: 21f., Montanari 2010: 222). Lediglich eine kleine Gruppe von entlehnten Nomen markieren Genus bzw. „Sexus“ (Montanari 2010: 222). Oft handelt es sich dabei um Feminina, die auch als solche von der Ausgangssprache übernommen werden:

(61)şan (t) -öz‚Weibliche Sängerin, aus dem Französischen: chanteuse‘
(62)kral -içe‚Königin, aus dem Serbischen und Kroatischen: kraljica‘

(vgl. Schroeder 1999: 270)

Ansonsten werden Geschlechtsunterschiede im Türkischen durch eigene Lexeme bezeichnet oder dem Nomen werden die Bezeichnungen kadın (Frau) / kız (Mädchen) bzw. erkek (Mann) vorangestellt. Hierbei unterscheidet Korkmaz (2007) vier Gruppen:

Gruppe 1Gruppe 2Gruppe 3Gruppe 4
fem.kız kardeşSchwesterkızTochterdişi aslanLöwintavukHuhn
kadın doktorÄrztinkarıEhefraudişi kediKatzekoyunSchaf
mask.erkek kardeşBruderoğulSohnerkek aslanLöwehorozHahn
erkek doktorArztkocaEhemannerkek kediKaterkoçWidder

Tabelle 12: Geschlechtsunterscheidungen im Türkischen (nach Korkmaz 2007: 254f.)

In die erste Gruppe können alle Bezeichnungen für Menschen gezählt werden, denen entweder ein kadın für Frau, ein kız für Mädchen und ein erkek für Mann und Junge vorangestellt wird.

Die zweite Gruppe umfasst ebenfalls wie Gruppe 1 die Bezeichnungen für Menschen, genauer gesagt für die Verwandtschaftsverhältnisse.

Die Differenzierung des Geschlechtes erfolgt in Gruppe 3 und 4 ausschließlich für Tiere. In Gruppe 3 wird auf die Methode von Gruppe 1 zurückgegriffen und erkek für männlich und dişi für weiblich vor eine Tierbezeichnung gestellt. Ein gesondertes Lexem wird in den Gruppen 2 und 4 verwendet (vgl. Korkmaz 2007: 254f., Lewis 2000: 25).

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass im Türkischen kein grammatisches Genus existiert, wir jedoch einige Genusdifferenzierungen bezüglich des biologischen Geschlechtes vorfinden können, die allerdings in keinerlei Weise am Nomen oder an einem Artikel markiert werden, sondern immer „kombinativ“ (Montanari 2010: 222) erfolgen. An dieser Stelle ist zu erwähnen, dass das Türkische auch keine Artikel kennt: „Türkisch besitzt keinen bestimmten Artikel wie ‚der, die, das‘ und keinen unbestimmten Artikel wie ‚ein, eine, ein‘.“ (Ersen-Rasch 2004: 3).

Eine „quantifizierende“ (Lemke 2008: 119) Funktion besitzt nach Underhill (1976: 38ff.) lediglich der „quasi-indefinite Artikel bir, [der] gleichzeitig auch das Zahlwort eins [ist]“ (Lemke 2008: 119, siehe auch Moser-Weithmann 2001: 27):

(63)bir adam‚ein Mann‘
(64)bir kadın‚eine Frau‘
(65)bir kız‚ein Mädchen‘
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