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3.3 Das Kasussystem des Türkischen

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In der Merkmalklasse Kasus sind im Türkischen sechs Merkmale vorzufinden: Nominativ, Akkusativ, Dativ, Genitiv, Lokativ und Ablativ (siehe Ersen-Rasch 2004: 42ff., Kissling 1960: 22)1. Wie bei der Beschreibung des deutschen Kasussystems sollen in diesem Kapitel die Kasusmarkierung und ihre Funktionen betrachtet werden und die Frage im Hinblick auf existierende Gesetzesmöglichkeiten im Vergleich zum Deutschen beantwortet werden.

Auch bei der Kasusmarkierung der oben genannten sechs Merkmale spielt die Vokalharmonie eine wichtige Rolle (vgl. Ersen-Rasch 2004: 10). Im Nominativ erhalten die Nomen keinerlei Markierungen (siehe Ketrez 2012: 27), so dass es insgesamt fünf „case suffixes“ (Göksel/Kerslake 2005: 70) gibt. Folgende Markierungen existieren im türkischen Kasussystem:

MarkierungBeispiele
+Vokalendung (VE)-Vokalendung (VE)+VE-VE
a/ıu/oe/iü/öa/ıu/oe/iü/ö
Nom.silgi kalem
Akk.-yı-yu-yi-yü-u-isilgi -yikalem -i
Gen.-nın-nun-nin-nün-ın-un-in-ünsilgi -ninkalem -in
Dat.-ya-ya-ye-ye-a-a-e-esilgi -yekalem -e
Lok.-da/-ta2-da/-ta-de/-te-de/-te-da/-ta-da/-ta-de/-te-de/-tesilgi -dekalem -de
Abl.-dan/-tan-dan/-tan-den/-ten-den/-ten-dan/-tan-dan/-tan-den/-ten-den/-tensilgi -denkalem -den

Tabelle 13: Kasusmarkierung am Nomen im Türkischen

Endet das Nomen im Akkusativ, Genitiv oder Dativ auf einem Vokal, wird als Fugenelement im Akkusativ und Dativ zwischen der jeweiligen Endung und dem Nomen ein –y- und im Genitiv ein -n- eingefügt (vgl. Kissling 1960: 20). Die Zuweisung der Suffixe unterliegt, wie bereits erwähnt, den Regeln der Vokalharmonie. Diese Zuweisungsregeln, dargestellt in obiger Tabelle, gelten nahezu ausnahmslos. Es existieren nur wenige Fälle, in denen oft aufgrund phonologischer Gegebenheiten, zugunsten der Ausspracheerleichterung, einige Veränderungen vorgenommen werden, wie z.B. das Wegfallen von Vokalen im Nomen bei „vokalisch anlautenden Suffixen“ (Kissling 1960: 23):

(66)burunburnaburnun
‚Nase-NOM.SGNase-DAT.SGNase-GEN.SG‘

Eine Übersicht aller Ausnahmen ist in Kissling (1960: 22ff.) und Ersen-Rasch (2004: 10ff.) zu finden. In Anlehnung an die Vorgehensweise bei der Beschreibung des deutschen Kasussystems soll im Folgenden ebenfalls nur auf die Merkmale Nominativ, Akkusativ und Dativ eingegangen werden, da der Genitiv beim kindlichen Spracherwerb nur sehr selten Betrachtungsgegenstand ist.

Welche Funktionen erfüllen diese Merkmale des Kasussystems in der türkischen Sprache? Bei der Beantwortung dieser Frage sind deutlich mehr Gemeinsamkeiten des türkischen und deutschen Kasussystems festzustellen als im Numerus oder Genus. Denn auch im Türkischen erfüllen die Kasussuffixe die Funktion, des „most productive way to express syntactic functions of noun phrases“ (Kornfilt 2000: 212, zum Deutschen siehe Wegener 1995b: 120ff.). Die Tabelle 11 zu den semantischen Rollen in der deutschen Kasusmarkierung gilt auch für das Türkische (vgl. hierzu Kornfilt 2000: 212).

Es ist festzuhalten, dass die Kasusmarkierungen im Türkischen „salient und transparent“ (Lemke 2008: 119) sind und das türkische Kasussystem „fast ohne homonyme Formen auskommt“ (ebd.), sowie auch ihre Zuweisung klare Regeln aufweist. Da im Türkischen keine Artikel existieren und das attributive Adjektiv3 im Türkischen nicht flektiert wird, es also keine Markierung dieser Kategorien gibt, können deren Markierungen auch nicht wie im Deutschen dargestellt werden.

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